Wie in jeder Unternehmensplanung ist der Ausgangspunkt die Gewinn- und Verlustrechnung bzw. die Ergebnisrechnung mit Kosten und Erlösen. Alle klassischen Ansatzpunkte zur Gewinnsteigerung führen auch zu höheren Liquiditätszuflüssen. Ausgenommen sind lediglich bilanzpolitische oder kalkulatorische Maßnahmen wie z. B. Abschreibungen oder Umbewertungen. Die Liquidität wird verbessert, indem – sofern möglich – die Einnahmen erhöht oder die Kosten gesenkt werden. Ansatzpunkte sind daher alle Maßnahmen zur Umsatzsteigerung, was in Zeiten konjunkturellen Abschwungs weniger relevant ist, sowie Kostensenkungen.

Kostensenkung im Vordergrund

Konjunkturell schlechte Zeiten gehen also zunächst mit Kostensenkungsprogrammen einher. So ist insbesondere eine schnelle Anpassung des Materialeinsatzes und der bezogenen Fremdleistungen wichtig, um Zeitverzögerungen zwischen Absatzrückgang und Vorleistungszufluss so gering wie möglich zu halten und damit Liquidität zu schonen. Da Fixkosten per Definition nicht kurzfristig anzupassen sind, verbleibt noch eine Anpassung der Personalkosten im möglichen Rahmen, z. B. durch Reduzierung von Fremdarbeitern, Nutzung von Arbeitszeitflexibilisierung, Kurzarbeit, bis hin zur Ultima Ratio: Entlassungen.

Ansatzpunkt Gewinn- und Verlustrechnung

Erfolgssteuerung

Zur Liquiditätsplanung ist der erste große Ansatzpunkt in der Gewinn- und Verlustrechnung zu finden. Diese ist traditionell im Fokus des Controllings und kann neben der in Abb. 4 exemplarisch dargestellten Form in vielen anderen Arten wie z. B. der stufenweisen Deckungsbeitragsrechnung aufgestellt sein. Dann können insbesondere aus der Teilkostenrechnung noch wesentlich differenziertere Ansatzpunkte nach Produkten, Kunden, Vertriebswegen etc. abgleitet werden.

Abb. 4:Gewinn- und Verlustrechnung der Beispiel GmbH

Im Beispiel wird ein Gewinn erwirtschaftet, sodass die nicht zahlungsrelevanten Aufwendungen ebenfalls mit abgedeckt sind und daher ein Liquiditätszufluss aus dem operativen Geschäft entsteht.

Ansatzpunkt Bilanz

Bilanzrelationen

Neben der Erfolgssteuerung liegt der zweite Ansatzpunkt in der Beschäftigung mit den Bilanzkonten. Während die Aktivseite durchaus im Betätigungsfeld der Controller liegt, ist die Passivseite meist Angelegenheit der Buchhalter bzw. Treasurer. Zur Liquiditätssteuerung ist diese Unterteilung jedoch nicht wesentlich, da ein integrativer Ansatz erforderlich ist. Liquidität zirkuliert innerhalb der Bilanzpositionen und zeigt an, wo Zahlungsmittel gebunden sind. Grundsätzlich senkt die Reduzierung des eingesetzten Kapitals bzw. der Bilanzsumme die gebundene Liquidität und ist daher für die Liquiditätssteuerung wesentlich. Abbildung 5 zeigt die Bilanz der Beispiel GmbH zum Bilanzstichtag.

Abb. 5:Bilanz der Beispiel GmbH

Liquiditätskennzahlen

Die Bilanz der Beispiel GmbH zeigt einen Zahlungsmittelsbestand von 10 % der Bilanzsumme auf. Neben diesem relativ hohen Liquiditätsbestand liegen Gestaltungsmöglichkeiten zur Liquiditätssicherung in den Bilanzrelationen bzw. Relationen aus Bilanz sowie Gewinn- und Verlustrechnung. Dazu werden Liquiditätskennzahlen gebildet, die in Abb. 6 mit ihren Berechnungsformeln und den Werten der Beispiel GmbH dargestellt sind.

Liquiditätsgrade sind Kennzahlen der bestandsorientierten Liquiditätsanalyse. Dabei werden Zahlungsverpflichtungen und Vermögenspositionen der Bilanz zueinander ins Verhältnis gesetzt. Von der Liquidität 1. Grades bis zur Liquidität 3. Grades nimmt dabei die Geldwerdungsdauer der einbezogenen Vermögensgegenstände ab. Zur Vermeidung von Liquiditätsproblemen sollten liquide Mittel oder kurzfristig liquidierbare Vermögenswerte in Höhe der kurzfristigen Verbindlichkeiten vorhanden sein.

Abb. 6:Liquiditätskennzahlen der Beispiel GmbH

Die Beispiel GmbH weist dabei Liquiditätsgrade auf, die unter den Erwartungen bleiben. Als Zielwerte gelten allgemein für die Liquidität 1. Grades ein Wert von 20 %, für die Liquiditätsgrade 2. und 3. Grades Werte von 100 % resp. 200 %. Allerdings ist die Aussagefähigkeit der Liquiditätsgrade begrenzt, da sie auf Vergangenheitsdaten beruhen, stichtagsbezogen sind und Liquiditätspotenziale, wie z. B. ungenutzte Kreditlinien, nicht berücksichtigen.

Netto-Umlaufvermögen

Neben dem Liquiditätsbestand ist das Netto-Umlaufvermögen ein wesentlicher Ansatzpunkt zur Verringerung des eingesetzten Kapitals und damit der erforderlichen Liquidität. Dabei wird vom Umlaufvermögen das zinslos zur Verfügung stehende Abzugskapital abgerechnet. Nicht zinswirksame Verbindlichkeiten sind insbesondere Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen, Anzahlungen und einige Rückstellungspositionen wie z. B. Steuerrückstellungen. Mit der Gestaltung des Netto-Umlaufvermögens wird versucht, ein Gleichgewicht zwischen Forderungen und Verbindlichkeiten herzustellen. Teilweise wird sogar Liquidität geschöpft, indem negatives Netto-Umlaufvermögen realisiert wird.

In der Beispiel GmbH beträgt das Netto-Umlaufvermögen 155 Mio. EUR, womit effektiv weniger Liquidität als das Umlaufvermöge...

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