Sinnvoller ist es, mit Lieferanten, zu denen eine enge Beziehung besteht, die Durchführung einer Wertanalyse oder eines KVP-Projektes zu vereinbaren. Ziel ist hierbei, Unwirtschaftlichkeiten in der Prozesskette des Lieferanten aufzudecken und die Kosten zu optimieren. Natürlich können Sie dem Lieferanten nicht sagen, dass Ihr einziges Ziel die Preisreduzierung ist. Sie müssen ihm einen Nutzen verkaufen. Denken Sie daran, dass "der Wurm, den Sie an die Angel hängen, nicht Ihnen schmecken muss, sondern dem Fisch (Lieferant)". Erzeugen Sie also eine Win-Win-Situation.

Die Kostenvorteile, die Sie durch eine Wertanalyse beim Lieferanten aufdecken, kann der Lieferant auch gegenüber seinen anderen Kunden realisieren und insofern profitiert auch er nachhaltig. Weil dem aber so ist, sollten Sie darauf drängen, dass die gesamten aufgedeckten Kostenreserven und -vorteile aus der von Ihnen initiierten Wertanalyse Ihnen zugute kommen.

Vorgehensweise

Haben Sie Ihren Lieferanten überzeugt, ist der erste Schritt, das Ziel der Wertanalyse und ihren Umfang zu bestimmen. Dies sollten Sie schriftlich niederlegen und dem Lieferanten ebenfalls zur Verfügung stellen. Ziehen Sie dabei nur solche Lieferanten in Betracht, mit denen Sie einen entsprechenden Umsatz erzielen, sodass die Kosten der Wertanalyse die erzielbaren Einsparungen nicht übersteigen. Sie wollen ja einen Vorteil erzielen. Sie sollten vorab eine solche Rechnung anstellen, um hinterher von bösen Überraschungen verschont zu bleiben. Außerdem sollten Sie den Aufwand nur für Teile oder Materialien betreiben, die Sie noch länger einsetzen wollen. Bei Auslaufmodellen macht diese Methode keinen Sinn.

Schritte zur Wertanalyse mit Lieferanten

  1. Lieferantenauswahl
  2. Präsentation
  3. Teambildung
  4. Workshops
  5. Technisches Nachgespräch
  6. Kaufmännisches Nachgespräch

In der Regel werden Sie eine Wertanalyse bei denjenigen Lieferanten und Produkten durchsetzen können, die ausschließlich für Sie gefertigt werden wie beispielsweise Zeichnungsteile. Der nächste Schritt ist, ein gemeinsames Wertanalyseteam zu bilden, in dem sowohl der Einkauf als auch die Technik vertreten ist.

Beginnen Sie die Wertanalyse mit einer Betriebsbegehung, bei der Sie Ihre Beobachtungen notieren, um hinterher im Gespräch auf die einzelnen Punkte einzugehen. Bei einer Betriebsbegehung werden Sie bereits erste Beispiele für Unwirtschaftlichkeiten entdecken können (vgl. Abb. 9). Achten Sie auf:

  • Wege/Materialfluss
  • Zwischenlager
  • Fertigwarenlager
  • Wareneingangslager
  • Aufbau der Produktion
  • Wartezeiten
  • Ausschuss/fehlerhafte Teile
  • Reparatur/Stillstand/Rüstvorgänge
  • Lagerordnung
  • Verpackung
  • Möglichkeiten des Lieferanten in der Produktion
  • Versand.

Dies sind einige Beispiele, in denen Reserven versteckt sein können. Auch viele kleine Schritte führen in der Summe zu einem größeren Schritt. Achten Sie vor allem auch auf das Verhältnis von produktiver und unproduktiver Tätigkeit. Produktive Tätigkeit ist der eigentliche Produktionsvorgang, also Drehen, Fräsen, Sägen, Stanzen, Extrudieren, Spritzen, Gießen etc. Unproduktive Tätigkeit sind Rüstzeiten, Transport, Lagerung, Wartung, Reparatur etc. Oftmals ist dieses Verhältnis 80 % unproduktive zu 20 % produktiver Zeit. Ziel der Wertanalyse ist, dieses Verhältnis erheblich zu verbessern und die produktiven Zeiten zu erhöhen.

Abb. 9: Unproduktive Prozesse in der Fertigung

Bespiele für Einsparmöglichkeiten finden Sie in der Checkliste (vgl. Tab. 7):

 
Wertanalyse – Checkliste

Einkauf

  • Kann der Einkaufspreis durch andere Konditionen gesenkt werden?
  • Kann ein günstigerer Lieferant gefunden werden?
  • Kennt der Lieferant die Funktion des Teils?
  • Kann der Lieferant Vorschläge zur Kostensenkung machen?
  • Ist der Lieferant bereit, Wertanalyse anzuwenden?
  • Ist der Einkaufspreis gerechtfertigt im Vergleich zu ähnlichen Einkaufsteilen, zu den geschätzten Kosten im Werk des Lieferanten, zur Eigenfertigung?
  • Ist Eigenfertigung wirtschaftlicher?

Fertigung

  • Gibt es andere Fertigungsverfahren oder Produktionsmittel?
  • Können Rüst- und Stillstandszeiten reduziert werden?
  • Können die Kosten durch den Einsatz anderer Werkzeuge oder Verfahren reduziert werden?
  • Können selbst gefertigte Teile billiger eingekauft werden?
  • Kann durch andere Materialien die Ausschussquote gesenkt werden?
  • Entspricht die verwendete Technologie dem Teil?
  • Können Fertigungsschritte zusammengefasst werden?

Material

  • Ist Umstellung auf ein anderes Material oder auf eine andere Qualität möglich?
  • Kann der Materialverbrauch durch andere Abmessungen verringert werden?
  • Kann der Ausschuss durch andere Bearbeitungsverfahren oder andere Form des Teils verringert werden?
  • Kann der Abfall anderweitig eingesetzt werden?
  • Kann das Teil durch ein Normteil ersetzt werden?
  • Kann das Rohmaterial genormt werden?

Konstruktion

  • Können durch Änderung der Form Materialkosten oder Bearbeitungskosten eingespart werden?
  • Können einzelne Bauteile von Zulieferern bezogen werden?
  • Können Teile von bereits bestehenden Produkten verwandt werden?
  • Können Norm-, Standardteile anstelle von Bauteilen verwandt w...

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