Beim Kauf von Investitionsgütern müssen Sie die gesamten Kosten des Lebenszyklus – Life Cycle Cost – berücksichtigen, also von vornherein die Folgekosten einbeziehen (vgl. Abb. 3).

 
Praxis-Beispiel

Ein gutes Beispiel sind Tintenstrahldrucker. Sie sind in der Anschaffung sehr billig. Haben Sie aber ein hohes Druckvolumen, werden Sie von den Kosten für die Tintenpatronen aufgefressen. Für zwei Satz Tintenpatronen bekommen Sie einen neuen Drucker, weil Sie jedes Mal praktisch den kompletten Druckkopf kaufen müssen. Ein Laserdrucker ist zwar in der Anschaffung wesentlich teurer, unter Berücksichtigung der Folgekosten jedoch wesentlich wirtschaftlicher.

Abb. 3: Effiziente und effektive Kostenoptimierung während aller Lebenszyklusphasen

Von Unternehmen wird einerseits erwartet, dass sie für ihre Eigentümer, aber auch für andere Interessenten wie beispielsweise die Lieferanten, nachhaltig Wert schaffen. Ihre Handlungen sollen nach Abzug aller internen Kosten einen Überschuss erzielen. Andererseits werden Unternehmen zunehmend angehalten, die von ihnen ausgehenden Umweltbelastungen zu kontrollieren und zu reduzieren.

Beispielsweise bewirken schärfere gesetzliche Rahmenbedingungen (Altfahrzeug-Gesetz, Elektronikschrottrichtlinien) und neue Anforderungen der Einkaufs- und Absatzmärkte, dass Unternehmen sich eingehender mit den Folgekosten der einzukaufenden Produkte, beispielsweise dem Recycling, und der Entsorgung der Produkte beschäftigen müssen. Gerade Umweltkosten stellen aufgrund einer unzureichenden Berücksichtigung oft einen unüberschaubaren Gesamtkostenblock dar. Auch Instandhaltungs-, Wartungs- und Updatekosten sind einer eingehenden Betrachtung zu unterziehen.

Geringe Kostentransparenz erschwert die interne Planung und Steuerung. Externe Risikofaktoren wie z.B. sich ändernde Marktpreise bewirken, dass Folgekosten den Gewinn erheblich beeinträchtigen.

Grundsätzlich läuft ein Produktentwicklungs-Projekt in folgenden Phasen ab, die jeweils betrachtet und einbezogen werden müssen, um die auf den ersten Blick nicht ersichtlichen Kosten zu erfassen (vgl. Abb. 4):

  • Initiierungsphase
  • Planungsphase

    • Konzeption
    • Konstruktion
    • Design
  • Realisierungsphase
  • Betriebsphase

    • Nutzung
    • Instandhaltung
    • Upgrade
  • Entsorgung/Recycling.

Abb. 4: Jede Phase im Zyklus verursacht Kosten

Wichtig ist der Faktor Zeit, die Produkt-Lebensdauer, die realistisch geschätzt werden muss, um eine möglichst realitätsnahe Kostenschätzung zu ermöglichen. Aber auch hier gilt das Controller-Motto: "Es kommt nicht auf die letzte Nachkommastelle an."

Im Vordergrund des Life Cycle Costing (LCC) steht die ganzheitliche Sichtweise (Lebenszyklusperspektive). Es werden steuerungsrelevante Informationen aus allen Lebensphasen des Produktes oder der Prozesse gesammelt und aufbereitet. Die Prozesse, die mit dem Recycling bzw. der Entsorgung verbunden sind, stellen einen festen Bestandteil der Betrachtung dar. Die ganzheitliche Sichtweise bringt den Vorteil mit sich, dass alle mit dem Projekt verbundenen Vorgänge und Kosten dem Projekt eindeutig zugerechnet, für dieses prognostiziert und analysiert werden. Kostensenkungspotenziale werden dadurch leichter identifiziert.

 
Praxis-Tipp

Eine frühzeitige Kostenbeeinflussung kann weitgehend in der Phase der Produktgestaltung festgelegt werden. Es bietet sich daher an, dieses Potenzial zur Kostensenkung und gleichzeitig zur Schaffung einer Recycling-gerechten Produktzusammensetzung in der Vorlaufphase zu nutzen. Bereits hier müssen die Anforderungen an die ökologische Verträglichkeit der Produktart bzw. der dafür verwendeten Produktionsverfahren und des später benötigten Recyclingaufwands berücksichtigt werden. Die durch Ge- bzw. Verbrauch der Produkteinheit verursachten Belastungen der Umwelt und Kosten müssen vermieden oder zumindest möglichst gering gehalten werden.

Vorteile und Nutzen des Life-Cycle-Costing-Konzepts

  • Das LCC dient der effektiven und effizienten Steuerung von Werttreibern, indem die während des Lebenszyklus eines Produkts anfallenden Kosten und Erlöse analysiert werden.
  • Als Planungsinstrument ermöglicht das LCC die Bewertung und Optimierung von einzelnen Prozessen und Technologien.
  • Der LCC-Ansatz ermöglicht bei gegebenen Randbedingungen ein kostenoptimiertes Recycling-gerechtes Produktkonzept. Damit können unternehmensabhängig Kosteneinsparungen erreicht werden. Durch den Einbezug des technischen Restwerts von Komponenten, Bauteilen und Werkstoffen in die Kostenbetrachtung wird das im Recycling bzw. in der Entsorgung steckende Potenzial erfasst.
  • Die Berücksichtigung der Wiederaufbereitungs- und Wiederverwendungsmöglichkeiten bedeutet für die Kostenrechnung eine Erweiterung des Bilanzierungsrahmens, was u.U. das Endergebnis der Kostenrechnung wesentlich beeinflusst.

Vorgehensweise

Die Vorgehensweise bei der Umsetzung orientiert sich an folgenden Schritten:

  • Erfassen aller produkt- bzw. prozessbezogenen Kostenströme.
  • Kosteneinsparungsanalyse von Produkten/Produktklassen unter Betrachtung aller Lebenszyklusphasen (inkl. Recyclin...

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