Auch wenn die regulatorischen Mechanismen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen aktuell nur für eine eingeschränkte Gruppe an Unternehmen direkt zum Tragen kommt, sind alle Unternehmen gut beraten, sich jetzt mit dem Aspekt des CO2-Risikos proaktiv auseinanderzusetzen. Denn das regulatorische Umfeld im Hinblick auf Maßnahmen zur CO2-Emissionsminderung ist sehr dynamisch und multinationale, nationale und lokale Anforderungen nehmen laufend zu.

Unternehmen sollten verstehen, wie sich künftige, strengere Klimaschutzgesetze auf ihre eigene Geschäftstätigkeit auswirken können und wie eine aktive Steuerung gewährleistet wird. Stand heute unterschätzen noch viele Unternehmen das Ausmaß ihrer direkten (eigene Wertschöpfungskette) und indirekten (vor- und nachgelagerte Wertschöpfungsketten) CO2-Emissionen.

Gründe für die Nutzung eines internen CO2-Preises

Um sich auf eine kohlenstoffarme Welt vorzubereiten, führen immer mehr Unternehmen – parallel zu der externen CO2-Bepreisung – das Instrument des internen CO2-Preises ein. Damit kann den Klimarisiken ein eigener, monetärer Wert zugeschrieben werden. Finanzielle Entscheidungsträger nutzen diese einheitliche, interne Messgröße, um damit innerhalb des Unternehmens die kohlenstoffarme Transformation unabhängig von aktuellen externen Regularien voranzutreiben. Der interne CO2-Preis wird dabei Instrument…

  1. …zur Aufdeckung, Bewertung und zum Management kohlenstoffbezogener Risiken: Abschätzung und gestaltende Steuerung der klimainduzierten Risikoexposition, um so strategische Handlungsfelder abzuleiten, Investitionen in nachhaltige, emissionsarme Technologien und Aktivitäten zu tätigen sowie weitere Maßnahmen zur Risikovermeidung anzustoßen
  2. …zur Identifizierung und Bewertung kohlenstoffbezogener Chancen: Aufdecken von strategischen Chancen und Investitionsmöglichkeiten zur Kostensenkung und Steigerung der Widerstandsfähigkeit in der gesamten Wertschöpfungskette
  3. …zur Transformation: Entwicklung einer Klimastrategie und Ausrichtung der Geschäfts- und Investitionsstrategie auf die Klimaziele des Pariser Abkommens durch die Förderung von Investitionen in Energieeffizienz-Initiativen, Beschaffung erneuerbarer Energien und Entwicklung von kohlenstoffarmen Produkten/ Dienstleistungen

Neben der Relevanz des internen CO2-Preises für die nachhaltige Ausrichtung und Steuerung des Unternehmens wird die unternehmensinterne Bepreisung von CO2 auch durch externe Treiber gefördert. So sind besonders Investoren daran interessiert, in welchem Maße Unternehmen Klimarisiken vorbeugen und Chancen aus einem nachhaltigen Wirtschaften generieren. Zudem gewinnt die Einführung von internen CO2-Preisen und die verstärkte Verankerung von Klima-Auswirkungen in Unternehmensprozessen bei Zertifizierungen und Nachhaltigkeitsratings (wie z. B. CDP) wesentlich an Bedeutung.[1]

3.1 Aufbau einer internen CO2-Bepreisung

Voraussetzung für die Einführung einer internen CO2-Bepreisung ist neben der Verpflichtung der Geschäftsführung vor allem eine belastbare Bilanzierung von CO2-Emissionen (Carbon Accounting). Den Rahmen hierfür bildet das GHG Protocol, das sich als de-facto-Standard etabliert hat. Diese allgemeinen Prinzipien und Regeln gilt es in den unternehmensspezifischen Kontext zu übersetzen und organisatorisch zu verankern.[1]

Die Gestaltung der internen CO2-Bepreisung erfolgt entlang der drei folgenden Dimensionen: Breite, Tiefe und Höhe des Preises, von deren konkreten Ausgestaltung die Wirksamkeit maßgeblich abhängt.

Dimension "Breite" – Emissionsprofil:

Zunächst sind die Quellen von Treibhausgasemissionen und damit relevante Bereiche der Wertschöpfungskette zu identifizieren. Zur Bestimmung der für einen internen CO2-Preis relevanten Aktivitäten wird typischerweise das Emissionsprofil des Unternehmens als Grundlage genutzt. Unterschieden wird zwischen vier Emissionstypen: Scope 1, Scope 2, Scope 3 upstream und Scope 3 downstream (s. Abb. 4). Scope 1 fasst die Emissionen zusammen, die durch das Unternehmen selbst direkt verursacht werden. Im Scope 2 finden sich indirekte Emissionen wieder, die durch den Einkauf von Energie entstehen. Bei Scope 3-Emissionen wird noch einmal in Emissionen aus der Lieferkette (upstream) und der Nutzungsphase (downstream) unterschieden.

Abb. 4: Übersicht zu CO2-Emissionen

Es ist zu beachten, dass die gewählte Anwendungsbreite maßgeblichen Einfluss auf die individuellen Zielsetzungen und Steuerungsmöglichkeiten hat.[2]

Dimension "Tiefe "– Anwendungstyp

Beim Anwendungstyp wird zwischen der Ausgestaltung als "Schattenpreise" und als "interne Abgaben" unterschieden. Während in der Variante "Schattenpreise" lediglich hypothetische Kosten pro Tonne CO2 als Kennzahl für Entscheidungen ausgewiesen werden, führt die Variante "interne Abgaben" zu direkten Belastungen der Geschäftseinheiten. Bekannte Unterne...

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