Weiche Faktoren spielen bei dem Rating oft eine wesentliche Rolle. Sie können bis zu 50 % der Klassifizierungsmerkmalsgewichtung ausmachen. Inhaltlich werden die Soft Facts in unterschiedlichen Kreditinstituten auch differenziert und unterschiedlich benannt. Im Wesentlichen lassen sie sich aber zurückführen auf die Bewertung der Zusammenarbeit mit dem Unternehmen, auf welche schon im vorherigen Kapitel eingegangen wurde, des Managements und des Unternehmensumfelds. Letzteres liegt nicht im Einflussbereich des Unternehmens und kann daher vom Management nur wenig beeinflusst werden. Denkbar wäre etwa das Zurückziehen aus besonders risikointensiven Geschäftsfeldern o. Ä.

Insbesondere breite Teile des Mittelstands werden jedoch im Hinblick auf Qualifikation und Dokumentation der Unternehmensorganisation, Zukunftsorientierung des Unternehmens, Qualität der Controllinginstrumente und der Dokumentation der wirtschaftlichen Verhältnisse den Anforderungen des Ratings zurzeit noch nicht voll gerecht. Hier gilt es, insbesondere das bestehende Rechnungswesen-, Risikomanagement- und Controllingsystem sowie die diesbezüglichen Kompetenzen der Unternehmensführung adäquat weiterzuentwickeln. Zu den originären Managementaufgaben zählt dann – über die operative Planung und die Finanzplanung hinaus – eine strategische Planung, die den Weg des Unternehmens über die Jahresperspektive hinaus vorzeichnet, durchzuführen. Diese Angaben sollten ausgewogen und bedacht formuliert sein, da sie als Visitenkarte des Managements fungieren. Sie ermöglichen dem Analysten die Erkenntnis, ob die dominierenden Faktoren im Wettbewerb erkannt und richtig eingeschätzt werden und welche gestalterischen Fähigkeiten die Führung besitzt. Dies ist aufgrund der stärkeren Zukunftsorientierung im Rating wesentlich.

Verbesserungen sind hier sicherlich mit einigen Investitionen im Bereich der entsprechenden Softwareunterstützungen und Beratungen verbunden. Sie dürften darüber hinaus jedoch relativ bestimmbar das Rating positiv beeinflussen und auch zusätzliche Synergien für andere Faktoren generieren, was zu einer generellen Verbesserung der Unterstützung des mittelständischen Managements führt. Inhaltlich dürften aktuell Themen wie der Umgang mit der Digitalisierung und der Nachhaltigkeit im Fokus der Gespräche mit den Kreditinstituten stehen. Diese Entwicklungen weisen derzeit eine enorme Bedeutung auf, da ganze Geschäftsmodelle schon in kurzer Zeit als überholt eingestuft werden müssen. Wenn hier das Management keinen strategischen Plan mit dem Umgang derartiger Herausforderungen hat, dürfte eine Zukunftsicherheit nicht als gegeben angesehen werden, was die Kreditvergabe in den meisten Fällen verunmöglichen dürfte.

Insgesamt gilt auch hier, dass der Kreditnehmer verstehen muss, wie die Bewertung verschiedenster weicher Faktoren in die endgültige Bewertung eingeht. Die Frage, "Wie ist die Unternehmensnachfolge geregelt?", ist aber nur eine Position von vielen, deren Beantwortung und Umsetzung nur durch den Unternehmer selbst vollzogen werden kann.

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