Ist die Bank bereit, dem jeweiligen Unternehmen einen Kredit zu gewähren, so stellt sich die Frage, wie hoch der Zinssatz ist, den das Unternehmen für die Bereitstellung des Kredits zu zahlen hat. Es ist daher zweckmäßig, die einzelnen Bestandteile des Kreditzinses zu analysieren, da nur so festgestellt werden kann, welche Bank auf Dauer das günstigste Konditionengefüge im Angebot hat. In einer vereinfachten Darstellung setzt sich der Zinssatz für die Darlehensvergabe zusammen aus den

  • Eigenkapitalkosten
  • Risikokosten
  • Refinanzierungskosten
  • Betriebskosten.

Die Refinanzierungskosten beinhalten die Kosten, die einem Kreditinstitut aufgrund der Beschaffung von Mitteln zur Refinanzierung der vergebenen Kredite entstehen. Ihre Höhe hängt insbesondere vom Hauptrefinanzierungssatz (aktuell 4,5 %) der Europäischen Zentralbank (EZB) ab, sowie von den Interbankenzinssätzen und vom Rating bzw. von der Bonität des jeweiligen Kreditinstituts selbst.

Die Betriebskosten als weiterer Bestandteil der Kreditkonditionen sind die Kosten des Kreditvergabeprozesses. Sie decken insbesondere die Kosten für die Kreditbetreuung und die Kreditbearbeitung ab.

Die Risikokosten lassen sich hingegen durch eine Art Risikoprämie charakterisieren, die zur Abdeckung des erwarteten Verlusts vorgesehen ist. Der erwartete Verlust stellt für ein Kreditinstitut jedoch kein Kreditrisiko im eigentlichen Sinne dar, da es sich um diejenigen Kreditausfälle handelt, mit denen ein Kreditinstitut durchschnittlich rechnen muss.

Das tatsächliche Risiko für Kreditinstitute besteht vielmehr darin, dass die Risikokostenkalkulation des Kreditgeschäfts nicht ausreicht, um potenziell höhere Verluste abzudecken. Der Preis eines Kredits hängt somit entscheidend von den Eigenkapitalkosten des Kreditinstituts ab. Diese haben den Charakter unkalkulierbarer Kosten und sind als Renditeanspruch auf das aufsichtsrechtlich vorgeschriebene Eigenkapital zu verstehen, das zur Abdeckung des unerwarteten Verlusts vorgesehen ist. Folglich sind auch die Eigenkapitalkosten umso höher, je schlechter die Bonität des Kreditnehmers ist, da in einem solchen Fall mehr Eigenkapital durch die vorgeschriebene Unterlegung durch Basel IV gebunden wird und nicht anderweitig eingesetzt werden kann. Das bedeutet zugleich, dass die Ratingbeurteilung zu einem zentralen Element der Konditionengestaltung im Kreditgeschäft wird.

Abb. 2: Bestandteile der Konditionengestaltung

Der Begriff "Rating" beinhaltet die Verdichtung aller bonitätsbeeinflussenden Faktoren zu einer Zahl (Ratingnote), die die Bonität bzw. die Ausfallwahrscheinlichkeit eines Schuldners widerspiegelt. Die für einen Kreditnehmer relevante Ratingnote leiten Banken mit Hilfe eigener Systematiken im Rahmen eines internen Ratingprozesses ab. Unter einem Rating wird die stichtagsbezogene Beurteilung der Fähigkeiten eines Kreditnehmers verstanden, seinen zukünftigen Zahlungsverpflichtungen (Zins und Tilgung) pünktlich und in vollem Umfang nachzukommen.

 
Praxis-Tipp

Wer die Ratingfaktoren kennt, kann frühzeitig darauf Einfluss nehmen

Die Faktoren, die einen maßgeblichen Einfluss auf das Rating haben, sind sehr umfangreich. Sie umfassen sowohl qualitative Faktoren (soft facts) als auch quantitative Faktoren (hard facts), wobei letztere das mitunter größte Gewicht haben. Unternehmer sollten die Faktoren kennen, um Einfluss auf das Ratingergebnis nehmen zu können.

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