3.1 Systematische Weiterentwicklung von Controllerkompetenzen

Die Weiterentwicklung des Humankapitals in Unternehmen fokussiert sich zunehmend auf das Management von Kompetenzen. Kompetenzen bezeichnen in diesem Zusammenhang Dispositionen von Mitarbeitern, die ihnen helfen, bei neuartigen und komplexen Herausforderungen selbstorganisiert zu handeln.[1] Kompetenzen gehen demnach über bloße Fähigkeiten zur Bewerkstelligung von Routineaufgaben hinaus, da sie Personen dazu in die Lage versetzen, unvorhersehbare Probleme angemessen zu bewältigen.

Ein systematisches Kompetenzmanagement umfasst nicht nur die zielgerichtete Weiterentwicklung von Kompetenzen bestimmter Mitarbeiter, sondern ist in den Gesamtkontext des Unternehmens eingebettet. Wichtige Bestandteile sind demnach die Ableitung von zukünftigen Kompetenzanforderungen aus der Unternehmensstrategie und die Erstellung von kompetenzorientierten Anforderungsprofilen für verschiedene Abteilungen. Die systematische Weiterentwicklung von Kompetenzen im engeren Sinne bezeichnet die anforderungsorientierte Erfassung der Mitarbeiterkompetenzen und die Ableitung von Maßnahmen zur Kompetenzentwicklung.[2]

Die zielgerichtete Weiterentwicklung ist ein weitreichend etabliertes Konzept. Dementsprechend können vorhandene Prozesse zur Durchführung dieser Kompetenzentwicklung aus anderen Unternehmensbereichen auf das Controlling übertragen werden. Im Kern basiert die systematische Kompetenzentwicklung auf dem grundlegenden Managementprozess der Formulierung von Zielen, der Erhebung des aktuellen Zustands, der Ermittlung bestehender Zielabweichungen und der Ableitung von Maßnahmen zur Sicherstellung der Zielerreichung. Wird der Ansatz auf das Kompetenzmanagement übertragen, ergeben sich daraus die vier Prozessschritte:

  1. Kompetenzableitung,
  2. Kompetenzerhebung,
  3. Kompetenzanalyse und
  4. Kompetenzentwicklung.[3]

Abb. 2: Iterativer Prozess zum Kompetenzmanagement[4]

Um Unternehmen eine inhaltlich fundierte Weiterentwicklung der Controllerkompetenzen zu vereinfachen, stehen neben dem Ablauf der systematischen Weiterentwicklung von Kompetenzen auch Modelle zur Herleitung von Controllerkompetenzen zur Verfügung. Dabei können grundlegend prozess- und rollenbasierte Controller-Kompetenzmodelle unterschieden werden. Während prozessbasierte Modelle inhaltlich relevante Kompetenzen auf Basis von Controllingprozessen herleiten, identifizieren rollenbasierte Modelle erfolgskritische Kompetenzen auf Basis verschiedener Controller-Rollenbilder. Prinzipiell führen beide Ansätze zum Ziel. Um unnötigen Zusatzaufwand zu vermeiden, empfiehlt sich für Unternehmen die Anwendung des Modells, das am besten in die bereits vorhandene Controllingkonzeption des Unternehmens integriert werden kann.

[1] Vgl. Erpenbeck/von Rosenstiel, 2003, S. XI.
[2] Vgl. Heyse/Ortmann, 2008, S. 14.
[3] Vgl. Thiele/Gleich, 2015, S. 553.
[4] Entnommen aus Thiele/Gleich, 2015, S. 553.

3.2 Prozessbasiertes Kompetenzmanagement von Controllern

Das prozessbasierte Kompetenzmanagement orientiert sich bei der Kompetenzableitung, -erhebung und -analyse an den vom jeweiligen Controller auszuführenden Prozessen. Erfolgskritische Kompetenzen für dessen Aufgabenverrichtung werden demnach von den benötigten Prozess-Inputs und -Outputs sowie den zugrunde liegenden Prozessschritten und Aufgaben abgeleitet. Die Anwendung des prozessbasierten Kompetenzmanagements empfiehlt sich insbesondere für Unternehmen, die zur Organisation ihres Controllingbereichs bereits über ein fundiertes Prozessmodell verfügen.

Ein weitverbreiteter Ansatz für ein prozessbasiertes Kompetenzmanagement von Controllern ist das Controller-Kompetenzmodell der International Group of Controlling (IGC).[1] Es basiert auf dem Controlling-Prozessmodell der IGC[2] und dem Kompetenzatlas von Heyse/Erpenbeck.[3] Aus der Verknüpfung ergibt sich ein hierarchischer Kompetenzkatalog, der das Kernstück des Controller-Kompetenzmodells bildet. Der hierarchische Kompetenzkatalog umfasst neben Basiskompetenzen für Wissensarbeiter auf den Controllerbereich abgestimmte erfolgskritische Kompetenzen in Form von prozessübergreifenden und prozessspezifischen Controller-Kompetenzen. Der Kompetenzkatalog spezifiziert prozessübergreifende und -spezifische Controllerkompetenzen u. a. durch eine detaillierte Erläuterung, eine Definition des konkreten Kompetenzbegriffs und eine Begründung für deren Auswahl im betrachteten Prozess.[4]

Um die Anwendung des Controller-Kompetenzmodells im Unternehmen zu erleichtern, beinhaltet das Modell zudem Muster-Funktions- und Kompetenzprofile. Die Muster-Kompetenzprofile vereinfachen die Umsetzung der Kompetenzentwicklung, indem sie erfolgskritische Kompetenzen eines Prozesses inhaltlich mit dem zugrundeliegenden Fachwissen und gängigen Stufen für dessen Soll-Ausprägung verknüpfen. Die Verbindung von generischen Muster-Kompetenzprofilen mit den Funktionsprofilen verdeutlicht dabei insbesondere die praktische Anwendung des Controller-Kompetenzmodells im Rahmen der Kompetenzableitung und -erhebung.[5] Durch die Anwendung des Controller-Kompetenzmodells können für die unterschiedlichen Controlling...

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