Zusammenfassung

 
Überblick
  • Die stetig fortschreitende Digitalisierung hat erhebliche Auswirkungen auf das Controlling und auf die Rolle des CFOs.
  • Neue Geschäftsmodelle, Transformationsprozesse und eine damit angepasste Steuerung stellen den Finanzbereich vor neue Herausforderungen.
  • Die Rolle des Controllers verändert sich zu einem digitalen Transformator, der die Kernthemen der Digitalisierung in das Unternehmen trägt und begleitet.

1 Ein generisches Modell des Controllings

In allen Unternehmensbereichen wird inzwischen intensiv über die Digitalisierung und ihre Folgen diskutiert. Auch für die Controller stellt sich damit die Frage, inwieweit der "digitale Hype" das Controlling betrifft und welche Auswirkungen dies auf die Arbeit und die Entscheidungsfindung in diesem Funktionsbereich hat.

Grundsätzlich und sehr vereinfacht kann das Controlling – wie in Abb. 1 dargestellt – auf 3 wesentliche Kernprozesse reduziert werden.

Abb. 1: Kernprozesse des Controllings[1]

Weder ihre Bedeutung noch die grundlegende Struktur dieser generischen Kernprozesse werden durch die Digitalisierung der Geschäftsprozesse zunächst einmal verändert. Jedoch können sich inhaltlich sowie prozessübergreifend, auch mit Blick auf andere Funktionsbereiche, durchaus Veränderungen ergeben. So kann es organisatorisch zu Verschiebungen kommen, darüber hinaus ist mit systemtechnischen Anpassungen zu rechnen. Am konkreten Beispiel eines traditionsreichen Unternehmens, das seine Produktpalette digital erweitert hat, soll dies im Weiteren aufgezeigt werden.

[1] Alle Abbildungen in diesem Beitrag, soweit nicht anders vermerkt: eigene Darstellung des Autors.

2 Veränderungen in Unternehmen und Umwelt verändern die Controlling-Kernprozesse

2.1 Veränderungen im Geschäftsmodell: Ein Beispiel

Das Unternehmen hatte bis dato qualitativ hochwertige Konsumgüterprodukte an den Endverbraucher verkauft, wie z. B. Waschmaschinen. Des Weiteren wurde ein Reparatur- und Wartungsservice für diese Maschinen angeboten. Im Lauf der Jahrzehnte wurde zu diesem Zweck ein dichtes Service- und Vertriebsnetz aufgebaut.

In der jüngeren Vergangenheit setzte man sich intensiv mit neuen Geschäftsstrategien auseinander, mit diversen internen und externen Experten wurde eine Umstellung auf neue Geschäftsfelder diskutiert. Schließlich wurde die Idee entwickelt, einige Produkte nicht mehr nur ausschließlich zu verkaufen, sondern auch zu vermieten. Der Kunde kann nun unter verschiedenen Mietmodellen dasjenige wählen, das seinen individuellen Bedürfnissen am besten entgegenkommt. Als Novum wurde darüber hinaus vorgesehen, dass sich der Kunde bereit erklärt, dem Hersteller Daten aus der Nutzung zur Verfügung zu stellen.

Diese Veränderung hat fundamentale Auswirkungen auf die Organisation, die Prozesse, die Inhalte und die Systeme im Unternehmen für diesen Bereich. Ein paar Beispiele:

  1. Das Geschäftsmodell für die Produkte, die nun zu mieten sind, wird quasi auf den Kopf gestellt. Warum? Während es bis dato das Ziel der Unternehmung war, Produkte zu verkaufen und damit evtl. nur eine gewisse Lebensdauer zu erreichen, um neue Produkte auf den Markt zu bringen, ist es nun anders. Ein Mietmodell setzt ggf. einen anderen Anspruch an das Produkt. Es sollte (noch) weniger wartungsintensiv sein und möglichst lange (endlos?) halten. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Mieterträge und damit die Margen ohne zusätzliche Kosten konstant fließen.
  2. Das Mietmodell impliziert somit eine Veränderung im Wartungs- und Servicedienst. Während bis dato evtl. Module ausgewechselt wurden, ist es nun ggf. das Ziel, die Maschine zu erhalten und wenig Teile auszutauschen. Das bedeutet weniger Serviceeinsatz, weniger Serviceumsatz in diesem Angebot.
  3. Das Modell hat Einfluss auf Innovationen. Eventuell ist es interessanter und günstiger, neu entwickelte Ideen als Module in die schon bei den Kunden positionierten Geräte einzubauen bzw. Teile auszutauschen. Denn ein Austausch einer kompletten bereits etablierten Maschine bewirkt erhöhte Kosten in der Logistik, im Werk und bei der Planung.
  4. Wenn Modelle nun quasi endlos leben sollen und nur erneuert werden, so wirkt dies sich eventuell auf den Sekundärmarkt (Gebrauchtmaschinen) aus, sofern für diese Produkte Märkte bestehen. Damit ändert sich der Ersatzteilmarkt, der bekanntlich meist sehr margenintensiv ist, weil einfach weniger Gebraucht- bzw. Altmaschinen auf dem Markt sind. Das hat damit auch Auswirkungen auf das Ersatzteillager und den dortigen Warenumschlag.
  5. Das Preismodell verändert sich. Während man bis dato ggf. ein Produkt mit seinen Herstellkosten und einem Margenaufschlag kalkuliert hat, spielen nun evtl. zusätzliche oder andere Aspekte eine Rolle, denn die Maschine bleibt bei einem Mietmodell vielleicht im Anlagevermögen des Herstellers. Ferner müssen entsprechend der zu erwartenden unterschiedlichen Nutzung (Singles, Familien, Hotels etc.) individuelle Preisangebote für die Mietmodelle unterbreitet werden.

    Das bedeutet aber auch, dass sich die Unternehmung bei der Kalkulation der unterschiedlichen Kundengruppen über die erwartete Nutzungsdauer und Anfälligkeit des Produkts im Klaren sein muss (je mehr Waschvorgänge in einem Zeitrahmen, desto höher g...

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