Rz. 11

Hinsichtlich der Methoden der Segmentabgrenzung können grundsätzlich 2 alternative Methoden unterschieden werden: der management approach und der risks and rewards approach. Gemäß dem management approach knüpft die Segmentberichterstattung im externen Abschluss unmittelbar an der internen Finanzberichterstattung an. Dies betrifft sowohl

  • die Segmentdefinition und Segmentabgrenzung als auch
  • die Segmentberichtsgrößen (z. B. Segmentergebnis) und deren

    • Rechnungslegungsnormen (z. B. Ermittlung nach den internen Finanzberichterstattungsgrundsätzen, die insbesondere auch von den extern verwendeten Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden abweichen können) sowie deren
    • Zusammensetzung (z. B. Abgrenzung der Komponenten des Segmentergebnisses, beispielsweise Einbeziehung des Beteiligungs- und/oder Zinsergebnisses).[1]

Der management approach basiert auf der Annahme, dass den Abschlussnutzern die Segmente sowie die Informationen über die Segmente möglichst in der Form bereitgestellt werden, wie diese auch in der internen Finanzberichterstattung der Konzern- bzw. Unternehmensleitung vorgelegt werden. Implizite Voraussetzung für die Anwendung des management approach bildet daher ein existierendes funktionierendes internes Finanzberichtswesen, aus dem sämtliche extern berichtspflichtige Segmentinformationen übernommen werden können.[2] Aufgrund des unmittelbaren Bezugs zum internen Planungs-, Kontroll- und Steuerungssystem soll dem externen Berichtsadressaten ein operativer Einblick in das Unternehmen bzw. den Konzern quasi aus der Perspektive des Top-Managements gegeben werden.[3]

Der management approach kann dabei helfen, Entscheidungen der Konzern- bzw. Unternehmensleitung, wie Aufgabe eines Segments oder verstärkte Investitionen in ein Segment, für den Abschlussadressaten leichter nachvollziehen zu können.[4]

 

Rz. 12

Nach dem risks and rewards approach werden die Segmente nach homogenen Chancen- und Risikenverhältnissen gegeneinander abgegrenzt. Demnach sind die Segmente so abzugrenzen, dass sich die Chancen- und Risikenstrukturen innerhalb der Segmente möglichst homogen und die Chancen- und Risikenstrukturen zwischen den Segmenten möglichst heterogen verhalten.[5]

Eine Homogenität von Chancen- und Risikopotenzialen der in einem Segment zusammengeschlossenen Geschäftsaktivitäten besitzt den Vorteil, dass eine verlässlichere Prognose der künftigen Geschäftsentwicklung möglich ist.[6] Zudem werden durch diesen Ansatz die Segmente so abgegrenzt, dass ein Vergleich von Segmenten mit Geschäftsaktivitäten anderer Unternehmen leichter möglich ist.[7] Daher wird dieser Ansatz auch als "Industriesparten-Konzept" oder "industry(-based) approach" bezeichnet.[8]

Um eine inhaltliche Vergleichbarkeit mit ähnlichen Segmenten anderer Unternehmen bzw. Konzerne zu ermöglichen, sollten die Segmentberichtsgrößen vergleichbar sein. Dies schließt im Regelfall sowohl die Vorgabe von Rechnungslegungsnormen (beispielsweise zwingende Übereinstimmung von Segmentbilanzierungs- und Segmentbewertungsmethoden mit den für die Bilanzierung und Bewertung in Bilanz und GuV angewendeten Rechnungslegungsmethoden) als auch die exakte Abgrenzung von berichtspflichtigen Posten (beispielsweise präzise Definition von Segmenterlösen und Segmentaufwendungen) ein.

 

Rz. 13

Vorteile der grundsätzlichen Ausrichtung der Segmentberichterstattung nach dem management approach gegenüber einer Ausrichtung am risks and rewards approach sind:[9]

  • Vermeidung zusätzlicher Kosten durch Umgliederung von Daten der internen Finanzberichterstattung und damit im Regelfall auch Beschleunigung der Erstellung des extern veröffentlichten Segmentberichts,[10]
  • Datenharmonisierung von Informationen der internen und externen Berichterstattung,
  • höhere Vertrautheit des Managements mit den extern offengelegten Daten,
  • höhere Entscheidungsrelevanz der Daten[11] und
  • bessere Nachprüfbarkeit der Daten (bzw. höhere Objektivität[12]).

Diesen Vorteilen stehen folgende Nachteile des management approach gegenüber:

  • mangelnde zwischenbetriebliche Vergleichbarkeit der Segmentdaten (sowohl hinsichtlich der Segmentabgrenzung als auch hinsichtlich des materiellen Inhalts der Segmentinformationen)[13] und damit verbunden die Gefahr der zunehmenden Ablösung der Segmentberichterstattung von den übrigen Abschlussbestandteilen[14],
  • geringere Stetigkeit der Segmentinformationen sowohl hinsichtlich der Segmentbildung als auch hinsichtlich der inhaltlichen Abgrenzung der Segmentinformationen[15],
  • Gefahr der Ausrichtung interner Berichtsstrukturen am gewünschten externen Bild.[16] Beispielsweise könnte die Unternehmensleitung beschließen, ihre wachstumsträchtigen Aktivitäten als "neue Geschäftsfelder" bewusst zusammenzufassen, weil sich diese hinsichtlich Chancen und Risiken signifikant von den bereits in einem Reife- oder Sättigungsstadium befindlichen Geschäftsfeldern unterscheiden. Innerhalb dieses – aus Sicht der Unternehmensleitung strategisch zukunftsträchtigen – Segments "neue Geschäftsfelder" kann die Unternehmenslei...

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