Die Qualität des Working Capital verbessert sich, wenn sich die sogenannten Working-Capital-Treiber Forderungen, Bestände verringern und die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen erhöhen, da diese Faktoren im kurzfristigen Bereich für den Großteil der Kapitalbindung verantwortlich sind.

Ziel der Verbesserung nicht immer gewünscht

Eine Verbesserung des Working Capital ist für viele Betriebe schwierig, weil diese zwar grundsätzlich kurzfristigen Größen durchaus langfristigen Charakter besitzen können. Denn von den Entscheidungsträgern wird häufig eine gewisse "Basis" an Forderungen, Vorräten und kurzfristigen Verbindlichkeiten als gegeben akzeptiert: Forderungen werden in liquide Mittel (Bank, Kasse) umgewandelt, und gleichzeitig entstehen neue Forderungen durch weitere Verkäufe. Verbindlichkeiten werden getilgt, und gleichzeitig entstehen neue Verbindlichkeiten für soeben erworbene neue Vorräte. Rohstoffe werden verbraucht und gleichzeitig erfolgt die Lieferung weiterer Materialien. Eine Verringerung des Forderungsbestands kann für die Verantwortlichen u. U. auch ein psychologisches Problem darstellen, da wachsende Forderungen ja auch zeigen, dass ein Unternehmen erfolgreich verkauft. Gefühlsmäßig ist daher möglicherweise der Wunsch vorhanden, die Forderungen nicht verringern zu wollen. Dennoch sollte regelmäßig hinterfragt werden, ob diese "Basis" in ihrer jetzigen Höhe in allen Bereichen tatsächlich notwendig ist, oder ob Möglichkeiten bestehen, sie zurückzuführen.

Freisetzung von gebundenem Kapital

Ziel einer Verbesserung des Working Capital muss es immer sein, gebundenes Kapital freizusetzen, z. B. Forderungen durch Factoring oder eine Verbesserung des Forderungsmanagements zu reduzieren. Allerdings sollte immer versucht werden, frei werdende Mittel produktiv zu nutzen, z. B. für Investitionen zur Erzielung von Mehrumsatz oder für die Tilgung von Verbindlichkeiten. Nur dann verbessern sich wichtige Kennzahlen wie Eigenkapitalquote oder Fremdkapitalanteil. Von einer Verbesserung des Working Capital profitieren alle Unternehmen, unabhängig von Rechtsform, Branche oder Größe.

Abbildung 2 zeigt zusammenfassend, durch welche Faktoren oder Treiber das Working Capital beeinflusst wird.

Abb. 2:  Einflussfaktoren auf das Working Capital

3.1 Gesamtlage analysieren

Bevor damit begonnen wird, einen oder mehrere Bereiche zu optimieren, sollte unbedingt eine Bestandsaufnahme durchgeführt werden. Dabei sollten u. a. folgende Fragen berücksichtigt werden:

  • Sind den Verantwortlichen im Unternehmen die Folgen und Nachteile eines hohen Working Capital bekannt? Kann z. B. aufgezeigt werden, wie hoch die Kapitalbindung ist, welche Kosten hierdurch entstehen und welche alternativen Verwendungsmöglichkeiten für das gebundene Kapital bestehen?
  • Ist bekannt, in welchem Bereich (Forderungen, Bestände, Verbindlichkeiten) im Durchschnitt wie viel Kapital gebunden ist und wie sich die Positionen über mehrere Jahre entwickelt haben?
  • Welcher Bereich hat den größten Anteil an der Kapitalbindung oder wo drohen in der näheren Zukunft Erhöhungen der Anteile? Hier sollte mit den Arbeiten begonnen werden.
  • Gibt es zudem herausragende Einzelpositionen – auch unabhängig vom Bereich – bei denen es sich lohnt, sofort Maßnahmen einzuleiten? Dies kann z. B. ein einzelner Lieferant mit ungünstigen Konditionen oder ein einzelner (Groß)Kunde sein, der seinen Zahlungsverpflichtungen regelmäßig nicht pünktlich nachkommt.
  • Alle Positionen sollten innerhalb des Bereichs nach ihrer Höhe sortiert werden, um den Handlungsbedarf besser abschätzen zu können.
  • Gibt es bereits Aktivitäten, um gebundenes Kapital freizusetzen? Welche? Was wird konkret getan? Seit wann? Mit welchem Ergebnis? Wer ist hierfür verantwortlich? Handelt es sich um eine strukturierte oder eher sporadische Arbeit? In welchen Abständen wird geprüft, ob sich das Working Capital verändert?
  • Gibt es Vergleichsdaten aus der Branche oder anderen Unternehmen?
  • Lassen sich diese Arbeiten in ein umfassendes Optimierungskonzept integrieren?
  • Gibt es ein Monitoring für das Working Capital?
  • Wie kann ein mittelfristiges Gesamtkonzept zur Verbesserung des Working Capital aussehen? Ist die Verbesserung des Working Capital ein Unternehmensziel?
  • Wer kümmert sich um ein aktives Working-Capital-Management?
  • Bis wann soll das Working Capital um wie viel Prozent verbessert werden? Wie setzt sich die Verbesserung zusammen (Forderungen, Bestände, Verbindlichkeiten)?
  • Was soll mit den frei werdenden Mitteln geschehen, z. B. Tilgung von Verbindlichkeiten oder Durchführung von Investitionen ohne / mit geringerer Neukreditaufnahme?
 
Praxis-Tipp

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