Entscheidungsstichwort (Thema)

Gewerbesteuerpflicht von Aufgabe- oder Veräußerungsgewinnen nach § 18 Abs. 4 UmwStG 1995

 

Leitsatz (redaktionell)

Ein Veräußerungsgewinn unterliegt gemäß § 42 AO auch dann der Gewerbersteuerpflicht gemäß § 18 Abs. 4 UmwStG 1995, wenn eine KapG ausschließlich zu dem Zweck, die gewerbesteuerlichen Rechtsfolgen des § 18 Abs. 4 UmwStG 1995 zu vermeiden, zunächst in eine PersG formumgewandelt wird, diese PersG dann in eine weitere PersG erfolgsneutral nach § 24 UmwStG a.F. eingebracht wird und nachfolgend Anteile an dieser (neuen) PersG veräußert werden.

 

Normenkette

UmwStG § 24; AO § 42; UmwStG 1995 § 18 Abs. 4

 

Nachgehend

BFH (Urteil vom 28.04.2016; Aktenzeichen IV R 6/13)

 

Tatbestand

Die Beteiligten streiten darüber, ob im Streitfall eine Gewerbesteuerpflicht nach § 18 Abs. 4 des Umwandlungssteuergesetzes 1995 (UmwStG) besteht.

Die Klägerin, eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR), wurde am 02.01.1996 gegründet. Gründungsgesellschafter waren ausweislich des Partnerschaftsvertrags vom 02.01.1996 die Herren G. G., K. N., I. (jeweils 32 %) und S. W. (3 %) sowie Frau D. G. (1 %).

Ebenfalls mit Wirkung zum 02.01.1996 wurden neun GbRs unter Anwendung des § 24 UmwStG. zu Buchwerten in die Klägerin eingebracht, und zwar:

Beteiligte

Gesellschaft

(bei Einbringung)

Rechtsform

a) I GbR, C.

G.

G.,

K.

N.,

I.

GbR

b) II GbR, D./F.

G.

G.,

K.

N.,

I.

GbR

c) III GbR, M.

G.

G.,

K.

N.,

I.,

S.

W.

GbR

d) IV GbR, D.

G.

G.,

K.

N.,

I.,

S.

W.

GbR

e) V GbR, A.

G.

G.,

K.

N.,

I.,

D.

G.

GbR

f) VI GbR, E.

G.

G.,

K.

N.,

I.

GbR (vormals GmbH)

g) VII GbR, F.

G.

G.,

K.

N.,

I.

GbR (vormals GmbH)

h) VIII GbR, C.

G.

G.,

K.

N.,

I.

G bR (vormals GmbH)

i) IX. G.R, T.

G.

G.,

K.

N.,

I.

GbR (vormals GmbH)

Die Gesellschaften zu f) bis i) waren zuvor durch notarielle Verträge vom 28.12.1995 zum 01.01.1996 durch Formumwandlungen (§§ 190 ff. i. V. m. § 226 Umwandlungsgesetz – UmwG) aus den folgenden Kapitalgesellschaften (KapG) entstanden:

zu f)

F.

GmbH, E.

zu g)

U.

GmbH, F.

zu h)

N.

GmbH, C.

zu i)

G.

GmbH, T.

In der Folgezeit wurden noch weitere Gesellschaften in die Klägerin eingebracht sowie Niederlassungen und Mandantenstämme aufgekauft und veräußert. Außerdem veränderte sich der Gesellschafterbestand der Klägerin mehrfach. Die wesentlichen Vorgänge lassen sich – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – wie folgt zusammenfassen:

a) Vertrag vom

b) mit Wirkung zum

03.01.1996 (a)

Die Herren G. G., K N. und I. verkaufen 3 % (3 × 1%) ihrer Gesellschaftsanteile an Herrn S. W..

08.11.1997 (a)

31.12.1997 (b)

Einbringung der XI GbR, H. zu Buchwerten;

Aufnahme des Herrn B. als neuen Gesellschafter (Anteil an Klägerin 2,352 %)

30.06.1997 (a)

01.07.1997 (b)

Zukauf der Zweigniederlassung A. von der Y. GmbH, K.

08.11.1997 (a)

31.12.1997 (b)

Die Herren G. G. und K N. verkaufen jeweils weitere 2,824 % Gesellschaftsanteile an Herrn B.

01.04.1998 (b)

Aufnahme des Herrn J. als neuen Gesellschafter mit einem Gesellschaftsanteil von 12 % gegen Einbringung von dessen Einzelpraxis in die Klägerin zu Buchwerten

11.03.1998 (a)

01.05.1998 (b)

Verkauf der Niederlassung D.

30.04.1998 (b)

Ausscheiden des Herrn I. aus der Klägerin; Aufkauf seines Anteils durch die Herren G. G. und K. N.

31.12.1998 (b)

Die Herren G. G. und K. N. verkaufen jeweils hälftig Anteile ihres Gesellschaftsanteils an

L. H. (Beteiligung an der Klägerin zu 5%)

U. Q. (Beteiligung an der Klägerin zu 5 %)

M. F. (Beteiligung an der Klägerin zu 5 %)

S. U. (Beteiligung an der Klägerin zu 5 %)

D. N. (Beteiligung an der Klägerin zu 5 %)

D. G. (Beteiligung an der Klägerin zu 3,75832 %)

06.02.1999 (a)

lt. Kl. 01.01.1999

Die Herren G. G. und K. N. verkaufen jeweils weitere 2,5 % an Herrn M. F.

30.05.1999 (b)

Ausscheiden des Herrn J.

01.03.2000 (b)

Ausscheiden des Herrn B.

03.01.2001 (b)

Ausscheiden der Gesellschafter L. H., M. F., D. N. und S. U.;

Verkauf ihrer Anteile an die Herren G. G. und K. N. zu gleichen Teilen

03.01.2001 (b)

Verkauf der Niederlassungen C., M., F. und A.; die Klägerin befindet sich seitdem in Liquidation

Zum heutigen Zeitpunkt besteht die Klägerin noch aus den Gesellschaftern G. G., K. N., S. W., D. G., U. Q. und H. X..

Bei der Klägerin wurden für die Jahre 1997 durch den Beklagten sowie für die Jahre 1998 bis 2002 durch die Groß- und Konzernbetriebsprüfung L. Außenprüfungen durchgeführt (angeordnet für 1998 mit Prüfungsanordnung vom 26.11.2003 und für 1999 mit Prüfungsanordnung vom 12.12.2003, jeweils betreffend Umsatzsteuer, gesonderte und einheitliche Feststellung und Gewerbesteuer). Die Prüfer gelangten dabei zu der Auffassung, dass die durch Fettdruck markierten Vorgänge die Rechtsfolgen des § 18 Abs. 4 UmwStG. auslösen würden und die Klägerin infolgedessen insoweit gewerbesteuerpflichtig sei.

Die Prüfungsfeststellungen wurden in den Prüfungsberichten vom 11.02.2000 (1997) und 20.09.2005 (1998 und 1999) zusammengefasst, auf die hinsichtlich der Einzelheiten Bezug genommen wird.

Am 03.07.2000 (1997) bzw. 19.06.2006 erließ der Beklagte erstmalige Gewerbesteuermessbescheide, in den...

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