In vielen modernen Controllinginstrumenten – wie z. B. Target Costing, Balanced Scorecard und vor allem der Prozesskostenrechnung – ist die Prozessbetrachtung ein wesentlicher Bestandteil. Trotz dieser hohen Bedeutung spielt der Prozessfokus für die Controllingtätigkeit in vielen Unternehmen bislang eine eher untergeordnete Rolle. Schwerpunkt ist insbesondere die finanzorientierte Planung und Steuerung, die sich v.a. auf Organisationseinheiten (Geschäftsbereiche, Kostenstellen) oder Vertriebsstrukturen (Produkt, Produktgruppe, Kunde, Kundengruppe) beziehen. Für eine Beschäftigung mit den Geschäftsprozessen, die horizontal zu den Organisationseinheiten verlaufen, bleibt oft wenig Raum.[1] Auch die Anwendung der Methoden mit Prozessfokus ist vielfach nicht zufriedenstellend, wenn bspw. die Bereitstellung konkreter Werte für Prozesskennzahlen im Rahmen der Anwendung der Balanced Scorecard eine Herausforderung darstellt. Die Prozesskostenrechnung wiederum wird nur selten als Instrument zur Unterstützung der Prozesssteuerung genutzt, z. B. als Informationsquelle für Prozessverantwortliche, sondern vorrangig als Hilfsmittel zur Verbesserung von Kalkulationen und internen Kostenverrechnungen positioniert. In der Regel werden hierzu bislang statische Prozesskostenmodelle aufgebaut, die einen hohen Aufwand für Aufbau und Pflege aufweisen und somit meist kaum unterjährig Anwendung in Unternehmen finden.

Für das Controlling als Gestalter und Betreiber des Planungs- und Reportingsystems ist es jedoch eine wichtige Aufgabe, prozessbezogene Informationen in das Steuerungssystem des Unternehmens zu integrieren.[2] Insbesondere für digitale Unternehmen ist dies ein wichtiger Erfolgsfaktor, um Digitalisierung und Automatisierung zu unterstützen. Entsprechend dieser Anforderungen muss der Prozessfokus des Controllings umfassender aufgesetzt werden. Benötigt werden die Prozessinformationen im Monitoring und Reporting, die Bereitstellung von Informationen für Optimierungsaktivitäten und schließlich die Abbildung der Prozesse in Planung und Kostenrechnung. Zudem wird Controlling als Sparringspartner der operativen Einheiten und Prozessverantwortlichen benötigt.

Während bislang für die Wahrnehmung dieser Aufgaben manuelle Tätigkeiten und Sonderanalysen notwendig waren, steht nun mit Process Mining eine Technologie zur Verfügung, welche die benötigten Informationen systemisch bereitstellen kann.

[1] Vgl. Mayer/Brenner, 2009, S. 153.
[2] Vgl. Mayer/Brenner, 2009, S. 154.

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