Zusammenfassung

 
Überblick
  • In vielen Unternehmen ist die Harmonisierung des externen und des internen Berichts- und Rechnungswesens schon weit fortgeschritten oder zumindest in Angriff genommen worden.
  • Neben einer inhaltlichen und betriebswirtschaftlichen Harmonisierung gibt es aber eine Vielzahl an weiteren relevanten Aspekten. Dazu zählen Prozessmodelle, IT- und Datenstrukturen sowie Mitarbeiter und deren Skills.
  • Dieser Artikel beleuchtet diese weiteren Aspekte und fokussiert sich auf die notwendigen Maßnahmen und Anpassungen im Target Operating Model.
  • Abschließend werden die Einflüsse der Digitalisierung beleuchtet und ein Szenario zur Zukunft der Finanzorganisation entworfen.

1 Die Konvergenz des externen und internen Rechnungswesens

Wenn über die Zusammenführung von externem und internem Berichts- und Rechnungswesen geschrieben wird, geht es i. d. R. um die relevanten betriebswirtschaftlichen und inhaltlichen Aspekte. Es gibt umfangreiche Überlegungen auf Basis der Angleichung von Rechnungslegungsvorschriften und internen Anforderungen bezüglich der Steuerung, um eine stärkere Konvergenz des externen und internen Berichts- und Rechnungswesens herbeizuführen.

Auswirkungen im gesamten CFO-Bereich

Diese betriebswirtschaftliche Zusammenführung findet aber nicht nur im Rechnungswesen und im internen Reporting ihren Niederschlag, sondern muss durch adäquate Prozesse und hierauf abgestimmte Organisationsformen getragen werden. Ebenfalls sind die Auswirkungen auf IT-Systeme, auf die Mitarbeiter und ihre Skills sowie auf das gesamtheitliche Rollenmodell im CFO-Bereich zu betrachten. Dies bedeutet, dass das gesamte CFO Target Operating Model (Zielbild der Finanzorganisation) das stärkere Zusammenwachsen des externen und internen Rechnungswesens abbilden muss.

1.1 Treiber der Konvergenz

1.1.1 Die betriebswirtschaftliche Betrachtung sowie externe Vorschriften

Internationalisierte Standards

Seit Jahren wird eine Annäherung von Rechnungslegung und Controlling durch die Veränderungen der externen Vorschriften forciert. Die Entwicklungen von IFRS, BilMoG, Basel II und III legen nahe, dass eine strikte Trennung nicht mehr zeitgemäß ist.[1] So bietet die Rechnungslegung nach IFRS bzw. US-GAAP die Möglichkeit, annähernd gleiche Kenngrößen bis zum adjusted EBIT zu verwenden.[2]

Der IFRS-Ansatz ermöglicht weitreichende Harmonisierungen des externen und internen Rechnungswesens. Weiterhin gibt es aber Unterschiede, wie z. B. kalkulatorische Abschreibungen und Zinsen in der Kostenrechnung. Auf manche kalkulatorischen Werte kann i. S. d.  Komplexitätsreduzierung verzichtet werden, wenn das nicht mit allzu großem Informationsverlust einhergeht. Für weitere Unterschiede sind nach wie vor Übergangsrechnungen notwendig.[3]

[1] Meier, 2012.
[2] Haeger, 2006.
[3] Plaut Consulting GmbH.

1.1.2 Motive zur Harmonisierung des internen und externen Rechnungswesens

Kommunikationserleichterung und Wirtschaftlichkeit

Zum einen gibt es eine extrinsische Motivation: Unternehmen haben eine stärkere Kapitalmarktorientierung und müssen dementsprechend selbstverständlich auch den geänderten Rechnungslegungsvorschriften Rechnung tragen. Neben den extrinsischen Motiven gibt es eine Vielzahl intrinsischer Motive:

  • Die interne und externe Kommunikation wird durch eine strikte Trennung zwischen internem und externem Rechnungswesen erschwert. Unterschiede sind nur schwer vermittelbar.
  • Zudem ist wie bei allen Harmonisierungsbemühungen in einem Unternehmen eine erhöhte Wirtschaftlichkeit zu erwarten.
  • Die Internationalisierung von Unternehmen und die damit einhergehende Notwendigkeit, internationale Rechnungslegungsstandards abzubilden, hat Harmonisierungsbemühungen ebenfalls gefördert.[1]
[1] Freygang/Geltinger, 2009.

1.2 Das Finance Target Operating Model

Fünf Dimensionen

Wie bereits beschrieben, stehen die betriebswirtschaftlichen Konvergenzen zwar oftmals im Mittelpunkt, die gesamtheitlichen Auswirkungen auf die CFO Organisationen sind aber ebenfalls zu betrachten. Um zu verstehen, wie sich die Harmonisierung des externen und internen Rechnungswesens auf das Finance Target Operating Model (TOM) auswirkt, wird dieses im Folgenden mit seinen fünf Dimensionen kurz beschrieben.

  • Die Vision des Finanzbereichs
  • Die Rollenprofile und Verantwortlichkeiten im Finanzbereich
  • Die Ausgestaltung der Organisation
  • Das Design der Prozesse und der zugrundeliegenden IT
  • Die Mitarbeiter und ihre Skills, die den Finanzbereich mit Leben füllen

Abb. 1 illustriert diese Zusammenhänge:

Abb. 1: FTOM

Die Zusammenführung des externen und internen Rechnungswesens hat auf alle diese fünf Dimensionen Auswirkungen. Diese Auswirkungen sind Gegenstand der folgenden Ausführungen.

1.2.1 Vision

Ziele und Leitgedanken benennen

Die Vision eines Target Operating Models in Bezug auf das externe und interne Rechnungswesen darf sich nicht in einem abgehobenen Leitsatz erschöpfen, sondern muss Ziele und Leitgedanken klar benennen. Kapitalmarktorientierung und gesteigerte Transparenz, eine einheitliche Finanzsprache, Kosteneffizienz, Steigerung der Harmonisierungstiefe, Reduktion von Komplexität und somit Verbesserung der Wirtschaftlichkeit sowie der Abbau von Zielkonflikten und Kommunikationsproblemen innerhalb des CFO Bereichs sind hier maßgeblich zu nennen.[1]

 
Praxis-Beispiel

Vision aus dem Mittelstand

Im Folg...

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