Um die Leerkosten richtig zu behandeln, um sie zu berechnen und damit sichtbar zu machen und um sie zu reduzieren, müssen sie zunächst erkannt werden. Leerkosten stellen keine spezielle Kostenart dar. Sie bestehen vielmehr aus den üblichen Kostenarten. Sie manifestieren sich lediglich durch eine ungewollte und unerwünschte Größenordnung. Der Kostenrechner muss zum einen in der Lage sein, die Leer- und Nutzkosten des Unternehmens und seiner Teilbereiche zu berechnen. Im zweiten Schritt legt er fest, welche Leerkosten im normalen Geschäft akzeptiert werden (können). Außerdem muss er eine regelmäßige Überwachung anstoßen.

5.1 Normalbeschäftigung

Die Berechnung der maximalen Kapazität eines Unternehmens oder auch nur einer Maschine ist nur theoretisch möglich. Faktoren wie der Produktmix, Störungen, Wartungen, Rüstzeiten oder die Fähigkeiten der Bedienung spielen eine große Rolle bei der Bestimmung der Kapazität. Da bei diesen Faktoren Unwägbarkeiten eine große Rolle spielen, kann eine maximale Kapazität zwar theoretisch berechnet, praktisch jedoch nie erreicht werden.

Ähnlich ist es bei der optimalen Kapazität. Neben der technisch möglichen Maximalauslastung berücksichtigt die optimale Kapazität den Ertrag, den die Maschine oder das Produktionsunternehmen erwirtschaftet. Der Produktmix findet in der Regel Berücksichtigung, ebenso Rüstzeiten und Wartungen. Dennoch kommt es in der praktischen Anwendung immer wieder zu Störungen des geplanten Ablaufes, was wiederum zur Unterschreitung der optimalen Kapazitätsauslastung führt. Daher ist auch die optimale Kapazität kein geeigneter Maßstab für den Kostenrechner, um die Leerkosten zu berechnen.

Die Praxis rechnet daher mit der Normalkapazität. Sie beinhaltet neben den Berechnungen der optimalen Kapazitätsauslastung auch Abschläge für erwartete, aber nicht vorhersagbare Störungen oder Veränderungen. So kommt es immer wieder dazu, dass der Produktmix kurzfristig verändert werden muss. Auch Störungen können, wenn schon nicht zeitlich, so doch als Summe, richtig eingeschätzt und in die Berechnungen einbezogen werden.

 

Produktmix egalisieren

Werden auf einer Maschine unterschiedliche Produkte hergestellt, ist die Berechnung der Kapazitäten in Stück kaum möglich. In der Regel belasten die unterschiedlichen Produkte die Anlage in unterschiedlichem Ausmaß. Um hier korrekt zu arbeiten zu können, muss man eine einheitliche Größe finden. Bei Maschinen ist das in der Regel die Bearbeitungszeit, in größeren Einheiten kann es sich um Geldeinheiten handeln. Geldeinheiten werden dann z. B. auf den Erlös oder auf Deckungsbeiträge bezogen. Dabei kann es dann zu unterschiedlichen Kapazitäten kommen.

In Tabelle 6 zeigt sich an einem vereinfachten Beispiel, wie sich die unterschiedlichen Größenordnungen, in denen die Kapazität gemessen werden kann, verhalten, wenn sich der Produktmix verändert. In diesem Fall wurden die Werte so gewählt, dass die Bearbeitungsminuten als Kapazitätseinheit konstant bleiben. Der Kostenrechner muss für seine Situation die optimale Größenordnung finden und damit die Normalkapazität festlegen.

Ist die Normalbeschäftigung einmal errechnet, lassen sich Veränderungen darauf aufbauend integrieren. Der Berechnungsaufwand reduziert sich mit der Zeit. Eine regelmäßige Prüfung (Leistungsfähigkeit, Produktmix etc.) der Parameter durch den Kostenrechner ist unumgänglich.

 
  A B A B A B
  Szenario 1 Szenario 2 Szenario 3
Fertigungszeit [in min.] 20 30 20 30 20 30
Erlös pro Stück [in EUR] 50 80 50 80 50 80
Deckungsbeitrag pro Stück [in EUR] 15 20 15 20 15 20
Produktmix bei Normalkapazität [in Stück] 5.000 8.000 8.000 6.000 0 11.333
Normalkapazität [in Stück] 13.000 14.000 11.333
verbrauchte Zeit [in min.] 100.000 240.000 160.000 180.000 0 340.000
Normalkapazität [in min.] 340.000 340.000 340.000
Erlöse [in EUR] 250.000 640.000 400.000 480.000 0 906.667
Erlöse aus Normalkapazität [in EUR] 890.000 880.000 906.667
Deckungsbeiträge [in EUR] 75.000 160.000 120.000 120.000 0 226.667
Deckungsbeitrag aus Normalkapazität [in EUR] 235.000 240.000 226.667

Tab. 6: Unterschiedliche Größenordnungen für die Kapazität

5.2 Planwerte

Die beste Möglichkeit, Leerkosten zu entdecken, ist der Vergleich der entsprechenden Größen mit Planwerten. Dazu müssen regelmäßig, z. B. im Rahmen der Budgetierung, weitergehende Planungen erstellt werden (vgl. Tab. 7). Einige Parameter geben relativ schnell und ohne großen Rechenaufwand Informationen über die Entwicklung der Auslastung, sind jedoch nicht immer bezeichnend für die echte Entstehung von Leerkosten. Andere Parameter geben genaue Auskunft über die Leerkosten, sind jedoch recht aufwändig in der Ermittlung.

 
Planwert Inhalt Herkunft
Umsatzzahlen In den Zeiten, in denen Leerkosten über das übliche Maß hinaus entstehen, werden auch signifikante Umsatzrückgänge zu erwarten sein. Daher ist der erste und einfachste Indikator, leider auch der ungenaueste, der Umsatz des Unternehmens. Verkaufsstatistik
Absatzzahlen Die verkauften Stückzahlen der einzelnen Produkte geben einen Anhaltspunkt für die Entwic...

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