Zusammenfassung

 
Begriff

Unter dem Betriff Qualitätskosten werden alle Kostenarten und -positionen verstanden, die entstehen, um Qualitätsanforderungen im Unternehmen erfüllen zu können. Qualitätskosten entstehen im Wesentlichen bei der Durchführung präventiver Maßnahmen, bei der eigentlichen Qualitätsprüfung sowie für die Bearbeitung und Beseitigung interner und externer Fehler. In vielen Fällen lassen sich Qualitätskosten nur mit relativ hohem Aufwand erfassen, weil sie sich in anderen Aufwendungen verstecken. Auch ist nicht eindeutig definiert, welche Kostenarten überhaupt Qualitätskosten darstellen. In der Praxis ist festzustellen, dass es hier von Betrieb zu Betrieb häufig ein anderes Verständnis gibt. Daher schwanken die Angaben zur Höhe der Fehlerkosten in den Unternehmen zwischen etwa 5 % und bis hin zu deutlich über 20 %; in Einzelfällen können die Qualitätskosten auch einen Anteil von bis zu 50 % erreichen. Dies ist in besonders sicherheitsempfindlichen Branchen der Fall, wie etwa der Luftfahrt.

1 Wie lassen sich Qualitätskosten strukturieren?

Qualitätskosten lassen sich in drei Hauptgruppen unterteilen:

  • Kosten für Fehlerverhütung,
  • Kosten für Prüfungen und
  • Kosten für interne und externe Fehler.

Innerhalb dieser Hauptgruppen lassen sich die Qualitätskosten weiter untergliedern. Kosten für Fehlerverhütung entstehen, wenn

  • es um die Planung der Qualität (z. B. Anforderungen an das eigene Qualitätsverständnis),
  • die Schulung der Mitarbeiter oder
  • die Beurteilung und Auswahl der Lieferanten unter Qualitätsgesichtspunkten

geht. Der zweite große Kostenblock sind die Prüfkosten, die beispielsweise bei der Wareneingangskontrolle, bei Zwischen- und bei Warenendprüfungen anfallen.

Fehlerkosten

Der für ein Unternehmen in jeder Hinsicht ungünstigste Kostenblock sind die eigentlichen Fehlerkosten. Nicht nur, dass hier Kosten für Ausschuss, Nacharbeiten und die Wiederholung von Prüfungen entstehen. Auch wenn nicht in jedem Fall ein unmittelbarer Zusammenhang hergestellt werden kann, entstehen in der Folge meist auch in nicht unerheblichem Maß Kosten für die Betreuung unzufriedener Kunden. Hierzu zählen neben zusätzlichen Personalkosten für Kundengespräche bzw. Beschwerdebearbeitung sicher auch Erlösminderungen aufgrund von Preisnachlässen bei minderer Produktqualität.

Auswirkungen der Fehlerkosten

Monetär nicht oder nur sehr schwer erfasst werden können i. d. R. Imageverluste bei sich mehrenden Qualitätsmängeln oder Umsatzrückgänge durch zur Konkurrenz abwandernde Kunden. Echte Fehlerkosten belasten jedes Unternehmen daher am meisten, weil neben den direkt entstehenden Kosten noch eine Vielzahl oft schwer quantifizierbarer Aufwendungen entstehen (so genannte Fehlerfolgekosten). Jedes Unternehmen sollte daher grundsätzlich bestrebt sein, relativ gesehen möglichst hohe Präventiv- oder Prüfkosten zu haben. Alle Anstrengungen sollten dahin gehen, die internen und externen Fehlerkosten zu minimieren. Es gilt: Qualität ist teuer, Nicht-Qualität ist unbezahlbar!

Abb. 1: Gliederung und Strukturierung der Qualitätskosten

2 Wie bestimmen Sie die einzelnen Qualitäts-Kostenarten?

Wegen der oft nicht eindeutig geregelten Zuordnung einzelner Kostenarten zu den Qualitätskosten sollte dafür gesorgt werden, dass verbindlich festgelegt wird, welche Kostenarten im Unternehmen überhaupt Qualitätskosten darstellen (sollen). Es muss geklärt werden, ob beispielsweise die Kosten für Ausschuss zu den Qualitäts- oder den Produktionskosten gerechnet werden sollen. Stellen Werkzeug- oder Laborkosten, Mieten und Fortbildungskosten Qualitätsaufwendungen dar oder sind sie Kostenarten, die anderen Funktionsbereichen, wie etwa Material oder Fertigung, zuzurechnen sind? Wichtig ist, dass diese Entscheidungen gemeinsam von allen Verantwortlichen getroffen werden, um spätere Diskussionen oder Missverständnisse ausschließen zu können.

Eine Auswahl möglicher Qualitäts-Kostenarten innerhalb der drei Hauptgruppen ist nachstehend festgehalten:

  • Materialkosten
  • Raumkosten
  • Werkzeugkosten
  • Prüfkosten
  • Laborkosten
  • Kosten für Gewährleistung
  • Gutachterkosten
  • Kosten für Zertifizierungen und Audits
  • Kosten für Schulung, Aus- und Fortbildung
  • Kosten für Lieferantenbeurteilung (einschließlich spezifischer Reisekosten)
  • Kosten für Kundenumfragen
  • Kosten für Beschwerdemanagement
  • Kosten für Dokumentationen
  • Personalkosten auf Qualitäts-Kostenstellen
  • Vorbeugende Wartung und Instandhaltung (soweit zur Fehlerreduzierung erforderlich)
  • Verluste durch zerstörende Prüfungen
  • Kosten für Prüfgeräte und -einrichtungen (einschließlich Kapitalkosten)
  • Kosten für Nachbereitung
  • Kosten für Ausschuss
  • Erlöseinbußen in Form von Preisnachlässen
  • Differenzen zwischen geplanten Produkt- und Ausschusserlösen
 
Praxis-Tipp

Grenzfälle bei der Zuordnung

Versuchen Sie in Grenzfällen, bei denen eine Zuordnung der Kosten sowohl zum Qualitätsbereich als auch zu anderen Funktionsbereichen möglich ist, durchzusetzen, dass die betrachteten Kostenpositionen als Qualitätskosten angesetzt werden. Dies ist besonders im Fall von Fehlerkosten wie Ausschuss oder Nacharbeiten wichtig, um genaue Kenntnis über den Qualitätsstandard des eigenen Betriebes z...

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