Langfristige Lieferantenbeziehungen als Ziel

Eine wertorientierte Gestaltung der Lieferantenbeziehungen kann für das Wohl des eigenen Unternehmens eine entscheidende Rolle spielen.[1] Eine gute Lieferantenbeziehung beginnt jedoch nicht erst mit dem ersten Geschäft, das beide Vertragspartner abschließen, sondern bereits mit den diversen Aufgaben im Vorfeld des ersten Vertrags. Grundsätzlich kann der "Lebenszyklus" der Lieferantenbeziehung in 8 Teilbereiche gegliedert werden:

  1. Lieferantenqualifizierung:Aufgabe des strategischen Einkaufs ist es, geeignete Lieferanten zu suchen. Potenzielle Lieferanten können in Ausschreibungen ihr Interesse bekunden und darlegen, ob sie die zuvor festgelegten Anforderungen erfüllen.
  2. Lieferantenbewertung:Anhand der eingereichten Unterlagen liegt es nun am Einkauf, die Lieferanten zu bewerten und zu klassifizieren, um somit ohne große Zeit- und Ressourcenverschwendung ungeeignete Bewerber aus dem Prozess zu eliminieren. Sowohl Scorecards als auch direkte Gespräche können hier zur Zielerreichung dienen.
  3. Lieferantenauswahl:Grundsätzlich sollten Lieferanten ausgewählt werden, mit denen eine langfristige Zusammenarbeit vorstellbar ist. Daher sollte diese Auswahl auf Basis fundierter Analysen erfolgen.
  4. Lieferanten-Onboarding:Der neue Partner muss ordnungsgemäß aufgenommen werden. Obwohl er bereits zugesagt hat, die Anforderungen erfüllen zu können, kann er dies nur mit detaillierten Spezifikationen über die Art, den Umfang und sonstige Informationen tun. Das Onboarding ist auch die perfekte Möglichkeit, Überwachungsprozesse einzurichten.
  5. Leistung der Lieferanten:Zum Lieferantenmanagement gehört vor allem ein konsequentes Monitoring der Transaktionen und der Kommunikation mit dem Lieferanten, um zu prüfen, ob dieser seine Zusagen einhält. So können ggf. Nachbesserungen gefordert werden und die Notwendigkeit eines Lieferantenwechsels wird frühzeitig erkannt.
  6. Lieferantenrisiko:Das Risikomanagement ist darauf ausgelegt, das Unternehmen zu schützen, bspw. bei Vertragsbruch, Lieferverzug oder Qualitätsverlust. Das Vertrauen, das ein Unternehmen seinem Lieferanten entgegenbringt ist wichtig, schützt aber dennoch nicht vor unerwarteten Krisen.
  7. Lieferantenentwicklung: Lieferantenentwicklung gewinnt vor allem bei besonders wertvollen Beziehungen an Bedeutung. Eine enge Zusammenarbeit mit externen Partnern, um Transaktionen zu optimieren, kann für beide Seiten von Vorteil sein.
  8. Lieferantenmanagement:Ziel ist es grundsätzlich, dauerhafte und langfristig profitable Partnerschaften zu schaffen. Falls also Lieferantenbeziehungen lohnend für beide Seiten sind, sollte an diesen festgehalten und in deren Zukunft weiter investiert werden.

Ausgewählte Kennzahl: Liefertermintreue

Der Quotient aus Anzahl der pünktlichen Lieferungen und Anzahl der gesamten Lieferungen (in Prozent) beschreibt die Verlässlichkeit des Vertragspartners. Die Termintreue von Lieferanten weist mit rund 80 % einen schlechten Wert auf.[2] Die Verwendung dieser Kennzahl ist daher insbesondere als Teil der Zielvereinbarung einzelner Einkäufer sinnvoll, da sie ein Beweis für deren Fähigkeit ist, Lieferanten richtig zu bewerten.

Ausgewählte Kennzahl: Reklamationsquote

Im Gegensatz zur zeitlichen Komponente bewertet diese Kennzahl die Qualität der gelieferten Materialien. Sie beschreibt die Anzahl der fehlerhaften Lieferungen im Vergleich zur Gesamtanzahl aller Lieferungen eines Jahres. Laut der bereits erwähnten Studie des BME liegt diese Quote über alle teilnehmenden Branchen hinweg bei ca. 2,5 %.

[1] Vgl. Hofbauer/Mashour/Fischer, 2012, S. 13 ff.
[2] Vgl. BME, 2017, S. 10.

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