Zusammenfassung

 
Überblick

Die Ursachen von Unternehmensinsolvenzen sind i. d. R. vielschichtig und sicher ist auch, dass es nicht nur einen Grund für eine Unternehmensinsolvenz gibt. Eine Insolvenz bricht allerdings auch nicht über Nacht über ein Unternehmen herein, sondern ist i. d. R. das Ergebnis eines längeren Prozesses, bei dem die Signale von der Unternehmensleitung leider nicht oder nicht rechtzeitig erkannt werden. Vielfach werden diese Signale auch verdrängt. Ab einem bestimmten Punkt ist es dann zu spät, um gegensteuern und damit das Unternehmen retten zu können.

Unternehmen sind nicht nur von der eigenen Insolvenz bedroht, sondern recht häufig liegen die Ursachen in der Insolvenz von Lieferanten oder Kunden.

Was ist zu tun? Insolvenzgefahren rechtzeitig erkennen und unverzüglich gegensteuern. Das ist leichter gesagt als getan: Während für das eigene Unternehmen meist aussagekräftige Daten zur Beurteilung vorliegen, ist dies bei den anderen Unternehmen i. d. R. nicht der Fall. Trotzdem gibt es vielfältige Anhaltspunkte, die die Lage von Kunden und Lieferanten transparent machen. Eine regelmäßige Selbstanalyse ist zu empfehlen.

1 Insolvenzentwicklung in Deutschland

Insolvenzen sind nicht nur für die betroffenen Unternehmen und deren Mitarbeiter, sondern für die wirtschaftliche Entwicklung einer gesamten Volkswirtschaft eine verhängnisvolle Tatsache.

Besonders häufig (rd. 84,7 %) sind kleine Unternehmen, mit 1 bis 5 Mitarbeiter, von Insolvenzen betroffen. Auch regional betrachtet sind vergleichsweise große Abweichungen zu beobachten. Besonders stark ausgeprägt ist die Insolvenzgefahr in Bremen mit rd. 98 Insolvenzen auf 10.000 Unternehmen. Danach folgen Berlin (74) sowie Bremen und Nordrhein-Westfalen (67). Die geringste Insolvenzhäufigkeit findet sich in Thüringen (30), Brandenburg (36) sowie in Baden-Württtemberg, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern (jeweils 38).

Im Jahr 2021 mussten 14.300 Unternehmen in Deutschland insolvenzbedingt aufgeben. Dies war gegenüber 2020 eine Abnahme um 10,8 %. Für 2022 wird, insbesondere aufgrund der immer noch herrschenden Corona-Pandemie sowie den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und der damit verbundenen Energiekrise, mit einer Trendumkehr im 2. Halbjahr und damit erstmals wieder steigenden Insolvenzen gerechnet. Insolvenzen verursachen einen beträchtlichen Schaden, der im Jahr 2021 rd. 54,0 Mrd. EUR betrug. Außerdem gingen ca. 143.000 Arbeitsplätze verloren.

Abb. 1: Firmeninsolvenzen in Deutschland 2010 bis 2021[1]

Trotz über 2 Jahren Corona-Pandemie und der zuletzt massiven Kostenexplosion aufgrund des Krieges in der Ukraine und den damit verbundenen wirtschaftlichen Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft gibt es laut Creditreform im ersten Halbjahr 2022 noch keinen starken Anstieg bei den Insolvenzen. In Teilen der deutschen Unternehmen sind jedoch bereits Auswirkungen erkennbar, dies insbesondere bei Großunternehmen. Der Ausblick ist daher für den weiteren Jahresverlauf 2022 bei den Unternehmen negativer zu beurteilen. Die konjunkturellen Rahmenbedingungen haben sich durch den Krieg in der Ukraine, den erheblichen Kostensteigerungen für Energie sowie Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe deutlich verschlechtert. Hinzu kommt, dass die Notenbanken aufgrund der stark gestiegenen Inflation die Zinssätze bereits mehrfach angehoben haben und mit weiteren Zinserhöhungen zu rechnen ist. Insbesondere in der Europäischen Union, und damit auch besonders in Deutschland, wird sich das Wirtschaftswachstum deutlich abschwächen. Dies wird nicht ohne Folgen für die Insolvenzentwicklung bleiben.

[1] Quelle: Creditreform.

2 Magisches Dreieck: Rentabilität, Liquidität und Sicherheit

Maßstab des unternehmerischen Handelns muss die Verwirklichung eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen Rentabilität, Liquidität und Sicherheit sein. Das Verhältnis dieser 3 Größen zueinander wird auch als "Magisches Dreieck" bezeichnet.

Wird eine dieser Größen maximiert, so bedeutet dies automatisch eine Vernachlässigung der anderen beiden Größen. Beispielsweise würde eine maximale Rentabilität zulasten der Liquidität und Sicherheit des Unternehmens gehen. Dies bedeutet, dass das Unternehmen zwar rentabel wäre, seinen Geschäftsbetrieb aber letztendlich wegen Illiquidität einstellen müsste. Andererseits würde eine maximale Liquidität im Endeffekt zu einer Unrentabilität führen und somit ebenfalls, wenn auch zu einem späteren Zeitpunkt, das Ende für das Unternehmen bedeuten.

Abb. 2: Magisches Dreieck

Daraus folgt, dass die Sicherheit des Unternehmens, also der dauerhafte Bestand, zu gewährleisten ist. Diese ist aber nur dauerhaft gewährleistet, wenn das Unternehmen jederzeit liquide ist. Dies bedeutet, zu jedem Zeitpunkt in der Lage zu sein, seine Verbindlichkeiten vollständig zu erfüllen. Die Liquidität und damit die Sicherheit des Unternehmens ist in dem Maße zu garantieren, dass ein größtmögliches Maß an Rentabilität erreicht wird.

In diesem Beitrag geht es zuvorderst um die Erkennbarkeit von Insolvenzgefahren. Die Rentabilität tritt in den Hintergrund. Ergibt die Analyse des Unternehmens keine Insolvenzgefahr, also eine a...

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