Aufgrund der hohen Komplexität unternehmerischer Entscheidungen müssen auch kurzfristige, situationsbezogene Reaktionen in eine langfristige strategische Planung eingebunden sein. Nur so kann die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens auf Dauer sichergestellt werden. Die systematische Planung der Unternehmensentwicklung

  • mindert das Risiko von Fehlentscheidungen, z. B. bei Zeitdruck;
  • ist eine Leitlinie für das operative Tagesgeschäft, die es ermöglicht, Maßnahmen koordiniert und vorausschauend durchzuführen;
  • ermöglicht es durch Festlegung von Zielen, Arbeitsfortschritte zu kontrollieren,
  • erhöht die Leistungsfähigkeit des gesamten Unternehmens und
  • führt durch die Einbindung der Mitarbeiter zu einer höheren Motivation und einer stärkeren Identifikation mit dem Unternehmen.

Die strategische Planung und alle Regelungen, Maßnahmen und Aktivitäten eines Unternehmens, die sich langfristig auf den Unternehmenserfolg oder -wert auswirken, werden als Unternehmensstrategie bezeichnet. Bei vielen Unternehmen ist diese nicht explizit formuliert. Um der Bank im Rahmen des Rating-Prozesses eine klar strukturierte und durchdachte Unternehmensstrategie für die nächsten 5 bis 10 Jahre vorweisen zu können, ist eine schriftliche Formulierung in einem Strategiepapier jedoch unerlässlich.[1] In der Unternehmensstrategie müssen zu folgenden Kernbereichen Aussagen getroffen werden (vgl. Abb. 2).[2]

 
Unternehmensleitbild/Vision Geschäftsfelder/Wettbewerbsvorteile
  • Zweck und zukünftige Rolle des Unternehmens
  • Grundwerte der Unternehmensführung
  • Verhaltens- und Führungsgrundsätze
  • Beziehung zu Mitarbeitern, Kapitalgebern, Kunden, Lieferanten und der Öffentlichkeit
  • zukünftige Tätigkeitsfelder
  • benötigte Produktionsverfahren
  • konjunkturelle Abhängigkeit, Wettbewerbsstruktur und Wachstumsaussichten der Branche
  • Kundenverhalten, Kundenprobleme
  • Wettbewerbsvorteile des Unternehmens
Erfolgsfaktoren/Kernkompetenzen Gestaltung der Wertschöpfungskette
  • bisherige Erfolgsfaktoren
  • Kernkompetenzen, mit denen Wettbewerbsvorteile aufgebaut werden können
  • kausale Abhängigkeiten zwischen den Erfolgsfaktoren der Branche
  • Aktivitäten der Wertschöpfungskette, die auf Kernkompetenzen aufbauen
  • Kooperationen, Outsourcing
  • Aufteilung der betrieblichen Ressourcen
  • Investitionsschwerpunkte
strategische Stoßrichtung strategische Ziele und Maßnahmen
  • strategische Hauptziele zur Steigerung des Unternehmenswerts (Wachstum, Rentabilität oder Risikoreduzierung)
  • Faktoren, die den Unternehmenswert am stärksten beeinflussen
  • aus den Hauptzielen abgeleitete strategische Unterziele
  • konkrete Maßnahmen zur Umsetzung der Unternehmensstrategie

Abb. 2: Kernaussagen einer Unternehmensstrategie

Erfolgreiche Unternehmensstrategien lassen sich durch 4 wesentliche Merkmale charakterisieren:[3]

  1. Sie konzentrieren sich in attraktiven Tätigkeitsfeldern auf zentrale Kundenprobleme und schaffen hier eine klare Differenzierung von den Wettbewerbern.
  2. Sie bauen Kernkompetenzen auf, die langfristig wertvoll sind.
  3. Sie vermeiden unnötige Risiken.
  4. Sie gestalten die Prozesse der Wertschöpfungskette unter Beachtung strategischer Vorgaben möglichst einfach und effizient.
[1] Gleißner, Faustregeln für Unternehmer, 2000, S. 46 ff.
[2] Gleißner/Füser, Leitfaden Rating, Basel II: Rating-Strategien für den Mittelstand, 2002, S. 295 ff.
[3] Gleißner/Füser, Leitfaden Rating, Basel II: Rating-Strategien für den Mittelstand, 2002, S. 297.

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