Integrierter Gesamtansatz informationsbasierter Unternehmensführung

Business Intelligence (BI)/Big Data und Analytics stehen in diesem Kontext für einen integrierten Gesamtansatz, moderner, informationsbasierter Unternehmensführung.[1] Dabei haben sich Umfang und Reichweite in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt. Empirisch lassen sich unterschiedliche BI/Big Data Reifegrade beobachten.[2]

BI/Big Data Reifegrade

Stufe 1 – Unternehmensbereiche: Traditionell wurde Business Intelligence häufig isoliert in ausgewählten betrieblichen Funktionalbereichen eingesetzt. Typische Hauptanwendungsgebiete waren lange Zeit die Bereiche Finanzen/Controlling und Marketing/Vertrieb. Verstärkt zu beobachten ist eine Ausweitung der einbezogenen Funktionen z. B. auf die Bereiche Logistik, Produktion oder auch Personal.

Stufe 2 – Interne Prozesse: Eine empirisch beobachtbare Erweiterung besteht im prozessorientierten Einsatz von BI/Big Data. Auffällig ist dabei, dass viele Unternehmen zunächst in den Ausbau der Unterstützungsprozesse (z. B. Finanzen/Konsolidierung) investieren und erst allmählich beginnen, die eigentlichen wertschöpfenden Kernprozesse analytisch zu durchdringen.

Stufe 3 – Interne und externe Prozesse: Eine weitere Reifegradstufe besteht in der zunehmenden Ausweitung auf unternehmensübergreifende Unterstützungs- und Wertschöpfungsprozesse, beispielsweise für die Liquiditätssteuerung im Verbund oder die unternehmensübergreifende Steuerung der Supply Chain in Echtzeit.

Stufe 4/Stufe 5 – Branchentransformation und neue Geschäftsmodelle sowie Management umfassender Wertschöpfungsnetzwerke: Die Nutzung der Ressource Information zur Etablierung neuer Geschäftsmodelle bzw. zur Etablierung ganzer Eco-Systeme befindet sich bei "traditionellen" Unternehmen bislang vielfach erst am Anfang. Ganz anders stellt sich die Situation in Industrien dar, in denen Information schon heute der dominierende Produktionsfaktor ist. Das Zusammenspiel interner und externer Informationsstrukturen, z. B. auf Basis von Cloud-Diensten spielt hierbei eine zentrale Rolle.[3] Hierbei werden systematisch neue Datengrundlagen erschlossen, vernetzt und mittels Advanced Analytik intensiv für die Etablierung neuer disruptiver Geschäftsmodelle, die Transformation ganzer Branchen sowie die Steuerung umfassender Eco-Systeme eingesetzt (z. B. Apple, Amazon, Facebook, Google/Alphabet). Diese "digitalen Champions" weiten ihre Tätigkeitsfelder kontinuierlich aus und konkurrieren ganz oder in Teilen von Wertketten zunehmend mit Unternehmen aus "traditionellen" Branchen.

Nachfolgende Abbildung skizziert überblicksartig den Zusammenhang zwischen Digitalisierung der Wertketten und Produkte/Services sowie dem Reifegrad von BI/Big Data im Umfeld der Digitalisierung.

Abb. 2: BI/Big Data Reifegrade[4]

Information als strategische Ressource

Festzuhalten ist daher: Die Erschließung und Nutzung von Information ist zu einem zentralen Wettbewerbsfaktor geworden. Durch die Digitalisierung wird diese Bedeutung weiter zunehmen. Ziel ist es, nicht mehr nur Informationen als Grundlage für aktuelle Entscheidungen im angestammten Geschäftsumfeld zu nutzen. Informationen sind vielmehr selbst Bestandteil von Innovationen, welche Geschäftsmodelle grundlegend verändern können.

[1] Vgl. Kemper et al., 2004.
[2] Vgl. Seufert, 2016a.
[3] Vgl. Seufert/Bernhardt, 2011.
[4] In Anlehnung an Seufert, 2016a.

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