Die Höhe des Lagerbestandes bestimmt mit vielen unterschiedlichen Komponenten einen erheblichen Teil der Logistikkosten.

  • Der Lagerbestand muss finanziert werden. Die Waren zu beschaffen oder zu fertigen verlangt in aller Regel eine Bezahlung, die gerade bei hohen Lagerbeständen vor dem Verkauf bzw. dem Forderungseingang liegt.
  • Ein hoher Lagerbestand stellt hohe Ansprüche an Lagerplatz und Lagereinrichtung. Je mehr Produkte untergebracht werden müssen, desto höher sind die Kosten für Räume, Regale und Maschinen.
  • Die gelagerten Produkte müssen gepflegt werden. Dazu ist der Einsatz von Personal notwendig, was entsprechende Kosten verursacht.
  • Höhere Bestände bedeuten längere Lagerzeiten. Die Gefahr, dass die Produkte verschwinden, verderben oder beschädigt werden, ist größer. Bei technischen Produkten oder Modeartikeln kommt die Gefahr der Veralterung hinzu.

Diese Kosten sind jedem Kaufmann bekannt. Die Bestrebungen der Kostenverantwortlichen zu geringen Lagerbeständen laufen jedoch den Ansprüchen des Vertriebs an die Logistik entgegen. Eine Verringerung des Lagerbestandes führt automatisch zu einer Verschlechterung der Lieferbereitschaft, wenn nicht andere Maßnahmen für eine Kompensation sorgen. Solche Maßnahmen sind u. a.

  • die möglichst detaillierte Planung der Verbrauchsmengen durch den Vertrieb. Für die wichtigsten Artikel müssen die monatlichen Stückzahlen so rechtzeitig geplant werden, dass sie bis zum Verbrauchstermin gefertigt oder beschafft werden können. Die Planung stützt sich in der Regel auf Vergangenheitswerte, muss jedoch durch die Vertriebsmitarbeiter um die aktuelle Entwicklung korrigiert werden.
 
Praxis-Tipp

Es ist schwer, ein funktionierendes Planungssystem aufzubauen, da dazu viel Erfahrung notwendig ist. Diese erhalten Sie jedoch nur, wenn Sie jetzt damit beginnen. Führen Sie Ihre Mitarbeiter im Außendienst über mehrere Monate, wenn es sein muss auch Jahre, an die Planung heran. Nur so gewinnen Sie die erforderliche Sicherheit, die zu guten Planergebnissen führt.

  • die Festlegung von Dispositionsregeln für die nicht geplanten Produkte. Dafür gibt es in der betriebswirtschaftlichen Theorie eine Vielzahl von Möglichkeiten. Mindestmengen, Meldebestände, Solleindeckungszeiten und stochastische Verbrauchsermittlung sind in der Praxis erprobte Mittel, um Bestände zu verringern oder Lieferbereitschaften zu erhöhen.
  • die Straffung des Programms. Werden weniger unterschiedliche Produkte verkauft, müssen auch weniger gelagert werden. Die Disposition und die Planung kann sich auf weniger Artikel konzentrieren und damit die Bedarfe besser vorhersagen. Es ist nicht wirtschaftlich, einen Artikel, der nur unregelmäßig und in geringen Stückzahlen verkauft wird, permanent auf Lager zu haben.
  • die Verbesserung von Lieferkonditionen. Viele Bestände, die sich nur langsam umschlagen, sind bestimmt von Bedingungen des Lieferanten. Dieser verlangt eine Mindestbestellmenge und verkauft nur in vorgegebenen Verpackungseinheiten. Der Einkauf kann in vielen Fällen diese Bedingungen verändern, muss jedoch oft auf diese Problematik hingewiesen werden. Sinnvoll kann auch der Wechsel vom Hersteller zum Großhändler sein, der durch geringere Verpackungseinheiten Vorteile bietet. Die höheren Kosten werden durch das geringere Lagerrisiko in vielen Fällen ausgeglichen.
  • die Verlagerung des Lagers zum Lieferanten. Die Anforderungen der eigenen Kunden können durch die Einkäufer an die Lieferanten weitergegeben werden. Durch Lieferverträge können kurzfristige Lieferzeiten und Mengen, die der Lieferant für seinen Kunden auf Lager haben muss, festgelegt werden. Selbstverständlich verursacht dies Kosten, die im Einkaufspreis verborgen sind.

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