Tipp: Nutzen Sie die verschiedenen Diagrammtypen entsprechend Ihres (bekannten) Hauptanwendungsgebiets.

Neben der Frage nach dem grundsätzlichen Visualisierungstyp (Diagramm oder Tabelle) ist bei Diagrammen zu entscheiden, welcher Diagrammtyp herangezogen werden soll (z. B. Balken oder Torten, gestapelte Säulen oder Linien, Wasserfall horizontal oder vertikal, neue Visualisierungen wie ein Sankey- oder Sunburst-Diagramm). Je nach Zweck kann ein bestimmter Diagrammtyp besser oder schlechter geeignet sein, die relevanten Informationen zu transportieren. Ein Beispiel liefert Abb. 16.

Abb. 16: Gestapeltes oder Mehrfachdiagramm?

Im Folgenden werden die grundsätzlichen Anwendungsgebiete unterschiedlicher Diagrammtypen erläutert.

 
Diagrammtyp Grundsätzliches Anwendungsgebiet

Säulendiagramm

  • Zeitliche Entwicklungen bestimmter Werte (z. B. Umsatz in einer monatlichen oder jährlichen Entwicklung)
  • Einzelwerte (Säulen) stehen im Vordergrund

Balkendiagramm

  • Visualisierung von Strukturen (unterschiedliche Kategorien, z. B. Vertriebsgebiete, Produktgruppen, im Vergleich zueinander, mit absoluten Werten oder prozentueller Aufteilung einer Gesamtsumme)

Liniendiagramm

  • Darstellung von Trends und Entwicklungen im Zeitverlauf (sowohl positive als auch negative)
  • große Anzahl an Daten bzw. sehr lange Zeitreihen (z. B. täglich oder stündlich erhobene Kennzahlen)
  • Der Trend bzw. die Entwicklung stehen im Vordergrund, nicht die Einzelwerte

Tortendiagramm

  • Visualisierung von Anteilen
  • Oft in direkter Konkurrenz zu Balkendiagrammen => Balkendiagramme sind aber in fast allen Fällen vorteilhafter

Wasserfalldiagramm

  • Zeigt einen Fluss bzw. eine Entwicklung/Veränderung (z. B. EBIT-Brücke zwischen Plan und Ist oder ein Cashflow-Statement)
  • Fokus auf die einzelnen Bestandteile, welche einen bestimmten Basiswert erhöhen oder verringern

Inbar-Diagramm

  • Vergleich zwischen zwei Datenreihen (in der Praxis vor allem Vergleich zwischen Ist und Budget)
  • Sehr komprimierte Darstellung mit explizitem Fokus auf die Abweichung

Kombinierte Diagrammform

  • Ermöglicht die bewusste Unterscheidung zweier oder mehrerer Datentypen
  • Besonders häufig ist die Kombination von Säulen und Linien

Gestapelte Diagrammformen

  • Zeigen als Säulendiagramm zusätzlich zum zeitlichen Vergleich die Aufteilung eines Gesamtwertes in einzelne Segmente
  • Zeigen als Balkendiagramm zusätzlich zu den Hauptsegmenten noch Detailuntergliederungen

Mehrfachdiagramme

  • Mehrfachdiagramme bzw. Small Multiples werden als Serie von Diagrammen definiert und erlauben eine komprimierte Darstellung von vergleichbaren Informationen (z. B. Vergleich der zeitlichen Entwicklung von einzelnen Segmenten)

Treemap

  • Interaktive Diagramme zur Darstellung großer, mehrdimensionaler Datenmengen. Sie zeigen die Größenverhältnisse durch die Verwendung von verschachtelten Rechtecken. Durch Farbeinsatz können logische Gruppierungen zusammengehöriger Rechtecke vorgenommen werden.

Sankey-Diagramm

  • Zeigt die Größenverhältnisse mehrdimensionaler Daten und deren Relationen zur Gesamtmenge mittels Datenströmen (insbesondere zur Darstellung von Material- und Mengenflüssen)
  • besteht aus durch Interaktion hervorhebbaren Verbindungen, welche einen Knoten mit einem weiteren verbinden.

Sunburst-Diagramm

  • Ist eine Erweiterung des Torten- bzw. Ringdiagramms für hierarchische Daten. Die oberste Hierarchieebene bildet den innersten Kreis, die weiteren Hierarchieebenen werden nach dem Zwiebel-Prinzip entsprechend der hierarchischen Abhängigkeit der Daten angereiht.
  • Die Verwendung von Interaktion und Änderung der Farbtransparenz stellen Informationen und Details in den Vordergrund.

Parallel Coordinates

  • Visualisieren mehrdimensionaler Datenstrukturen auf einer zweidimensionalen Darstellungsfläche. Alle Werte eines Datensatzes werden auf parallelen Achsen aufgetragen und durch einzelne Linien verbunden.
  • Durch zusätzliche Interaktionstechniken wie Selektion von Datenintervallen können Trends und Zusammenhänge identifiziert werden.

Tab. 1: Übersicht zu den Einsatzgebieten unterschiedlicher Diagrammtypen

Wie bereits zu Beginn dieses Kapitels erwähnt, ist die persönliche Erfahrung bzw. die Gewohnheit des Berichtslesers ein wesentlicher Einflussfaktor auf die Wahl des optimalen Diagrammtyps. Vor allem bei Diagrammtypen, welche noch unbekannt oder wenig bekannt sind, ist Vorsicht geboten. So weisen z. B. Inbar-Diagramme zur Identifikation von Abweichungen in Hinblick auf Effizienz und Effektivität bei erfahrenen Berichtslesern deutliche Vorteile auf. Bei unerfahrenen Berichtslesern bewirken diese Darstellungsformen aber oftmals genau das Gegenteil. Kommen diese Diagramme trotzdem zum Einsatz, sind begleitende Erklärungen und Schulungen unerlässlich.

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