Das Leitbild der Nachhaltigkeit, also die Verwirklichung wirtschaftlichen Wachstums unter gleichzeitiger Berücksichtigung natürlicher ökologischer Grenzen und sozialen Ausgleichs, hat in den letzten Jahren im politischen, gesellschaftlichen als auch wirtschaftlichen Kontext kontinuierlich an Bedeutung gewonnen. Unternehmen sehen sich in zunehmendem Maße mit konkreten Erwartungshaltungen in Bezug auf ihr ökologisches und soziales Handeln konfrontiert. Zeitgleich haben sich auch rechtliche und regulatorische Anforderungen an Unternehmen hinsichtlich ökologischer und sozialer Rahmenbedingungen deutlich erhöht. Der daraus resultierende Handlungsdruck, hin zu einer nachhaltigen Unternehmensführung, wird voraussichtlich auch künftig weiter an Bedeutung gewinnen. Unternehmen müssen daher ihre Strategien sowie die operative Unternehmensführung auf die Anforderungen ihrer Anspruchsgruppen (z. B. die Politik oder die Gesellschaft) hin ausrichten.[1]

Zu erwähnen ist hier vor allem die Sonderstellung der "finanziellen Nachhaltigkeit", die meist als Teil einer guten Unternehmensführung (Governance, im ESG-Konzept) interpretiert wird[2] und die bereits oftmals implizit, z. B. als Teil der internen Steuerung, betrachtet wurde. Kennzahlen zur Operationalisierung der finanziellen Nachhaltigkeit sind der Finanzperspektive einer BSC zuzuordnen. Eine Operationalisierung der finanziellen Nachhaltigkeit ist anhand von 4 Kennzahlen möglich. Diese werden aus der Begriffsbedeutung abgeleitet und lauten: reale Wachstumsrate, Ertragsrisiko, Insolvenzrisiko sowie "Value Spread", d. h. die Differenz der Kapitalrendite zu den risikoabhängigen Kapitalkosten.[3] Eine risikoadjustierte Überrendite von Unternehmen mit hoher finanzieller Nachhaltigkeit lässt sich an den Börsen empirisch belegen.

[1] Vgl. Hentze/Thies, 2012, S. 1089 ff.
[2] Vgl. Günther/Günther, 2017.
[3] Vgl. Günther/Gleißner/Walkshäusl, 2020.

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