2 der wichtigsten F&E-Kennzahlen beziehen sich auf den Gesamtumsatz des Unternehmens in einer Periode: die F&E-Quote (auch F&E-Intensität genannt) und der Neuproduktanteil (auch Innovationsrate genannt).

Die F&E-Quote ist eine der am häufigsten eingesetzten F&E-Kennzahlen, doch auch diejenige, die mit der größten Vorsicht zu genießen ist, steht sie doch für eine Reihe möglicher Fehlsteuerungen.[1] Zunächst einmal sagt die F&E-Quote aus, welcher Anteil des Umsatzes in die F&E fließt:

 
F&E-Quote = F&E-Kosten
Umsatz

Rein informativ ist dies eine interessante Kennzahl, denn Unternehmen stecken viele Ressourcen in die F&E (vgl. Abb. 4), wobei die F&E-Quote stark branchenabhängig ist.

Abb. 4: F&E-Quoten ausgewählter Branchen[2]

"Gefahren" der F&E-Quote

Doch leider wird diese Kennzahl häufig zur Unternehmenssteuerung durch Zielvorgaben eingesetzt und hier wird es problematisch. Z. B. ist es weit verbreitet, F&E-Budgets nach dem Tragfähigkeitsprinzip zu verteilen (Top-down-Planung: Wie viel wollen wir uns leisten?), anstatt F&E-Budgets für strategisch notwendige Projekte zu genehmigen (Bottom-up-Planung: Wie viel benötigen wir, um unsere strategischen Ziele zu erreichen?).

Es gibt keine "richtige" F&E-Quote

Erschwerend kommt hinzu, dass es keine Möglichkeit gibt, die "richtige" F&E-Quote festzulegen. Die Unternehmensberatung Strategy&[3] untersuchte in ihrer jährlich durchgeführten "Global Innovation Study" den Zusammenhang zwischen dem Unternehmenserfolg, gemessen als Umsatzwachstum, Gewinnsteigerung oder Wertsteigerung, und der F&E-Quote.[4]

Wichtige Erkenntnisse zur F&E-Quote

Es stellte sich heraus, dass keinerlei ursächlicher Zusammenhang zwischen der F&E-Quote und dem aktuellen oder zukünftigen Unternehmenserfolg besteht. Booz & Company kamen in diesem Zusammenhang auf eine Reihe interessanter Erkenntnisse:

  • "Money doesn't buy results": Es gibt keinerlei Korrelation zwischen F&E-Quote und wirtschaftlichen Erfolgskennzahlen wie Umsatzwachstum, Rendite oder Wertsteigerung.
  • "Size matters": Große Unternehmen können mit geringeren F&E-Quoten zum Ziel kommen als kleine Unternehmen, da vergleichbaren F&E-Aktivitäten im Zähler höhere Umsätze im Nenner gegenüberstehen.
  • "You can be too rich or too thin": Mehrausgaben führen nicht unbedingt zum Erfolg, Kürzungen können aber zu Misserfolg führen. Eine methodische Ableitung der optimalen F&E-Quote ist nicht möglich.
  • "There isn't clarity on how much is enough": Die F&E-Quoten schwanken selbst innerhalb von Branchen, daher ist keine Ableitung des wirtschaftlichen Erfolgs möglich.
  • "It's the process, not the pocketbook": Erfolg scheint eher von der Qualität der Innovationsprozesse abzuhängen als von der F&E-Quote.
  • "Collaboration is key": Die Ergebnisse sind dort am schlechtesten, wo am meisten abteilungsübergreifende Kollaboration erforderlich ist.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die F&E-Quote gerade im Zeitverlauf einen gewissen Informationsgehalt hat, sich aber nicht zur strategischen Steuerung des F&E-Bereichs eignet.

[1] Vgl. Schmitt, Controller Magazin 2/2012.
[2] Adaptiert aus Booz & Co.
[3] Früher Booz & Company.
[4] Booz & Co.

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