5.1 Bedeutung der methodischen Festlegungen für die Abschlussanalyse

 

Rz. 128

Die methodischen Festlegungen, welche die unterschiedlichen Segmentberichterstattungskonzepte vornehmen, haben einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Aussagekraft der in einer Abschlussanalyse gewonnenen Erkenntnisse. Daher sind die abgeleiteten Kennzahlenwerte stets vor dem Spiegel des jeweils verwendeten Konzepts der Segmentberichterstattung zu betrachten.

 

Rz. 129

Bei den methodischen Festlegungen, welche Auswirkungen auf die Abschlussanalyse haben, sind insbesondere zu nennen:

  • Entscheidung zwischen ein- und mehrdimensionaler Segmentierung,
  • Entscheidung zwischen management approach und risks and rewards approach (sowohl hinsichtlich der Segmentabgrenzung, der Verdichtung von Segmenten zu berichtspflichtigen Segmenten und hinsichtlich der Segmentbilanzierungs- und Segmentbewertungsmethoden),
  • Entscheidung zwischen Autonomie- und Disaggregationsansatz.

Aufgrund der konsequenten Ausrichtung des DRS 28 am management approach bestehen auch hinsichtlich des an zweiter Stelle genannten Kriteriums nunmehr zwischen der internationalen (einschließlich der US-GAAP-Rechnungslegung) und der deutschen Rechnungslegung (DRS 28) keine grundlegenden Unterschiede mehr.

 

Rz. 130

Tendenziell besitzt der in den aktuellen Standards zur Segmentberichterstattung abgeschaffte risks and rewards approach den Vorteil, dass die aus der Segmentberichterstattung abgeleiteten Segmentinformationen nicht nur mit den Zahlenwerten der Vorperioden der berichtenden Einheit vergleichbar sind, sondern grundsätzlich auch eine Vergleichbarkeit zwischen ähnlichen Segmenten anderer Konzerne und Unternehmen möglich ist, sofern sie die gleichen Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden anwenden.[1]

Der management approach stellt für die Abschlussanalyse eine nicht unerhebliche Einschränkung dar, da weder die Abgrenzung der Segmente noch die veröffentlichten Segmentdaten hinsichtlich ihres inhaltlichen Umfangs und der herangezogenen Bilanzierungs- und Bewertungsmaßstäbe zwischen verschiedenen Bericht erstattenden Einheiten vergleichbar sind[2]. Daher eignen sich bei konzeptioneller Ausrichtung der Segmentberichterstattung am management approach die aus der Abschlussanalyse abgeleiteten Daten in erster Linie für einen Zeitvergleich der Entwicklung der jeweils anzugebenden Segmente. Zudem erhält der Abschlussadressat vertiefte Einblicke in die interne Finanzberichterstattung und in die Steuerungsgrößen des Konzerns bzw. Unternehmens.[3]

Andererseits werden jedoch durch den management approach Umgliederungen oder Umbewertungen von Daten der internen Finanzberichterstattung zum extern offengelegten Segmentbericht unterbunden, sodass "verschleiernde" Modifikationen der Daten vermieden werden und insoweit eine höhere Objektivität der Segmentberichterstattung erreicht werden können[4].

[2] Ähnlich Orth/Sultana, in Böcking u. a., Beck´sches Handbuch der Rechnungslegung, C 630 Rz. 59, Stand: 3/2022.
[3] Vgl. Hahn, in Kirsch, Handbuch Rechnungslegung, Fach 5 Segmentberichterstattung, Rz. 152, Stand: 5/2022.
[4] Vgl. Orth/Sultana, in Böcking u. a., Beck´sches Handbuch der Rechnungslegung, C 630 Rz. 59, Stand: 3/2022.

5.2 Kennzahlenanalyse

 

Rz. 131

In den Geschäftsberichten der meisten börsennotierten Unternehmen wird die Segmentberichterstattung durch Kennzahlen, die aus den Segmentangaben abgeleitet werden können, angereichert. Diese erlauben Aussagen über die Rentabilität, die Produktivität, das Wachstum und im Einzelfall die Wertorientierung[1] der einzelnen Unternehmenssegmente. Aufgrund der häufig nur teilweisen Zurechnung des Fremdkapitals der berichtenden Einheit auf die Segmente[2] und mangels Unterteilung des Segmentvermögens nach Gruppen sind aus den Pflichtangaben keine Kennzahlen einer bestandsorientierten Liquiditätsanalyse nach Segmenten ableitbar. In einer operativen Abschlussanalyse stehen somit Rentabilitäts-, Produktivitäts- und Investitions- und Wachstumskennzahlen im Mittelpunkt.

[1] Vgl. im Einzelnen zur Wertorientierung der Segmentberichterstattung Geiger, Shareholderorientierte Segmentberichterstattung, 2001.
[2] Vgl. hierzu ergänzend Alvarez, in Thiele/Keitz/Brücks, Internationales Bilanzrecht, Rechnungslegung nach IFRS, IFRS 8 Rz. 193, Stand: 6/2021.

5.2.1 Rentabilitätskennzahlen und Produktivitätskennzahlen

 

Rz. 132

Aus den Angaben für die operativen Segmente können – vorbehaltlich des Umfangs der berichtspflichtigen Daten[1] – grundsätzlich folgende Rentabilitätskennzahlen gebildet werden:

 
Segment-Umsatzrentabilität (in %) = Segmentergebnis × 100
Segmenterlöse
Segment-Vermögensrentabilität (in %) = Segmentergebnis × 100
Buchwerte des Segmentvermögens
Segment-Beteiligungsrentabilität der Equity-Gesellschaften (in %) = Equity-Ergebnis eines Segments × 100
Equity-Buchwerte eines Segments
Segment-Cashflow-Umsatzverdienstrate (in %) = Cashflow aus der betrieblichen Tätigkeit eines Segments × 100
Gesamtsegmenterlöse
Segment-Cashflow-Vermögensrentabilität (in %) = Cashflow aus der betrieblichen Tätigkeit eines Segments × 100
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