Chance zur Selbstbestimmung nicht verpassen

Um dem "Tal des Leidens" oder gar einem Scheitern vorbeugen und rechtzeitig entgegenwirken zu können, haben eine Reihe von Unternehmen Kenngrößen entwickelt, die entstehende Probleme bereits frühzeitig anzeigen. Einige Beispiele sollen hier genannt werden:

  • Kundenanteil

    Wenn Kunden beginnen, ihren Bedarf stärker bei Wettbewerbern zu decken, sinkt der Kundenanteil des eigenen Unternehmens. Rückgänge im Kundenanteil werden oft überdeckt von weiter anhaltendem Umsatzwachstum, sofern eine steigende Anzahl an Kunden diesen Effekt kompensiert. Wer da nicht hinsieht, verpasst die Chance frühzeitiger Achtsamkeit.

  • Relation zwischen Umsatzpotenzial und Umsatz

    Die parallele Beobachtung der Entwicklung von Umsatzpotenzial und Umsatz schärft den Blick für die Chancen des Unternehmens. Wenn das Umsatzpotenzial deutlich schneller steigt als der Umsatz, entstehen Räume, die von Wettbewerbern gefüllt werden können. Wenn demgegenüber das Umsatzpotenzial nicht mehr steigt oder deutlich langsamer als der Umsatz, deutet sich der Wendepunkt in der Lebenskurve der tragenden Idee des Unternehmens an.

  • Gewichtete Kundenfluktuation

    Viele Unternehmen differenzieren nach der Kundengüte: Welche Position besteht gegenüber dem Kunden? Ist das eigene Unternehmen ein strategischer Partner des Kunden, ein bevorzugter Lieferant (Preferred Deliverer)? Wenn die Verweildauer strategischer Partner sinkt, ist Gefahr im Verzug.

  • Gewichtete Lieferantenfluktuation

    Hier gilt es, wie bei den Kunden, das strategische Profil im Auge zu behalten. Welchen Status hat das Unternehmen bei seinen Lieferanten? Ist es der bevorzugte Kunde (Preferred Customer), der auch dann noch beliefert wird, wenn es eng wird?

  • Reputation

    Die Unternehmensreputation gibt den Ausschlag dafür, wie werthaltig ein Leistungsangebot ist. Sie beeinflusst zugleich die Wert-Schätzung der Menschen auf dem Arbeits- und Bildungs-Markt, dem Einkaufs-Markt sowie den Märkten für Finanz-Dienstleistungen und Fördermittel. Deshalb ist sie so ausschlaggebend für die Fähigkeit des Unternehmens, sich innerhalb des Kosten-Korridors zu bewegen, der die für nachhaltige Wirtschaftlichkeit erforderliche Rentabilität gewährleistet. Die Achtsamkeit für Indikatoren der Reputation (z. B. spontane Anfragen, Warteliste von Kunden, Blindbewerbungen, Kooperationsangebote, Medien-Nachfrage und -Resonanz) führt somit ebenfalls zu sehr frühen Signalen für die Tragfähigkeit der innovativen Idee.

  • Marktanteilsabstand zum besten Wettbewerber

    Der Marktanteil ist eine anerkannte strategische Kenngröße. Es ist jedoch genauso wichtig, den Abstand zum besten Wettbewerber zu beobachten. Der beste Wettbewerber ist meist in der Lage, die Regeln oder zumindest einen Teil davon zu bestimmen. Andererseits sind die Kunden bei zu starken Ungleichgewichten bestrebt, Alternativen zur Verfügung zu haben, um nicht von nur einem Anbieter abhängig zu sein. Verschiebungen in den Positionen deuten mögliche Spannungen an, weit bevor sie offen zum Ausbruch kommen.

  • Relation zwischen Beschäftigungswachstum und Produktivitätswachstum

    Produktivitätswachstum ist ein strategisches "Muss", um im Wettbewerb zu überleben. Allerdings setzen Verbesserungen der Produktivität Kapazitäten frei, die – sofern sie nicht genutzt werden – einerseits Tendenzen zur Verschwendung und andererseits Unsicherheit über den Bestand der Arbeitsplätze begünstigen. Erfolgreiche Unternehmen steuern ihr Produktivitätswachstum daher nie unabhängig vom Beschäftigungswachstum.

Diese sieben Beispiele sollen verdeutlichen, dass es genügend Möglichkeiten gibt, Signale für eine abnehmende Tragfähigkeit innovativer Ideen rechtzeitig aufzunehmen. Dann besteht zumindest die Chance, selbstbestimmt zu agieren. Wer jedoch den Zeitpunkt verpasst, für den kann es schnell eng werden.

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