Die eingangs beschriebene Anpassung der Prozesse an geänderte, schnellere und dynamischere Rahmenbedingungen verändert auch die Art, wie wir die Prozesse steuern (können). Um den Anforderungen an die Geschwindigkeit der Geschäftsabläufe, sowohl bei der Auftragsabwicklung als auch bei der Neuprodukt-Entwicklung, gerecht zu werden, ist immer mehr Digitalisierung und Automatisierung erforderlich. Die Voraussetzung für die Automatisierung von Prozessen ist deren detaillierte Beschreibung. Während in den vergangenen Jahrzehnten überwiegend fertigungsnahe Prozesse automatisiert wurden, kommen nun auch Lösungen auf, mit denen sehr intellektuelle Prozesse automatisiert werden können, soweit sie nur beschreibbar sind. Allgemein sind dies z. B. Analyse- und Diagnose-Prozesse inkl. der Entscheidung, Dokumentationsaufgaben und sogar Aufgaben zur Codierung von Software. Durch intelligente Algorithmen wird damit eine Vielzahl von Abläufen und Aufgaben schrittweise automatisiert werden, die im Extrem zur Automatisierung der eigentlichen Wertschöpfung führt.

Die Prozesslandschaft in unseren Unternehmen lässt sich auf dieser Basis tendenziell in 2 wesentliche Blöcke aufteilen:

  1. Beschreibbare Abläufe

    Diese Geschäftsprozesse werden noch tiefer und detaillierter beschrieben als dies in den bestehenden Prozessbeschreibungen üblich ist. Zu diesen Prozessbeschreibungen gehört dabei (natürlich) nicht nur die Reihenfolge der Tätigkeiten.

    Abb. 1: Bestandteile der Prozessdokumentation

    Für ein operatives Funktionieren der Prozesse sind die verschiedenen "Flüsse" erforderlich, die einen Prozess begleiten, z. B.

    • Materialfluss (bei Fertigungs- und Logistikprozessen)
    • Dokumentenfluss
    • Informationsfluss
  2. Empathiebezogene Prozesse

    Trotz weitgehender Digitalisierung wird es viele Prozesse geben, die nicht automatisierbar sind, weil ihr Ablauf nicht eindeutig beschreibbar ist. In einer immer schnelllebigeren Geschäftswelt ist es u. a. wichtig, intensiv mit den wesentlichen Stakeholdern zu kommunizieren, um die Wertschöpfungskette (bzw. zunehmend die Wertschöpfungsnetzwerke) zu koordinieren und für einen reibungslosen Ablauf der Leistungserstellung zu sorgen. Dies betrifft wesentlich die Führungsprozesse sowie die kreativen und strategischen Prozesse im Unternehmen.

    Die Vernetzung und Geschwindigkeit führen darüber hinaus zu einer Erweiterung der Prozessbetrachtung über die juristischen Unternehmensgrenzen hinaus. Es entstehen Konzepte wie Co-Creation und Coopetition, also die aktive, kreative Zusammenarbeit zwischen Kunden und Lieferanten zur Erstellung der Leistung, und zwischen Wettbewerbern, die z. B. bei der Entwicklung einer Technologie-Plattform zusammenarbeiten.

    Aber selbst solche kreativen, kommunikativen und strategischen Prozesse werden oft von IT-Systemen unterstützt und von beschreibbaren Informationsflüssen begleitet. Um ein belastbares Funktionieren dieser Prozesse sicherzustellen, muss auch dieser Informationsfluss "im Griff" sein.

Eine wesentliche Voraussetzung für eine solch breit angelegte Automatisierung ist ein tiefes Verständnis der Datenflüsse entlang der Geschäftsprozesse.

Diese und weitere Gedanken waren die Basis für ein Projekt, das im ersten Halbjahr 2019 stattfand und das eine bessere Steuerung der Geschäftsprozesse durch eine höhere Transparenz der Datenflüsse zum Ziel hatte.

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