Zusammenfassung

  • Die Unternehmensführung hat – unterstützt durch das Finanzmanagement (Treasury) – die dauerhafte finanzielle Existenzfähigkeit des Unternehmens zu erhalten.
  • Das Finanzmanagement nimmt alle operativen und strategischen Planungs-, Steuerung- und Kontrollaufgaben zur Sicherstellung der Liquidität unter Beachtung der Rentabilität wahr. Es ist "Herr" des Controllingprozesses.
  • Das Finanzcontrolling im Sinne eines speziellen Controllerdienstes unterstützt als Business Partner das Finanzmanagement.
  • Organisatorisch ist das Finanzcontrolling Teil des Controller- bzw. CFO-Bereichs. Die organisatorische Ausdifferenzierung ist jedoch stark kontextabhängig.

1 Finanzmanagement und Finanzcontrolling im Zusammenspiel

Die Zahlungsfähigkeit ist die Basis für die nachhaltige Existenz eines Unternehmens. Errichtung, Aufbau, Wachstum und laufende Aktivitäten eines Unternehmens haben die Verfügbarkeit von Finanzmitteln zur unerlässlichen Voraussetzung. Auch der Unternehmenserfolg ist in erster Linie finanzmittelbezogen. Die eingesetzten Finanzmittel sollen durch die Unternehmenstätigkeit vermehrt werden.

Folglich sind Planung, Steuerung und Kontrolle der Finanzen eminent wichtige Aufgaben der Unternehmensführung, die einer spezifischen Unterstützung durch das Controlling bedürfen. Es geht um das Zusammenspiel von Finanzmanagement und Finanzcontrolling. An dieser Stelle ist eine begriffliche Klarstellung erforderlich: Der Begriff "Controlling" wird in zweifacher Weise verwendet, was zu Missverständnissen führen kann!

  1. Einmal wird der Gesamtprozess von Zielfindung, Planung, Steuerung und Kontrolle beschrieben.
  2. Im anderen Fall ist der Aufgabenträger, der Controller gemeint, der diesen Prozess unterstützend begleitet, indem er als "Business Partner" prozessadäquate Tools und Informationen zur Verfügung stellt.

"Controlling" im ersten Sinn ist Aufgabe des Managements, während die Managementunterstützungsaufgabe dem Controller obliegt.

Wir werden im Folgenden auf diese Differenzen achten. Speziell für das Finanzcontrolling gilt: "Thema des Finanzcontrollings ist das Controlling der Finanzen. Das ist so zu verstehen wie Vertriebs-, Produktions- oder Logistik-Controlling."[1] Allerdings unterscheidet sich Finanzcontrolling grundlegend von anderen "Bindestrich-Controlling"-Feldern:[2] Finanzcontrolling erstreckt sich thematisch auf alle Funktionen eines Unternehmens, andere typische Bindestrich-Themen (wie z. B. das Produktionscontrolling) sind funktionsspezifisch.

Drei Themen sind zu klären:[3]

  • Welche Aufgaben hat das Finanzmanagement?
  • Wobei unterstützt das Finanzcontrolling das Finanzmanagement?
  • Wie ist die Organisation des Finanzcontrollings zu gestalten?
[1] Biasi et al., 2012, S. 15.
[2] Vgl. dazu Eschenbach et al., 2018.
[3] Ähnlich Mensch, 2008, S. 1.

2 Die zwei Dimensionen des Unternehmensprozesses

Der Unternehmensprozess besteht aus 2 Strömen, die in entgegengesetzter Richtung verlaufen (s. Abb. 1):

  • der Güterstrom (Input/Output) und
  • der Geldstrom (Einzahlungen/Auszahlungen).

Funktional kann von Leistungsbereich und Finanzbereich gesprochen werden.

Abb. 1: Der Unternehmensprozess[1]

Die beiden Ströme des Unternehmensprozesses sind untrennbar miteinander verbunden: Der Zahlungsstrom generiert den Güterstrom – und vice versa. Beide Ströme aufeinander abgestimmt ermöglichen die Erreichung der ökonomischen Ziele ("Rentabilitätsstreben") des Unternehmens. Für die Erreichung der ökonomischen Ziele ist Erhaltung der ständigen Zahlungsbereitschaft ("Liquiditätssicherung") des Unternehmens eine "strenge Nebenbedingung".[2] Weitere "Nebenbedingungen" sind die Beachtung von Risiken und die Wahrung der Unabhängigkeit. Der Unternehmensprozess lässt sich als eine Abfolge finanzwirtschaftlicher und leistungswirtschaftlicher Teilprozesse darstellen (s. Abb. 2).

Abb. 2: Unternehmensprozess als Abfolge finanzwirtschaftlicher und leistungswirtschaftlicher Teilprozesse[3]

Die untrennbare Verbindung von Finanzbereich und Leistungsbereich wird in der Praxis aus dem "Cash Conversion Cycle" klar (s. Abb. 3). Wir sehen hier: Dauer und Volumen der leistungswirtschaftlichen Prozesse determinieren die Liquiditätssituation.

Abb. 3: Cash Conversion Cycle[4]

Die finanzielle Führung des Unternehmensprozesses hat einerseits das Rentabilitätsziel mit Fokus auf den Leistungsbereich unter Berücksichtigung der Liquiditätsanforderungen zu verfolgen, andererseits die Liquidität unter Beachtung des Rentabilitätsgesamtziels sicherzustellen.

[1] Vgl. Wöhe, 2010, S. 519.
[2] Vgl. Reichmann, 2006, S. 245.
[3] Vgl. Mensch, 2008, S. 5.
[4] Vgl. Pfaff et al., 2004, S. 75.

3 Ziele und Aufgaben des Finanzmanagements

3.1 Grundsatzaufgaben

Der Fokus der finanziellen Unternehmensführung lässt sich wie folgt prägnant beschreiben: "Aufgabe der finanziellen Unternehmensführung ist die Erhaltung der Existenzfähigkeit durch die Sicherstellung der Ertragskraft und der Finanzkraft."[1] Die "Sicherstellung der Ertragskraft" wird klassischerweise operativ mit verschiedenen finanziellen Zielgrößen gemessen (Bilanzgewinn, ROI, EVA etc.), hinter denen meist langfristig strategisch die Zielgröße "Erhöhung des Unternehmenswertes" steht. Diese eine Shareholder-Orientierung wird aber ...

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