Durch die Definition von eigenverantwortlichen Business Units werden im Unternehmen Grenzen geschaffen, die es bisher nicht gab. Wegen der fehlenden Ergebnisverantwortung hatte bisher der gegenseitige Leistungsbezug wenig Bedeutung für die Kostenstellen. Da zukünftig sowohl der abgebende Bereich als auch der Empfänger im Unternehmen für den Erfolg ihres Verantwortungsbereiches zuständig sind, ist es notwendig, diese Leistungen zu bewerten.

 
Praxis-Tipp

Einleitung in das Thema

Die Anforderungen an das Controlling werden in dem Beitrag Ergebnisverantwortung in mehrdimensionalen Organisationen (Teil 1): Operative Herausforderungen erläutert.

In der Kostenrechnung muss berücksichtigt werden, dass es sich nicht nur um Leistungen in Form von Produkten handelt, also der Produktionsbereich 1 an den Produktionsbereich 2 liefert und dieser wiederum an die Vertriebseinheiten. Daneben gibt es Leistungen, die von Servicecentern erbracht werden, z. B. von der IT oder dem Rechnungswesen. Eine dritte Leistungsversion betrifft Hilfsleistungen, die ungeplant in Engpasssituationen zwischen den Einheiten ausgetauscht werden.

Verrechnungspreise zwischen den Business Units sind immer wieder Anlass für Diskussionen. Da jeder Verantwortliche den Erfolg seines Bereichs optimieren will, sind die Preise den Empfängern der Leistungen zu hoch, den internen Lieferanten sind sie zu niedrig. Immer wieder wird versucht, durch einen Vergleich der internen Verrechnungspreise mit Marktpreisen die "falsche" Höhe der intern verrechneten Preise nachzuweisen. An dieser Stelle muss durch die Unternehmensleitung ein Regelwerk bestimmt und mit den Betroffenen abgestimmt werden, das die Freiheiten der einzelnen Leiter der Units durch lenkende Eingriffe einschränkt.

1.1 Verrechnungspreiskalkulation

Auch der innerbetriebliche Leistungsaustausch wird über zwei Komponenten bewertet: die Menge und den Preis per Einheit. Nur beides gemeinsam ergibt den Wert der innerbetrieblichen Buchungen.

1.1.1 Die Menge

Es scheint eindeutig und unmissverständlich einfach zu sein, die Mengenkomponente einer Leistung im innerbetrieblichen Austausch zu bestimmen. Das gilt allerdings nur für die Fälle, in denen tatsächlich an den Schnittstellen zu den Bereichen gezählt werden kann und auch gezählt wird. Das ist aber nicht immer so.

  • Am leichtesten zu bestimmen ist die Menge für Produktleistungen. Wenn Stück, Meter oder Kilogramm geliefert werden, sollte die exakte Feststellung recht einfach sein. Nicht immer soll und kann an der Übergabestelle zwischen den Business Units gezählt werden. Oft wird aus Gründen der Vereinfachung aus anderen digitalen Werten die Menge zum Zeitpunkt des Übergangs mit Hilfsrechnungen und Annahmen ermittelt. Das kann zu unterschiedlichen Mengeneinschätzungen in den einzelnen Bereichen führen.
 
Praxis-Beispiel

Schwund

Der Produktionsbereich des Unternehmens liefert an mehrere Vertriebseinheiten klar definierbare Stückzahlen von Produkten. Die jeweilige Menge wird aus den Verkaufszahlen der Vertriebsbereiche errechnet, da zu Recht unterstellt wird, dass jedes verkaufte Teil auch produziert wurde. Es kommt immer wieder vor, dass die so ermittelte Liefermenge (Produktion an alle Vertriebseinheiten) kleiner ist als die aus dem Controlling der Produktionsabteilung bekannte Produktionsmenge, auch nach Berücksichtigung von Lagerbestandsveränderungen. Was geschieht mit diesen Produkten? Wenn sie verloren gehen, muss geklärt werden, wer für diesen Schwund verantwortlich ist und welcher Bereich ihn in seiner Erfolgsrechnung berücksichtigen muss.

  • Serviceleistungen werden mit den in den Servicecentern entstandenen Kosten bewertet. Auch hier gibt es Mengenkomponenten, die als Schlüssel die Verteilung ermöglichen. Auf diesen Menge sollte die empfangende Business Unit Einfluss haben, um die Kostenhöhe auch tatsächlich beeinflussen zu können.
  • Hilfsleistungen werden in Notfällen erbracht und umfassen unterschiedlichste Inhalte, z. B. das Ausleihen von Mitarbeitern, die Belieferung mit Teilen bzw. Produkten oder die Bereitstellung von Maschinenkapazität. Für solche Leistungen vorab bestimmte Mengendefinitionen zu vereinbaren ist nicht sinnvoll. Es wird einfach die in der Kostenrechnung übliche Einheit verwendet.

Die wichtigste Aufgabe für die Mengenbestimmung ist es, Strukturen für die Ermittlung der transferierten Einheiten zu schaffen. Dabei soll möglichst kein zusätzlicher Aufwand entstehen, digitale Daten können übernommen werden. Auch können, fehlende Leistungsdaten aus vorhandenen Werten errechnet werden, wenn dies zu allgemein anerkannten Werten führt.

1.1.2 Der Preis

Grundsätzlich sind für alle Leistungsarten die entstandenen Kosten für die Ermittlung der Verrechnungspreise heranzuziehen. Danach kann entschieden werden, ob bei der Kalkulation der berechneten Preise eine Veränderung erfolgen soll, um die Entscheidungen in den eigenständigen Bereichen in eine gewünschte Richtung zu lenken.

  • Die Kalkulation der Produktleistungen kann aus der Kostenträgerrechnung übernommen werden. Die Herstellungskosten des Produktes sind identisch mit de...

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