Krisen bieten Chancen, insbesondere weil sie (außer im Falle der Insolvenz) der Startpunkt für den nächsten Aufschwung sind. Aus den Erfahrungen der Krise kann das Unternehmen lernen, frühzeitig Risikoindikatoren zu erkennen und unsichere Umfeldeinflüsse zu bewerten. Dazu bietet es sich an, auch hinsichtlich (Unternehmens-)Krisen einen Risikomanagementprozess im Unternehmen einzuführen.

Zur Risikoidentifizierung bietet es sich an, Frühwarn-, Erkennungs- oder Aufklärungssysteme im Unternehmen zu installieren, mithilfe derer verschiedene interne und externe Parameter aus dem Unternehmensumfeld überwacht werden können. Folgt man Ansoff, so gilt es mithilfe des Instruments des strategischen Radars auch auf "Weak Signals" zu achten, das beginnende Trends in der Umwelt (bspw. ein aufkommendes Umweltbewusstsein, neuartige Krankheiten, die entdeckt werden, Gesetzgebungsvorhaben) aufzeigt. Bzgl. der ausgewählten Parameter sollten unternehmensspezifische Grenzwerte definiert werden, deren Über- oder Unterschreitung vorbereitete Maßnahmen zur Gegensteuerung zur Folge haben.[1] Dadurch erfolgt eine Bewertung der jeweiligen Risiken. Durch Digitalisierung und Big Data liegen hierzu genügend Daten und die technischen Voraussetzungen vor, diese Daten anschließend zielgerichtet einzusetzen. Damit können Umweltunsicherheiten früher erkannt werden und das Schadensausmaß durch gezieltes Gegensteuern eingedämmt werden. Die Risiken werden etwas steuerbarer.

Erkenntnisse aus dem Frühwarnsystem können anschließend in der Unternehmensplanung verarbeitet werden. Auch der Prozess der Unternehmensplanung wird durch die Digitalisierung verändert, durch Automatisierung und die größere Datenverfügbarkeit wird die Steuerung auf Grundlage von Treibermodellen ermöglicht. In diese Modelle fließt eine Vielzahl von internen und externen Daten ein, um ein möglichst umfängliches Modell der Unternehmenszukunft zu generieren.

Zudem können durch die Automatisierung der Unternehmensplanung verschiedene Szenarien innerhalb der Planung gerechnet werden, bspw. ein Best Case und ein Worst Case. Die Planung erfolgt demnach in einer Bandbreitenplanung, die Auswirkungen verschiedener Szenarien auf ein Unternehmen sind erkennbar.[2] Grundlage für eine belastbare Szenariorechnung ist es, realistische Annahmen zu treffen und diese bei der Szenario- und Risikoanalyse miteinzubeziehen. Nur aus akkuraten Daten in Verbindung mit einer Analyse durch fundierte und bspw. stochastische Methoden lassen sich konkrete Prognosen herleiten. Diese sind wiederum Grundlage für alle finanziellen Auswirkungen für das Unternehmen. Darüber hinaus stellen sie die Ausgangslage aller zu planenden Gegenmaßnahmen dar, die beim Eintritt etwaiger Krisen durchgeführt werden sollen.

Die beschriebenen Maßnahmen werden nicht verhindern, dass es zur nächsten Krise kommt – das Ausmaß des Schadens jedoch können sie beeinflussen. Daher ist es wichtig, als letzten Schritt des Risikomanagementprozesses eine Kontrolle hinsichtlich der eingesetzten Instrumente und umgesetzten Maßnahmen sowie deren Erfolgswirksamkeit durchzuführen.

[1] Vgl. Ansoff, 1976.
[2] Vgl. Kieninger/Mehanna/Michel, 2015, S. 6.

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Haufe Finance Office Premium. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge