Für eine fundierte Vorbereitung einer Transformation ist die Durchführung einer Vorstudie, sog. Assessments zwingend anzuraten. Sie identifiziert aus technischer, funktionaler und organisatorischer Sicht die notwendigen Schritte und das adäquate Umsetzungsszenario (vgl. hierzu Abb. 1).

Greenfield, Brownfield oder...

Im Rahmen von Workshops mit den relevanten Fachbereichen werden Handlungsfelder identifiziert, nach ihrem Potenzial kategorisiert und priorisiert. Aus der Beschreibung und Einordnung dieser Handlungsfelder kann der Veränderungsgrad und das damit einhergehende Einführungsszenario bestimmt werden. Hier haben sich bereits die Begriffe "Greenfield" und "Brownfield" etabliert.

  • Greenfield steht für den Neustart: Die alte evolutionär gewachsene SAP-ERP-Welt macht einem neu aufgesetzten, neu konzipierten System Platz.
  • Der Brownfield-Ansatz steht für eine pragmatisch orientierte Konvertierung des bestehenden Systems: es werden nur Änderungen notwendig, die durch die Neuerungen von SAP S/4HANA unerlässlich sind.

Abb. 1: Die wichtigsten Entscheidungen zum Aufbau einer SAP S/4HANA Roadmap

Aus der Erfahrung der bisher durchgeführten Studien und Implementierungsprojekte erachten SAP-Kunden diese Szenarien als zu holzschnittartig. Es entsteht der verständliche Wunsch, aus beiden Szenarien die besten Ansätze zu einem zusammenzuführen. Diesen Ansatz bezeichnen wir als Bluefield. Gerade im deutschsprachigen Raum gewinnt die folgende Konstellation an Bedeutung: Ein Neustart im Rechnungswesen bei gleichzeitiger Beibehaltung im Bereich Produktion, Logistik mit gezielten Innovationen, um die produktiven Prozesse risikominimiert weiterlaufen lassen zu können. Diese erste Einschätzung ist von fundamentaler Bedeutung. Je mehr ein Neuaufbau notwendig erscheint, umso größer ist damit auch der Re-engineering-Aufwand. Dies führt zu einer Neudefinition eines unternehmensweiten Templates, das – soweit möglich – wieder nach SAP-Standardfunktionalität ausgerichtet ist. Mit der Einführung des sog. Universal Journal (ACDOCA) als zentrale Tabelle für das externe wie interne Rechnungswesen folgt SAP dem internationalen Trend, kalkulatorische Ansätze nicht weiter mit fortzuschreiben: Der integrierte Beleg wird sofort mit den Daten aus Finanzbuchhaltung und Controlling gebucht. Damit werden periodische Arbeiten stark reduziert. Die Möglichkeit einer Weiterführung einer kalkulatorischen Ergebnisrechnung ist allerdings auch künftig noch möglich.

Veränderungsdruck auf Finance und Controlling

Diese grundlegenden Neuerungen führen zu einer umfassenden Diskussion über notwendige Veränderung von betriebswirtschaftlichen Vorgaben und Strukturen, wie z. B. Veränderung der Buchungslogik durch Harmonisierung von externem und internem Rechnungswesen, Ausprägung des Universal Journal, Kontenplänen, Kostenarten, Profit Centern bis hin zu einem Neuaufbau von SAP Organisationseinheiten (Buchungskreise, Kostenrechnungskreise, Ergebnisbereiche, Werke, Verkaufsorganisationen etc.). Als weiteren wichtigen Schwerpunkt ist die Prüfung eines Änderungsbedarfs für den Bereich der Stammdaten, was nicht nur auf heterogene Systemlandschaften zutrifft. Mit SAP S/4HANA 1511 und folgende ist eine Zusammenführung von Kreditoren und Debitoren zum Business Partner zwingend vorgesehen. Es handelt sich um ein bereits bekanntes Konzept, konnte sich bisher allerdings nur ansatzweise durchsetzen. Erfahrungsgemäß nimmt dieses Thema einen längeren Zeitraum ein als geplant.

Drei Szenarien zur Transformation

Sind aus Sicht des Fachbereichs die ersten Vorgaben über den Grad der Veränderung geführt und analysiert, erfolgt eine Diskussion über die möglichen technischen Transformationsszenarien. Je nach Veränderungsgrad am Systemdesign und Harmonisierungsnotwendigkeiten kommen folgende grundlegende Optionen in Betracht, wobei das letzte Szenario durchaus mit den anderen Wegen kombiniert werden kann:

  • Neustart mit SAP S/4HANA auf der grünen Wiese, i. d. R. mit Migration der historischen Daten inkl. Anpassungen an die neue Struktur.
  • Systemkonversion: Pragmatischer Ansatz bei Beibehaltung der Datenhistorie, Customizing, Eigenentwicklungen (Anpassungen notwendig).
  • Konsolidierung/Zusammenführung von SAP Systemen auf eine neue Plattform.

Big Bang vs. Roll-out

Der dritte große Entscheidungsblock ist die Wahl der adäquaten Einführungsmethode, ein Thema, dass allen SAP-Kunden aus der Vergangenheit mehr als geläufig ist. Lassen sich Systeme, Business Units, legale Einheiten per Big Bang produktiv setzen? Wenn nein, wie kann ein Roll-out geplant werden?

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