Zusammenfassung

 
Überblick
  • Bei einer Vielzahl von Konzernen besteht das Portfolio aus unzähligen Minder- bzw. Mehrheitsbeteiligungen. Dies führt i. d. R. zu komplexen Unternehmensstrukturen, die nachfolgend auch mit höheren Anforderungen an ein modernes Konzerncontrolling einhergehen.
  • Aufgabe des Konzerncontrollings ist es, durch die Auswahl geeigneter Instrumente und Methoden eine qualifizierte Entscheidungsgrundlage für die Konzernführung bereitzustellen und zugleich effektive Planungs- und Kontrollprozesse im Konzern zu etablieren.
  • Der vorliegende Beitrag beschreibt, wie das Konzerncontrolling in unterschiedliche Konzernstrukturen eingebettet ist. Dabei werden zunächst organisatorische Aspekte von Konzernen beschrieben, die Aufgabenfelder des Konzerncontrollings erläutert und zukünftige Schwerpunkte des Konzerncontrollings vorgestellt.

1 Relevanz in der Unternehmenspraxis

Konzern oder Großunternehmen?

Nahezu jedes bedeutende Unternehmen wird in der heutigen Zeit als Konzern bezeichnet. Mag diese Bezeichnung in einer Vielzahl der Fälle wie z. B. für den VW-Konzern mit seinen mehr als 300 Beteiligungen korrekt sein, ist die Richtigkeit dieser Aussage in manch anderer Situation nicht ad hoc zu beantworten.

Doch welche Charakteristika muss ein Konzern oder ein Konzernunternehmen aufweisen, um auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht als solcher/solches angesehen zu werden? Aus definitorischer Sicht findet sich in der Literatur eine Ansammlung unterschiedlicher Abgrenzungen, in denen der Begriff sowohl weiter als auch enger ausgelegt wird. Eine besonders treffende Definition führen Macharzina und Pohle in diesem Zusammenhang an. Sie bezeichnen einen Konzern "unter Heranziehung wirtschaftlich-materieller Kriterien als einen Unternehmenszusammenschluss, […] indem die wesentlichen unternehmerischen Entscheidungen von einer Konzernleitung getroffen werden, wodurch die Entscheidungsfreiheit der Konzerngesellschaften zumindest partiell eingeschränkt ist".[1] Das Besondere hierbei: Die Konzerngesellschaften müssen rechtlich selbständige Einheiten bilden.[2]

Häufig wird in Zusammenhang mit dem Konzernbegriff auch über eine sog. Holding bzw. Holdingstruktur eines Unternehmens gesprochen. Hierbei wird jedoch keine Rechtsform beschrieben, sondern lediglich eine Art und Weise, wie Einzelunternehmen untereinander organisiert sind und miteinander interagieren.[3]

Das Für und Wider

Solche zentralisierten Strukturen können auf der einen Seite zu Synergieeffekten und einer verbesserten Durchsetzung von getroffenen Entscheidungen führen, bringen auf der anderen Seite jedoch Komplexität und Fragen in der Unternehmensführung mit sich. Diese reichen von der Schwierigkeit der Implementierung einer konzernweit einheitlichen Daten- und Prozesslandschaft, der Bewertung von Investitionsentscheidungen und die daran anschließende Kapitalallokation bis hin zur Harmonisierung von Zeitplänen in Planungs- und Budgetierungsprozessen.

Dem Konzerncontrolling, als Bindeglied zwischen dem Vorstand und den Fach- und Geschäftsbereichsebene der Konzerngesellschaften, ist bei all diesen Aspekten eine zentrale Rolle zuzuordnen. Landsmann bezeichnet das Konzerncontrolling in diesem Zusammenhang "als Teilfunktion der Konzernführung mit systemgestaltenden und -nutzenden Aufgaben im Bereich der Planung und Kontrolle".[4]

Im Folgenden soll zunächst beispielhaft die Organisation des Konzerncontrollings und nachfolgend dessen Aufgaben und Funktion dargestellt werden.

[1] Macharzina/Pohle, 2003, S. 395.
[2] Vgl. § 18 AktG.
[3] Vgl. Kaminski/Strunk, 2006, S. 123.
[4] Landsmann, 1998, S. 39.

2 Organisation des Konzerns und die Auswirkungen auf das Konzerncontrolling

Konzernstruktur determiniert Konzerncontrolling

Der Aufbau und die sich daran anschließenden Aufgaben und Funktionen des Konzerncontrollings stehen in starker Abhängigkeit zur Struktur und Art des Konzerns.

Liegt dem Konzern eine Holdingstruktur zu Grunde, kann diese im Wesentlichen in drei unterschiedliche Formen unterteilt werden. Hierzu zählen:

  • die Finanz-Holding,
  • die Management-Holding sowie
  • der Stammhauskonzern.

2.1 Finanz-Holding

Grundsätzlich strebt eine Finanz-Holding keine direkte Einflussnahme auf die operativen Geschäfte der (Tochter-)Gesellschaften an. Eine gewisse Nähe und Einfluss auf die Gesellschaft zu wahren, ist einer Finanz-Holding über die Besetzung von Kontrollgremien oder über Gesellschafter- bzw. Aktionärsversammlung möglich.

Controlling in der Finanz-Holding

Die zentrale Aufgabe des Controllings, bei der Einbettung in eine Finanz-Holding, kann in der Konsolidierung von Finanz- und Ergebnisgrößen (z. B. Return on Investment, Economic Value Added) und der darauf aufbauenden Berichterstattung an das Top-Management des Konzerns gesehen werden. Die eigenständige und losgelöste Durchführung des strategischen und operativen Controllings auf Ebene der Gesellschaften führt zwangsläufig zu einer gewissen Heterogenität, die in Kombination mit unterschiedlichen Marktgegebenheiten bspw. zu anderen Ansätzen im Planungsprozess oder in den Berichtsstrukturen führen kann.

Das Konzerncontrolling in diesem Umfeld ist im Verhältnis zu den anderen beiden erwä...

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