Nachbesserung und Preislisten

Der Wert von Informationen kann auch darin liegen, dass andere Lieferanten ausgewählt werden. Häufig wurden Lieferanten bislang allein anhand des Preises ausgewählt, da sich anhand der vorliegenden Informationen nicht klar bestimmen ließ, inwiefern Probleme, die zu späteren Zeitpunkten in der Lieferkette auftraten, einzelnen Lieferanten zuzuordnen waren oder nicht,[1] Nun können weitere Parameter in die Entscheidung einbezogen werden.

So kann die KI feststellen, dass bei dem bisher herangezogenen Lieferant A im Vergleich zu Lieferant B vorher beim Wareneingang nicht beachtete Mängel später mit höherer Wahrscheinlichkeit zu Fehlern führten. Diese Information wird dann zu einer anderen Wahlentscheidung (bzw. zu einer Neuverteilung von Liefermengen im Fall eines dual sourcing) führen, wenn die Kosten für die später auftretenden Fehler den Preisvorteil des bisherig gewählten Lieferanten A übersteigen.

Steht allein die Entscheidung über die Allokation von Liefermengen auf Lieferanten zur Diskussion, ist in einem ersten Schritt abzuschätzen, ob der Prozentsatz an Fehlern bei Lieferungen des Lieferanten A dessen Preisvorteil gegenüber dem Lieferanten B mit einer geringeren Fehlerquote, aber höherem Preis eine Reallokation wirtschaftlich machen könnte.

 
Praxis-Beispiel

Kostenvergleich von Lieferanten

Ein Reifen von Lieferant A kostet 50,00 EUR.

Ein Reifen von Lieferant B kostet 50,10 EUR.

Je geliefertem Reifen hat Lieferant A also einen Preisvorteil von 0,10 EUR.

Die Fehlerquote des Lieferanten A beträgt 1 %.

Die Fehlerquote des Lieferanten B beträgt 0,5 %.

Die Reklamationskosten betragen 700 EUR.

Stückkosten Lieferant A: 50 EUR + (1 % × 700 EUR) = 57 EUR.

Stückkosten Lieferant B: 50,10 EUR + (0,5 % × 700 EUR) = 53,60 EUR.

Damit hat Lieferant B einen Gesamtvorteil pro 3,40 EUR pro Reifen.

Um den Vergleich mit dem vorangegangenen Praxisbeispiel zu ermöglichen:

Die Investition wird sich bereits dann innerhalb eines Jahres lohnen, wenn mehr als 183.530 Reifen statt von Lieferant A nunmehr von Lieferant B bezogen werden.

 
Jahresgesamtausgaben 624.000 EUR
/ Kostenunterschied: 3,40 EUR/Stück
= Break-Even-Point: 183.530 Stück

Mit anderen Worten lohnt sich die Investition immer dann, wenn ein Lieferantenwechsel bzw. eine Reallokation von Lieferaufträgen stattfindet und der Kostenvorteil durch die höhere Qualität den Investitionsbetrag übersteigt.

Auch hier zeigt sich, worauf es ankommt, nämlich um das Wissen über

  • die Preisunterschiede zwischen Lieferanten und
  • die Unterschiede zwischen den Wahrscheinlichkeiten, dass die lieferantenspezifischen Probleme früher auftauchen.

Erneut sind insbesondere letztere sehr schwierig zu schätzen.

Auch hier lässt sich ein Soll-Ist-Vergleich durchführen, indem geschätzte Größen mit den später (nunmehr erhobenen) Größen verglichen werden.[2]

[1] Es sei darauf hingewiesen, dass es natürlich auch bei einer transaktionskostenbasierten Herangehensweise bereits dem Lieferanten bei Lieferung zuordnungsfähige fehlerhafte Ware gab. Diese bereits durch menschliche Erfassung gelösten Probleme sind nicht Gegenstand der folgenden Ausführungen und bei einer Wirtschaftlichkeitsrechnung herauszurechnen – es sei denn, die menschliche Qualitätsüberprüfung wird nun von den Sensoren übernommen, so dass es zu Einsparpotenzial kommt.
[2] Vgl. zum Vorgehen bei Abweichungsanalysen etwa Kloock/Sieben/Schildbach/Homburg, 2005, S. 271–289.

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