Factoring bietet folgende Vorteile:

  • Liquiditätsgewinn. Durch die schnelle Umwandlung von Forderungen in liquide Mittel ergeben sich finanzielle Spielräume, die durch die restriktive Kreditvergabepolitik der Banken zumeist nicht erreicht werden können.
  • Verbesserung der Bilanzstruktur. Durch die Senkung der Position "Forderungen aus Lieferungen und Leistungen" ergibt sich zwangsläufig eine Erhöhung der Eigenkapitalquote mit allen sich daraus ergebenden Vorteilen, wie z. B. verbessertes Ratingergebnis und dadurch niedrigere Zinskonditionen (s. Abb. 4).

     

    Abb. 4: Es erfolgt eine Bilanzverkürzung; die freie Liquidität wird zur Reduzierung der Verbindlichkeiten an Bank und Lieferanten verwendet. Das Ergebnis ist eine deutliche Anhebung der Eigenkapitalquote.

  • Ausnutzung von Skonti bei Lieferanten. Skontozahler haben nicht nur einen finanziellen Vorteil, sondern sie werden von ihren Lieferanten auch ansonsten bevorzugt behandelt, z. B. bei Reklamationen und dergleichen. Einen Skontozahler zu verlieren, überlegt man sich mehrmals. Ein Kunde, dessen Geld man permanent hinterherlaufen muss, ist hingegen deutlich weniger wert.
  • Erhöhter Handlungsspielraum. Mit Geld kann man natürlich mehr machen als ohne, z. B. neue Geschäftsfelder erschließen, Marketingmaßnahmen finanzieren, Forschung und Entwicklung bezahlen usw. Was mit den frei werdenden Mitteln geschieht, obliegt ganz allein dem Unternehmen bzw. dessen Entscheidungsträgern und nicht der Begutachtung eines Bank-Sachbearbeiters.
  • Entlastung im Forderungsmanagement. Bonitätsprüfung und Mahnwesen belasten zeit- und kostenmäßig nicht mehr das eigene Unternehmen.
  • Einsparungen im Debitorenwesen. Auch das Erfassen von Zahlungseingängen, das Verbuchen von Teilzahlungen usw. verursacht Arbeit und damit Kosten, die beim vollen Factoring eingespart werden können.
  • Hundertprozentiger Schutz gegen Forderungsausfall. Handelt es sich um ein echtes Factoring, besteht hinsichtlich der Forderung eine 100-prozentige Absicherung, solange diese rechtlichen Bestand hat.

Wo Licht ist, ist natürlich auch Schatten. Factoring beinhaltet folgende Nachteile:

  • Die Kosten des Factorings. Die meisten Unternehmer bezeichnen diese Finanzierungsform auf den ersten Blick als zu teuer. Man muss allerdings genauer rechnen und die eigenen Kosten für Warenkreditversicherungen, Bonitätsprüfung, Debitoren- und Forderungsmanagement sowie das Ausfallrisiko ebenfalls einbeziehen. Unser Factoring-Rechner, den wir Ihnen im nachfolgenden Abschnitt vorstellen werden, hilft Ihnen bei der Entscheidungsfindung.
  • Kontrollverlust beim Debitorenmanagement. Der Factor schert alle Schuldner sozusagen über "einen Kamm". Wer sein Zahlungsziel überschreitet, wird sofort erinnert und gemahnt. Ausnahmen werden durch den Factor normalerweise nicht gemacht.
  • Belastung der Kundenbeziehungen. Durch die zuvor genannte Vorgehensweise können Kunden verärgert werden oder gar zur Konkurrenz überlaufen, und zwar auch gute Kunden, die sich nur zeitweise in einem Liquiditätsengpass befinden.
 
Praxis-Tipp

Liquiditätsgewinn ist das entscheidende Kriterium

Ob das Factoring wirtschaftlich ist oder nicht, hängt wesentlich davon ab, ob dem Unternehmen dadurch zusätzliche Liquidität zufließt, die z. B. zu Skontierungszwecken genutzt werden kann. Ein solcher Effekt ist nicht gegeben, wenn mit dem Factoring lediglich die Umfinanzierung eines bisher debitorengesicherten Bankkredits ermöglicht wird. Ebenso nachteilig ist das Factoring, wenn die dadurch frei werdenden Mittel nicht kurzfristig angelegt werden, sondern zur Refinanzierung von Anlagevermögen oder von in der Vergangenheit erwirtschafteten Verlusten hinzugezogen werden.

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