Zielgruppen beachten!

Wie eingangs erwähnt, sollten fertigungswirtschaftliche Kennzahlensysteme in inhaltlicher Hinsicht stets unternehmensindividuell konzipiert und auf die Bedürfnisse der einzelnen Unternehmen angepasst praktiziert werden. Dies gilt natürlich auch für die Frage, in welcher Art und Weise sowie in welchem Umfang mit welchen Personengruppen des Unternehmens diese Kennzahlen kommuniziert werden sollen: Es ist zu regeln, wer welche Kennzahlen wann erhalten und in fertigungswirtschaftliche Absicherungs- oder Verbesserungsmaßnahmen überführen soll.

Festlegen der Kennzahlen

Dabei sollten zunächst Kennzahlen festgelegt werden, die auf operativer Ebene den Fertigungsmitarbeitern direkt zur Verfügung gestellt werden sollten. Daten, wie Produktionsmenge pro Tag oder Anzahl Ausschussteile sind erforderlich, damit die Fertigungsausführenden ihr eigenes Handeln selbstverantwortlich kontrollieren und unmittelbar steuern können.

Davon zu unterscheiden sind Kennzahlen, die eher taktisch-operativer Natur sind und die zur mittelfristigen Planung und Optimierung der Fertigung erforderlich sind. Diese werden vorwiegend von Fertigungsplanung und Qualitätsmanagement zur Konzeption und Optimierung der Fertigungsprozesse und Qualitätsstandards genutzt. Beispiele könnten

  • Durchlaufzeiten,
  • Anzahl der durchgeführten Qualitätsaudits,
  • Fehlerkosten,
  • Investitionsvolumen und Ähnliches sein.

An 3. Stelle sind dann noch Kennzahlen zu definieren, die dem hauptverantwortlichen Fertigungsmanagement (z. B. Werkleitung) einen Überblick über die taktisch-operative Zielerreichung hinsichtlich Produktionsleistung, Qualität und Kosten einerseits und die strategische Entwicklung eines Fertigungswerks andererseits geben.

Kennzahlenberichte gestalten und Berichtsfrequenz festlegen

Dabei ist auch wichtig, in welcher Form und in welchen Berichtszeiträumen die Kennzahlendaten erfasst, aufbereitet und den genannten Personengruppen technisch zugänglich gemacht werden. Neben klassischen Controllerberichten in Tabellenform sollte hier in einem so technischen Umfeld, wie es eine Fertigung ist, verstärkt mit visuellen Instrumenten, wie Cockpit-Charts oder Andon-Bords, gearbeitet werden.[1] Die Berichtsfrequenz wiederum sollte sich an den Adressaten orientieren. So wird die monatliche Besprechung der Werkskennzahlen mit der Werkleitung ausreichen; an der Fertigungslinie selbst sind die Daten vermutlich schichtweise zu erheben und zu kontrollieren.

Abb. 12: Steuerung der Produktion mit Kennzahlen

Gemeinsames Kennzahlencontrolling durch alle Mitarbeiter

In jedem Fall ist es jedoch wichtig, alle an der Produktion beteiligten Personengruppen in die Kennzahlenanalyse mit einzubeziehen. Denn für ein erfolgreiches Controlling in einem so komplexen System wie der Fertigung ist es nicht ausreichend, die Unternehmenssteuerung dem Produktionsmanagement bzw. Produktionscontrolling alleine zu übertragen. Vielmehr müssen alle Mitarbeiter in die Verantwortung genommen werden und im Rahmen ihrer Möglichkeiten an der Sicherung der fertigungswirtschaftlichen Effizienz beteiligt werden. Und dabei gilt für alle Mitarbeiter im gleichen Maß: "What you cannot measure, you cannot manage."

 
1 Input-orientierte Kennzahlen
1.1 Personaleffizienz Anzahl zur Produktion erforderlicher direkter Mitarbeiter
1.1.1 Personalbedarf Anzahl zur Produktion erforderlicher direkter Mitarbeiter
1.1.2 Personalkapazität Anzahl vorhandener Mitarbeiter
1.1.2.1 davon direkte Mitarbeiter Anzahl direkte Mitarbeiter
1.1.2.2 davon indirekte Mitarbeiter Anzahl indirekte Mitarbeiter
1.1.2.3 Krankenstand/-quote Anzahl kranker Mitarbeiter : Anzahl Gesamtmitarbeiter x 100 %
1.1.3 Ausbildungsgrad der Belegschaft Anzahl angelernter Mitarbeiter im Verhältnis zur Gesamtbelegschaft x 100 %
1.1.4 Fluktuationsrate Kündigungen im Verhältnis zur Anzahl der Mitarbeiter x 100 %
1.1.5 Verbesserungsvorschlagsrate Anzahl Verbesserungsvorschläge im Verhältnis zur Anzahl der Mitarbeiter x 100 %
1.2 Anlageneffizienz
1.2.1 Verfügbarkeitsgrad Verfügbare Kapazität : Planbelegungszeit x 100 %
1.2.2 Auslastungs- bzw. Nutzungsgrad Genutzte Kapazität : Verfügbare Kapazität x 100 %
1.2.3 Maschinenstundensatz Kosten der Maschine : Produktive Maschinenlaufzeit (in EUR/Std.)
1.3 Material
1.3.1 Teileverwendungshäufigkeit Anzahl Produkte pro Materialartikel
2 Output-orientierte Kennzahlen
2.1 Produktionsleistung Anzahl der fehlerfrei produzierten Menge oder bewertet mit den Herstellkosten/Stück (in EUR)
2.2 Produktionsqualität
2.2.1 Ausschuss Ausschuss in Euro bzw. in Prozent von Produktionsleistung
2.2.2 Nacharbeit Nacharbeitskosten in Euro bzw. in Prozent von Produktionsleistung
2.2.3 Zusatzarbeit Zusatzkosten in Euro bzw. in Prozent von Produktionsleistung
2.2.4 Prüfarbeit Prüfkosten in Euro bzw. in Prozent von Produktionsleistung und Fehlerverhütungskosten in Euro bzw. in Prozent von Produktionsleistung
2.3 Termintreue
2.3.1 Liefererfüllungsgrad Anzahl termingerechter Aufträge im Verhältnis zur Gesamtzahl Aufträge x 100 %
2.3.2 Sondertranspo...

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