Bei der Vergleichsrechnung nach § 31 EStG für den Übertragungsempfänger wird der volle Bedarfsfreibetrag zugrunde gelegt. Der sich aus dem Abzug des halben Kinderfreibetrags und des vollen Bedarfsfreibetrags ergebenden ESt-Minderung wird die Hälfte des Kindergeldanspruchs für den gesamten Veranlagungszeitraum[1] gegenübergestellt. Auch trotz der Tatsache, dass der volle Bedarfsfreibetrag abgezogen wird, ist nur das halbe Kindergeld zu verrechnen. Zum anteiligen Umfang des Kindergeldes s. nachfolgendes Beispiel unter b).

Ist danach die ESt-Entlastung aus dem Abzug von halbem Kinderfreibetrag und vollem Bedarfsfreibetrag höher als der anteilige Kindergeldanspruch, werden bei der ESt-Veranlagung Kinderfreibetrag und Bedarfsfreibetrag vom Einkommen abgezogen. Die Hälfte des Kindergeldanspruchs wird danach der tariflichen Einkommensteuer hinzugerechnet.[2]

 
Praxis-Beispiel

Beispiel 4
Auswirkung bei jedem Elternteil

Heinz T. und Hermine S. sind die Eltern des Kindes Alexandra (12 Jahre) und nicht verheiratet. Alexandra lebt bei der Mutter und ist dort gemeldet. Der Kindergeldanspruch für Alexandra beläuft sich im Jahr 2023 auf insgesamt 3.000 EUR (250 EUR × 12 Monate).

Der Vater erfüllt seine Unterhaltspflicht. In seiner Wohnung ist das Kind nicht gemeldet.

Hermine beantragt in ihrer ESt-Erklärung die Übertragung des Bedarfsfreibetrags des Kindesvaters auf sich.

Zu versteuerndes Einkommen (zvE) vor Abzug der Freibeträge nach § 32 Abs. 6 EStG:

 
Heinz T.: 45.730 EUR
Hermine S.: 27.660 EUR

Lösung

a) Vergleichsrechnung beim Kindsvater Heinz T.:

 
  EUR EUR
Einkommen/zvE I 45.730  
ESt nach Grundtarif   9.795
abzüglich    
1/2 Kinderfreibetrag – 3.012  
Bedarfsfreibetrag – Übertragung auf die Kindesmutter
0
 
zvE II 42.718  
ESt nach Grundtarif   8.745
ESt-Entlastung durch Kinder­freibetrag   1.050
Zu verrechnende Hälfte des Kindergeldanspruchs (3.000 EUR / 2) = 1.500
Minderbetrag   – 450

Die ESt-Entlastung aus dem Abzug des halben Kinderfreibetrags ist niedriger als die Hälfte des Kindergeldanspruchs. Demzufolge wird bei der ESt-Veranlagung kein halber Kinderfreibetrag abgezogen. Bei der Ermittlung der Zuschlagsteuern wird fiktiv der halbe Kinderfreibetrag abgezogen.

b) Vergleichsrechnung bei der Kindesmutter Hermine T.:

 
  EUR EUR
Einkommen/zvE I 27.660  
ESt nach Grundtarif   4.023
abzüglich    
halber Kinderfreibetrag – 3.012  
voller Bedarfsfreibetrag (nach Übertragung der Hälfte des Kindsvaters) – 2.928  
zvE II 21.720  
ESt nach Grundtarif   2.400
ESt-Entlastung durch Abzug der Freibeträge nach § 32 Abs. 6 EStG   1.623
Zu verrechnender halber Kindergeldanspruch   1.500
Übersteigender Betrag   123

Danach ist der Abzug der Freibeträge nach § 32 Abs. 6 EStG (einschließlich des vom Kindesvater übertragenen halben Bedarfsfreibetrags) günstiger als das entsprechende Kindergeld. Demzufolge werden bei der ESt-Veranlagung die Freibeträge nach § 32 Abs. 6 EStG vom Einkommen abgezogen. Die Hälfte des Kindergeldanspruchs, das sind 1.500 EUR, wird der tariflichen Einkommensteuer hinzugerechnet.

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