Entscheidungsstichwort (Thema)

Quellensteuer, Investmentfonds, Dividendenbezug durch einen Investmentfonds, unterschiedliche Besteuerung von Inlands- und Auslandsdividenden

 

Leitsatz (amtlich)

Die Art. 63 AEUV und 65 AEUV sind dahin auszulegen, dass sie einer Regelung eines Mitgliedstaats entgegenstehen, die die Dividenden inländischer Herkunft einer Quellensteuer unterwirft, wenn sie von in einem anderen Staat ansässigen Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren bezogen werden, während solche Dividenden, die von im ersten Staat ansässigen Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren bezogen werden, von der Steuer befreit sind.

 

Normenkette

AEUV Art. 63, 65

 

Beteiligte

Santander Asset Management SG II C u.a

Santander Asset Management SGIIC SA

Directeur des résidents à l étranger et des services généraux

 

Verfahrensgang

Tribunal administratif de Montreuil (Frankreich) (Urteil vom 01.07.2011; ABl. EU 2011, Nr. C 269/64)

 

Tatbestand

Art. 63 AEUV und 65 AEUV ‐ Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren (OGAW) ‐ Unterschiedliche Behandlung der an gebietsfremde OGAW gezahlten Dividenden, bei denen eine Quellensteuer einbehalten wird, und der an gebietsansässige OGAW gezahlten Dividenden, bei denen kein solcher Einbehalt erfolgt ‐ Notwendigkeit der Berücksichtigung der Situation der Anteilsinhaber, um die Vereinbarkeit der nationalen Maßnahmen mit dem freien Kapitalverkehr beurteilen zu können ‐ Fehlen“

In den verbundenen Rechtssachen C-338/11 bis C-347/11

betreffend Vorabentscheidungsersuchen nach Art. 267 AEUV, eingereicht vom Tribunal administratif de Montreuil (Frankreich) mit Entscheidungen vom 1. Juli 2011, beim Gerichtshof eingegangen am 4. Juli 2011, in den Verfahren

Santander Asset Management SGIIC SA, handelnd für FIM Santander Top 25 Euro Fi (C-338/11)

gegen

Directeur des résidents à l’étranger et des services généraux

und

Santander Asset Management SGIIC SA, handelnd für Cartera Mobiliaria SA SICAV (C-339/11),

Kapitalanlagegesellschaft mbH, handelnd für Alltri Inka (C-340/11),

Allianz Global Investors Kapitalanlagegesellschaft mbH, handelnd für DBI-Fonds APT n° 737 (C-341/11),

SICAV KBC Select Immo (C-342/11),

SGSS Deutschland Kapitalanlagegesellschaft mbH (C-343/11),

International Values Series of the DFA Investment Trust Co. (C-344/11),

Continental Small Co. Series of the DFA Investment Trust Co. (C-345/11),

SICAV GA Fund B (C-346/11),

Generali Investments Deutschland Kapitalanlagegesellschaft mbH, handelnd für AMB Generali Aktien Euroland (C-347/11)

gegen

Ministre du Budget, des Comptes publics, de la Fonction publique et de la Réforme de l’État

erlässt

DER GERICHTSHOF (Dritte Kammer)

unter Mitwirkung des Kammerpräsidenten K. Lenaerts (Berichterstatter) sowie der Richter J. Malenovský, G. Arestis, T. von Danwitz und D. Šváby,

Generalanwalt: J. Mazák,

Kanzler: R. Şereş, Verwaltungsrätin,

aufgrund des schriftlichen Verfahrens und auf die mündliche Verhandlung vom 16. Februar 2012,

unter Berücksichtigung der Erklärungen

‐ der Santander Asset Management SGIIC SA, handelnd für FIM Santander Top 25 Euro Fi, und der Santander Asset Management SGIIC SA, handelnd für Cartera Mobiliaria SA SICAV, vertreten durch C. Charpentier, N. Gelli, P. Van den Perre und C. Profitos, avocats,

‐ der Kapitalanlagegesellschaft mbH, handelnd für Alltri Inka, der International Values Series of the DFA Investment Trust Co., der Continental Small Co. Series of the DFA Investment Trust Co. und der Generali Investments Deutschland Kapitalanlagegesellschaft mbH, handelnd für AMB Generali Aktien Euroland, vertreten durch Y. Robert und S. Lauratet, avocats,

‐ der Allianz Global Investors Kapitalanlagegesellschaft mbH, handelnd für DBI-Fonds APT n° 737, vertreten durch Rechtsanwälte P. Schultze und A. Feger,

‐ der SICAV KBC Select Immo, vertreten durch V. Louvel und S. Defert, avocats,

‐ der SGSS Deutschland Kapitalanlagegesellschaft mbH, vertreten durch A. Lagarrigue und B. Hardeck, avocats,

‐ der SICAV GA Fund B, vertreten durch P. Le Roux und L. Bogey, avocats,

‐ der französischen Regierung, vertreten durch G. de Bergues und J.-S. Pilczer als Bevollmächtigte,

‐ der Europäischen Kommission, vertreten durch C. Soulay und W. Roels als Bevollmächtigte,

aufgrund des nach Anhörung des Generalanwalts ergangenen Beschlusses, ohne Schlussanträge über die Rechtssache zu entscheiden,

folgendes

Urteil

Rz. 1

Die Vorabentscheidungsersuchen betreffen die Auslegung der Art. 63 AEUV und 65 AEUV.

Rz. 2

Diese Ersuchen ergehen im Rahmen von Rechtsstreitigkeiten von gebietsfremden Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren (im Folgenden: OGAW) gegen die französischen Steuerbehörden wegen Einbehaltung der Quellensteuer auf die an diese OGAW ausgeschütteten Dividenden inländischer Herkunft.

Nationales Recht

Rz. 3

Nach französischem Recht gehören zu den OGAW die Sociétés d’investissement à capital variable (Investmentgesellschaften mit variablem Kapital; im Folgenden: SICAV) und die Fonds communs de placement (Investmentfonds; im Folgenden: FCP). Nach Art. 208 1bis A des f...

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