Eine weitere Möglichkeit der Planung ist die Nutzung einer flexiblen Planung, die auf entsprechenden Prämissen sowie Szenarien beruht. Hauptkennzeichen einer flexiblen Planung ist, dass ein mehrstufiges Verfahren der Planung vorliegt. Nur für den ersten Entscheidungspunkt wird verbindlich eine Entscheidung getroffen, alle darauffolgenden Entscheidungspunkte werden erst sukzessive und auf der ersten Entscheidung aufbauend abgearbeitet.[1]

Als Anwendungsbeispiel einer solchen flexiblen Planung soll hier die Planung von etwaigen Währungseffekten aufgezeigt werden. Wie bereits weiter oben gezeigt wurde, lassen sich positive und negative Währungsabweichungen in der Planung durch Monte-Carlo-Simulationen gut darstellen. Ein Nachteil der Simulationsmethoden ist die hohe Komplexität der Verfahren und die ungenaue Datensituation (zumindest wird dies aus Praktiker-Sicht häufig bemängelt).

Eine Stufe überhalb der Simulation befinden sich deshalb szenariobasierte, flexible Planungsmethoden und -modelle. Sie bieten genauere Informationen zur Planung und beinhalten auch weitergehendes Wissen zur inhaltlichen Ausgestaltung der Planung. Eines dieser Typen ist das Modell der Währungsplanung und -kontrolle von Jacque/Vaaler[2], das in Abb. 6 grafisch dargestellt ist.

Abb. 6: Das EVA-Modell von Jacque/Vaaler[3]

Grundlage dieses Planungsmodells ist eine risikobasierte Planung verschiedener Eingangsgrößen für den Economic Value Added (EVATM). Hier verwenden Jacque/Vaaler in Anlehnung an Stern, Stewart & Co. als Basis des Net Operating Profit After Tax (NOPAT) die Eingangsgrößen Umsatz und Kosten. Für den Weighted Average Cost of Capital (WACC) werden die entsprechenden Werttreiber eingesetztes Kapital und Kapitalkostensatz verwendet.

Die Methode basiert nun auf einer Prognose der jeweiligen Einflussgrößen der Werttreiber. Für den Umsatz ist dies die Preiselastizität der Nachfrage. Entwickelt sich der Wechselkurs für das Unternehmen negativ, obwohl die Preiselastizität der Kunden hoch ist, werden relativ viele Kunden abwandern, was zu stark sinkenden Umsätzen führt. Für die Kosten ist die Beschaffungspolitik des Unternehmens der Einflussfaktor: Je mehr inländische Lieferanten das Unternehmen hat, desto geringer ist der Effekt des Wechselkursrisikos. Die Effekte auf das eingesetzte Kapital sowie den Kapitalkostensatz hängen respektive vom Anteil ausländischer Fremdkapitalgeber und den jeweiligen Kapitalkosten ab.

Folglich werden für alle Einflussgrößen zumindest 3 Szenarien (Best, Normal, Worst) gebildet. Dies führt zu 3 verschiedenen EVAs, die auf den jeweiligen Prämissen beruhen. Diese fließen dann als Szenarien in die Planung des Unternehmens mit ein und werden v.a. für die Planung und Kontrolle von Tochtergesellschaften und Beteiligungen genutzt. Am Ende des Jahres wird für die Budgetkontrolle ein Abgleich zwischen realen Verhältnissen und den jeweiligen Modellprämissen der Szenarien gemacht. Das Szenario, dessen Prämissen für die Einflussgrößen am ehesten der Realität entspricht, bildet die Basis für Abweichungsanalysen sowie die Incentivierung/monetäre Belohnung von Managern der jeweiligen Einheiten.

Auch wenn das Modell von Jacque/Vaaler einen Kompromiss zwischen der Betrachtung eineindeutiger Werte der klassischen Planungsmethoden sowie der Berücksichtigung von Risiko und Unsicherheit in der Monte-Carlo-Simulation darstellt und somit konsensfähig sein sollte, wird es nach empirischen Studien in der Praxis recht selten angewandt. Die empirische Studie[4] von Becker/Botzkowski/Reitelshöfer kommt bspw. zu dem Ergebnis, dass nur 8 % der befragten Unternehmen das Modell für die Planung und Kontrolle von Währungsabweichungen nutzt.

Abb. 7: Nutzung von Methoden zur Planung und Kontrolle von Währungsabweichungen[5]

Sehr viel häufiger werden einfache Methoden wie die eineindeutige Durchschnittskurs-Methode sowie die ebenfalls eineindeutige Stichtagskurs-Methode verwendet.

[1] Vgl. Müller-Stewens, 2018.
[2] Vgl. Jacque/Vaaler, 2001.
[3] Eigene Darstellung in Anlehnung an Jacque/Vaaler, 2001, S. 18 ff; Becker/Ulrich, 2018, S. 187.
[4] Vgl. Becker/Botzkowski/Reitelshöfer, 2015.
[5] Vgl. Becker/Botzkowski/Reitelshöfer, 2015, S. 47.

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