Der dritte Treiber schließlich sind die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (L+L). In der Bilanz sind sie auf der Passivseite zu finden und müssen mit ihrem Rückzahlungsbetrag angesetzt werden. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen sind haben i. d. R. eine Laufzeit von bis zu einem Jahr. Eigentlich ist es aus Sicht der Liquiditätsfreisetzung günstig, einen hohen Bestand an Verbindlichkeiten aus L+L zu haben, da die Lieferanten einem ja einen "kostenlosen" Kredit gewähren. Allerdings muss auch diese Position kritisch betrachtet werden: Denn es besteht zumindest grundsätzlich die Möglichkeit, dass der Gläubiger sie früher als geplant zurückfordern kann. Auch wenn dies in der Praxis nicht die Regel ist, muss ein Betrieb in der Lage sein, solchen Anforderungen jederzeit nachkommen zu können. Daher sollte man den Bestand an Verbindlichkeiten aus L+L trotz der Vorteile nicht zu hoch werden lassen. Ohnehin gilt aus Sicht der Liquiditätssicherung: Je höher die Verbindlichkeiten sind, desto höher muss also die Liquiditätsreserve ausfallen, auch, um nicht gegen gültige Finanzierungsregeln zu verstoßen. Zum anderen ist es aus Kostensicht immer günstiger, kurzfristige Verbindlichkeiten unter Ziehen von Skonto so früh wie möglich zu tilgen. Und auch für diese Zahlungen wird Liquidität benötigt, die man z. B. aus Reduzierungen von Forderungsbeständen und Lagerverbesserungen freisetzen kann.

Möglichkeiten zur Reduzierung von Verbindlichkeiten

Die Kernfragen im Bereich "Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen" lauten:

  • Besteht "in geeignetem Umfang" die Möglichkeit, weiter Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen aufzubauen, wenn Lieferer kein Skonto anbieten?
  • Wird konsequent darauf geachtet, unter Ausnutzung von Skonto zu zahlen, wenn es Zulieferer anbieten?

Nachstehend sind einige wichtige Möglichkeiten, den Bestand an Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen zu verbessern, aufgeführt.

Analyse der kurzfristigen Verbindlichkeiten

Wie in den Fällen zuvor ist es auch bei den Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen sinnvoll, eine Analyse der bestehenden Verbindlichkeiten und Schuldner voranzustellen. Die Lieferanten lassen sich meist mit relativ wenig Aufwand in die Kategorien A, B und C einteilen. Eine weitere Unterteilung in Stamm-, Gelegenheits- und neue Lieferanten kann sich ebenfalls als nützlich erweisen. Bei neuen Lieferanten oder bei Gläubigern, die in unregelmäßigen Abständen liefern, können oftmals leichter unangenehme Maßnahmen durchgeführt werden, als dies bei Stammlieferanten oder strategisch wichtigen Geschäftspartnern der Fall ist.

Ausnutzung von Skontofristen

Die konsequente Ausnutzung von Skontofristen ist eine Möglichkeit, den Stand der Verbindlichkeiten "angemessen" niedrig zu halten. Die Gewährung von Skonto ist eine Zinsvergütung für eine vorzeitige Zahlung und enthält auch eine Prämie für die Reduzierung von Aufwand und Risiken, die mit jedem Zielverkauf verbunden sind. Ein Skonto von 3 % entspricht einem Jahreszins von 54 %, wenn die Zahlungsbedingungen "Zahlbar innerhalb von 10 Tagen mit 3 % Skonto oder 30 Tage Netto" lauten. Lieferskonti entsprechen Skontoerträgen und verbessern die Liquidität. Daher ist das Ziehen von Skonto einer Verlängerung von Zahlungszielen immer vorzuziehen, auch wenn man dafür selbst einen Kredit aufnehmen muss (Ausnahme: die Bank gewährt keinen Kredit mehr oder der Skontosatz beträgt weniger als 1 %).

Verlängerung der Zahlungsfristen

Darüber hinaus sollte geprüft werden, ob und wo es möglich ist, Zahlungsfristen zu verlängern oder zu verschieben, wenn kein Skonto gewährt wird. Dabei geht es ausdrücklich nicht darum, gewährte Zahlungsfristen ohne Zustimmung des Vertragspartners zu überschreiten und sich mahnen zu lassen. Vielmehr sollte systematisch versucht werden, mit ausgewählten Lieferanten und Gläubigern Vertragsverhandlungen über eine Verlängerung der Zahlfristen und/oder Verbesserungen der Konditionen zu führen. Diese Maßnahme eignet sich vor allem für Betriebe mit einer bestimmten Markt- bzw. Nachfragemacht. Für Unternehmen mit einem geringen Einkaufsvolumen bei einem Lieferanten ist es sicher problematisch, solche Ziele durchzusetzen. Bei einer Verlängerung der Zahlungsziele ist es aber oft schwierig, günstigere Preise durchzusetzen. Hier muss im Einzelfall überlegt werden, mit welcher Variante das Unternehmen besser fährt (vgl. auch Bestellmengenoptimierung bei Vorräten und Beständen).

Standardisierung der Einkaufsbedingungen

Vielfach ist es üblich, mit jedem einzelnen Lieferanten eigene Zahlungs- und Einkaufsbedingungen auszuhandeln. Zwar dominiert häufig das Zahlungsziel 30 Tage netto, es gibt aber immer wieder eine Reihe abweichender Vereinbarungen. Daher sollte geprüft werden, ob sich die Bedingungen nicht für alle oder zumindest möglichst viele Lieferanten vereinheitlichen lassen. So können z. B. der Arbeitsaufwand verringert und die Transparenz erhöht werden. Die Maßnahmen lassen sich sehr gut mit der Verlängerung...

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