Mit dem Modul "Prozesse, Systeme, Personal" liegt der Fokus auf den internen Abläufen und Potenzialen des Unternehmens. Diese in das Rating einfließenden Informationen stellen das Ressourcenprofil des Unternehmens auf den Prüfstand und erlauben eine Beurteilung, ob und inwiefern die internen Kapazitäten geeignet sind, den Markterfolg des zweiten Moduls zu gewährleisten und damit die finanziellen Ziele des ersten Moduls nachhaltig zu erreichen.

Bei zunehmender prozessorientierter Gestaltung der Arbeitsabläufe und stärkerem Einsatz moderner Technologien der Datenverarbeitung kommt der Qualität dieser Parameter für den Unternehmenserfolg eine zentrale Bedeutung zu. Mangelnde betriebliche Systeme erhöhen andererseits das Risiko, die Unternehmensziele zu verfehlen; suboptimale Prozesse führen zu höheren Kosten.

Die zu untersuchenden Prozesse und Systeme sind dabei nicht nur anhand der Unterstützung durch moderne Technologien zu untersuchen, sondern insbesondere hinsichtlich ihrer betriebswirtschaftlichen Qualität zu beurteilen. Durch den vorlaufenden Charakter von leistungswirtschaftlichen Faktoren vor finanzwirtschaftlichen Kenngrößen kann somit frühzeitig ein Eindruck vom zukünftigen Erfolg des Unternehmens gegeben werden.

Im Bereich Prozesse und Systeme ist insbesondere die Qualität des Controllings von zentraler Bedeutung und anhand einzelner Indikatoren zu erfassen. Wesentlich ist die Implementierung eines performanten Kosten- und Leistungsrechnungssystems, was auch heutzutage bei vielen mittelständischen Unternehmen immer noch nicht Standard, wohl aber für eine Wirtschaftlichkeitsüberprüfung und einen aussagefähigen Soll-Ist-Vergleich von großer Bedeutung ist und deshalb implizit ein wichtiges Kriterium für die Kreditvergabe darstellt (vgl. Abb. 8).

Zugleich determiniert die Qualität des Controllings auch die Güte der den internen Entscheidungsträgern sowie externen Personen (und damit auch den Kreditinstituten) zur Verfügung gestellten Informationen. Erweisen sich diese im Nachgang als falsch, kann dies insbesondere das Verhältnis zu den Kapitalgebern und damit die Refinanzierungsbedingungen des Unternehmens nachhaltig belasten. Im Rahmen des Ratings kann bezüglich der Beurteilung des Controllings nur stichprobenartig vorgegangen und einige wesentliche Aspekte können betrachtet werden. Aufgrund der hohen Bedeutung einer entscheidungsorientierten Informationsversorgung der Entscheidungsträger für den Unternehmenserfolg sollten die Unternehmen das Rating auch dazu nutzen, generell die Qualität der im Unternehmen kommunizierten Informationen zu überprüfen.

Abb. 8: Modul III: Prozesse, Systeme; qualitative Informationen[1]

Darüber hinaus sind die Kenntnisse und Fähigkeiten der Mitarbeiter für den nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg und ggf. auch für eine erforderliche Überwindung kritischer Unternehmenssituationen entscheidend. Im Rahmen eines Ratings ist daher von Belang, welche Maßnahmen zur Qualitätssicherung im Personalbereich – z. B. durch ein stringentes Aus- und Weiterbildungskonzept – durchgeführt werden. Von elementarer Bedeutung ist zudem, ob das Mitarbeiterprofil den sich durch die strategische Ausrichtung des Unternehmens ergebenden Anforderungen entspricht.

Indikatoren hierfür können z. B. die Fachkompetenz der Mitarbeiter sowie die Mitarbeiterproduktivität sein. Der Motivation der Mitarbeiter und der Identifikation mit den Unternehmenszielen kommt in vielen Branchen (insb. im Dienstleistungssektor) eine zentrale Bedeutung zu. Eine leistungsorientierte Vergütung kann dazu beitragen, die Mitarbeiter am Erfolg des Unternehmens teilhaben zu lassen. Eine niedrige Fehlzeitenquote kann – gemessen am Branchenschnitt – auf ein gutes Betriebsklima sowie zufriedenstellende Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiter hindeuten. Innerhalb eines Ratings können diese Bereiche durch die Vorgabe differenzierter Antwortmöglichkeiten erfasst und einer Clusterung zugänglich gemacht werden (vgl. Abb. 9).

Abb. 9: Modul III: Personal; qualitative Informationen[2]

[1] Entnommen aus Reichmann/Kißler/Baumöl, 2017, S. 291.
[2] Entnommen aus Reichmann/Kißler/Baumöl, 2017, S. 291.

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