Rz. 29

Eine schnelle Bezahlung der Rechnungen durch die Kunden ist für das Unternehmen von großer Bedeutung. Die Messung kann über das Kundenziel (Debitorenlaufzeit)[1] erfolgen:

 
Kundenziel (in Tagen) = Bestand an Forderungen auf L + L × 365
Umsatz
 

Rz. 30

Spät zahlende Kunden belasten die Liquidität und führen zu zusätzlichem Kapitalbedarf für die Zwischenfinanzierung. Zudem weist ein langes Kundenziel auf Fehler bei der Organisation der Inkassoabteilung des Unternehmens hin. Ein weiterer Grund könnten Absatzprobleme sein, die das Unternehmen zu einer offensiven Marketingpolitik veranlasst haben, welche den Kunden ein besonders langes Zahlungsziel anbietet. Schließlich können erhöhte Forderungen auch ein Indiz für unzufriedene Kunden sein, die ihr Geld zurückbehalten, um Nachbesserungen zu erzwingen. Hierbei ist nicht klar, ob für diese Beträge bereits Rückstellungen gebildet wurden. Allerdings ist in vielen Branchen aber die Finanzierung der produzierten Erzeugnisse inzwischen üblich und wird daher von den Kunden als Teil des Angebots aufgefasst. Die Kennzahl Kundenziel gibt jedoch nur zusammenfassend über diese Sachverhalte Aufschluss, was eine eindeutige Interpretation erschwert. Gleichwohl erscheint es hier wichtig, den Bilanzausweis entsprechend zu optimieren und klar zu erläutern. So sollten Finanzierungen besser explizit vertraglich vereinbart sein und dann auch als Leasingverträge oder als Ausleihungen außerhalb der Position Forderungen aus Lieferungen und Leistungen in der Bilanz erfasst werden.

[1] Vgl. zur Verwendung bei Ratingsystemen Meyer, Kunden-Bilanzanalyse der Kreditinstitute, 2. Aufl. 2000, S. 287; Gleißner/Füser, Leitfaden Rating: Basel II: Rating-Strategien für den Mittelstand, 2002, S. 107; Dicken, Kreditwürdigkeitsprüfung, 2. Aufl. 1999, S. 93.

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