Zusammenfassung

 
Überblick
  • Neue Technologien im Bereich der Sensorik ermöglichen es, eingekaufte Güter nahezu vollautomatisch direkt beim Wareneingang auf ihre Qualität und Richtigkeit in der Logistikkette hin zu überprüfen und damit signifikante Kosteneinsparungen zu erzielen.
  • So wird es möglich, frühzeitig Mängel festzustellen, zu verhindern bzw. vorherzusagen, die (gerade bei Just in Sequence oder Just in Time-Fertigungen sowie kleinteiligen, komplexen Fertigungen) ansonsten in der Folge hohe Kosten verursachen.
  • Ferner wird es möglich, Lieferantenqualität weit genauer und früher zu beurteilen – mit entsprechenden Reaktionsmöglichkeiten gegenüber Lieferanten.
  • In diesem Beitrag wird hierzu ein Praxisbeispiel vorgestellt anhand dessen die auf eine Vielzahl an Anwendungsfällen übertragbare Grundstruktur herausgearbeitet wird.
  • Zudem wird aufgezeigt, wie sich die zu diesem Zweck notwendigen Investitionen auf ihre Wirtschaftlichkeit hin beurteilen und die Angemessenheit der Schätzungen nach Durchführung der Investition überprüfen lässt.

1 Vorteile von Internet of Things-Technologie im Einkaufscontrolling

Menschen und Maschinen vernetzen

Internet of Things (im Folgenden: IoT) bezeichnet die Vernetzung von menschlichen und maschinellen Akteuren in der Wertschöpfungskette sowie die Digitalisierung und Echtzeitauswertung der hierfür relevanten Informationen mit dem Ziel "die Prozesse der Wertschöpfung transparenter und effizienter zu gestalten".[1] Dadurch sind insbesondere schnellere Reaktionen auf Veränderungen im Umfeld möglich (Änderung der Liefermengen, Ausfälle bei Zulieferern etc.).[2] Das hierbei entstehende Einsparpotenzial ist signifikant, da z. B. durch Echtzeitinformationen Sicherheitsbestände auf Lager (oder die entstehenden Kosten für Ausfallzeiten) über Lieferketten hinweg kontinuierlich gesenkt werden können (abgeschätztes Einsparpotenzial: 30 % bis 40 %).[3]

Transparenz ermöglicht schnelle Reaktion

Durch die Nutzung der neuen Möglichkeiten dürfte sich die Zusammenarbeit zwischen Kunden und Lieferanten in Zukunft wegen der notwendigen Netzwerke deutlich intensivieren.[4] Hierbei ist insbesondere das Einkaufscontrolling gefragt. Dieses ist darauf angewiesen, sich die neuen technologischen Möglichkeiten zunutze zu machen, um Transparenz über vorliegende Warenqualität bei Wareneingang durch direkte Information am Ort des Lieferübergangs zu erhalten.[5] Derartige Transparenz kann dann helfen, andere Akteure zu mobilisieren[6] und dadurch Einsparpotenzial zu realisieren, sei es, weil Lieferanten, sei es, weil Akteure der eigenen Fertigung dazu angehalten werden, erkannte Ineffizienzen zu beseitigen.

In diesem Beitrag geht es darum, das sich andeutende Einsparpotenzial einmal ganz konkret anhand eines Praxisbeispiels zu illustrieren, aus diesem dann in einem zweiten Schritt die generalisierbaren und darum in einer Vielzahl von Anwendungsfällen vorliegenden Strukturen zu destillieren und zu erläutern, wie sich für letztere eine Wirtschaftlichkeitsanalyse anlegen lässt.

[1] Roth, 2016, S. 6.
[2] Vgl. Roth, 2016, S. 7; vgl. Hórvath, 2016, S. 439.
[3] Vgl. Bauernhansl/Emmrich/Döbele/Paulus-Rohmer/Schatz/Weskamp, 2015, S. 8.
[4] Vgl. Obermaier, 2016a, S. 27–29.
[5] Vgl. Porter/Heppelmann, 2014, S. 72.
[6] Vgl. Mouritsen/Hansen/Hansen, 2009, S. 738.

2 Praxisbeispiel: Einsparpotenziale durch intelligente Datenanalyse von Lieferanteninformationen realisieren

2.1 Ausgangsproblem

Getrieben durch die hohen Anforderungen aus der Automobilfertigung haben sich bereits seit mehreren Jahren neue Produktionsmethoden wie z. B. Lean Management in Kombination mit hochintegrierten Logistikketten etabliert. Dies hat zu Just in Sequence (JIS) und Just in Time (JIT)-Lieferungen – also dem rechtzeitigen Anliefern von Teilen in der richtigen Reihenfolge – geführt. Ferner ergeben sich jedoch vermehrt unterschiedlichste Produktvarianten bis hin zur Losgröße 1.[1] In Summe resultieren somit tiefere – weil spezialisiertere – Zulieferstufen in Kombination mit globalen Fertigungsstandorten. Ergänzend kommt hinzu, dass sich im Rahmen der Digitalisierung verstärkt End-2-End-Prozesse etablieren werden. Im Rahmen dieser wird direkt an Kundenbedürfnissen angesetzt (End), welche durch einen gemeinsamen Produktprototyp über die Produktionsplanung und –fertigung bis zum Service hinziehen und damit wieder bei der passgenauen Bedürfnisbefriedigung des Kunden enden (End).

Abb. 1: End-2-End-Prozess[2]

Jede dieser drei Entwicklungen (JIS und JIT, Losgröße 1 und End-2-End) hat zur Folge, dass die An- und Auslieferungen der Teile vom Lieferanten zu den Herstellern des Originalerzeugnisses (OEMs) wesentlich kleinteiliger und damit insgesamt komplexer werden. Dies hat wesentlichen Einfluss auf das Lieferantenmanagement. Die Vielzahl der abgerufenen und zu liefernden Materialien erhöht sich und damit auch der Aufwand im Einkauf und im Einkaufscontrolling.

[1] Vgl. generell zu dieser Entwicklung Scheer, 2016, S. 444–445.
[2] Quelle: SAP.

2.2 Der Lösungsansatz der msg systems ag

2.2.1 Das Konzept

Abweichungen von der richtigen Reihenfolge erkennen

Aktuell wird beim Wareneingang (OEM) und Warenausgang (Lieferant) die korrekte Liefernummer über die üblichen Begleitscheine an der Lieferung sichergestellt. Allerdings ergeben sich in der Praxis r...

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