Im Zivilrecht wird der Begriff des Gegenstands als Oberbegriff für Sachen und Rechte definiert. Der Begriff des Gegenstands i. S. d. § 74 AO ist jedoch nach der früheren Ansicht der Verwaltung und eines Teils der Literatur nur auf körperliche Wirtschaftsgüter beschränkt.[1] Dies hat also zur Folge, dass der Inhaber von Rechten, die immaterielle Wirtschaftsgüter darstellen, nach der Verwaltungsauffassung nicht nach § 74 AO haftet. Diese Auffassung ist allerdings nicht unumstritten.[2] Die Haftung erstreckt sie nach der Rechtsprechung des BFH zudem auch auf Surrogate der Gegenstände, die ursprünglich der Haftung unterlegen haben, also etwa einen Veräußerungsgewinn oder Schadensersatzleistungen.[3]

[1] AOAE Nr. 1 zu § 74 AO a. F., in der Zwischenzeit geändert.
[2] So z. B. Loose, in Tipke/Kruse, AO/FGO,  § 74 AO Rz. 5; Schwarz, in Schwarz/Pahlke/Keß, AO/FGO, § 74 AO Rz. 4; sowie BFH, Urteil v. 22.11.2011, VII R 63/10, BStBl 2012 II S. 223, in diesem Fall handelte es sich um ein Erbbaurecht.
[3] BFH, Urteil v. 22.11.2011, VII R 63/10, BStBl 2012 II S. 223; hierzu ausführlich Mehl/Tetzlaff, NWB 2012 S. 2391; das Urteil des BFH bejahend Loose, in Tipke/Kruse, AO/FGO, § 74 AO Rz. 17; Rüsken, in Klein, AO, § 74 AO Rz. 3, 16. Aufl. 2022; Kratzsch, in Koenig, AO, 4. Aufl. 2021, § 74 AO Rz. 15, 4. Aufl. 2021a.A: Schwarz, in Schwarz/Pahlke/Keß, AO/FGO, § 74 AO Rz. 17.

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