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Die allgemeinen Grundsätze einer gewissenhaften und getreuen Rechnungslegung für die Aufstellung des Jahresabschlusses gelten auch für den Anhang unvermindert.[1] Nach der Kommentierung erlangen insbesondere die folgenden Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung und Bilanzierung[2] für die Aufstellung des Anhangs eine besondere Bedeutung:[3]

  • Grundsatz der Wahrheit bzw. Willkürfreiheit:[4] Hiernach müssen die Angaben den tatsächlichen Verhältnissen entsprechen.[5]
  • Grundsatz der Vollständigkeit (§ 246 Abs. 1 HGB): Der Anhang hat alle für diesen vorgeschriebenen bzw. wahlweise in diesen verlagerten Berichtsangaben zu enthalten.[6]

    Darüber hinaus muss er sämtliche Angaben enthalten, die zur Erfüllung der Generalnorm des § 264 Abs. 2 Satz 1 HGB erforderlich sind.[7]

  • Grundsatz der Klarheit und Übersichtlichkeit (§ 243 Abs. 2 HGB): Hiernach muss die Berichterstattung verständlich und eindeutig in der Aussage sein.[8]
  • Grundsatz der Stetigkeit: Dieser Grundsatz ist in der Literatur deshalb sehr umstritten,[9] da § 265 Abs. 1 Satz 1 HGB den Anhang nicht explizit erwähnt. Gleichwohl ist der Anhang aus dem Stetigkeitsgebot des § 265 Abs. 1 Satz 1 HGB auch nicht explizit ausgeschlossen (beachte Formulierung: "insbesondere Bilanzen und Gewinn- und Verlustrechnungen …"). Nach der hier vertretenen Auffassung ist aus Zweckmäßigkeitsgründen eine Stetigkeit der Berichterstattung durch Beibehaltung einer bestimmten Struktur sinnvoll und dient dem Grundsatz der Klarheit und Übersichtlichkeit.[10] Der Grundsatz der Stetigkeit umfasst in diesem Sinne insbesondere auch die Entscheidung, einzelne oder sämtliche Wahlpflichtangaben in Bilanz bzw. Gewinn- und Verlustrechnung oder im Anhang stetig darzustellen.[11]
  • Grundsatz der Wesentlichkeit:[12] In Einzelfällen fordert das Gesetz explizit nur Angaben, wenn diese wesentlich sind (so z. B. § 285 Nr. 3a HGB, § 285 Nr. 12 HGB, § 285 Nr. 21 HGB), nicht "von untergeordneter Bedeutung" (z. B. § 285 Nrn. 31, 32 HGB) bzw. von "besonderer Bedeutung" (z. B. § 285 Nrn. 3a, 32 und 33 HGB)[13] oder "erheblich" (z. B. § 284 Abs. 2 Nr. 3 HGB) sind. Aber auch in den sonstigen Fällen, in denen ein ausdrücklicher Hinweis auf die Wesentlichkeit fehlt, gilt ebenfalls der Grundsatz der Wesentlichkeit als Maßstab, der an die Berichterstattung anzulegen ist.[14] Andernfalls würde durch eine Vielzahl von Angaben das Gesamtbild verschleiert[15] und damit der Grundsatz der Klarheit und Übersichtlichkeit des Anhangs beeinträchtigt.
[1] Vgl. Adler/Düring/Schmaltz, Rechnungslegung und Prüfung der Unternehmen, 6. Aufl. 1995–2000, § 284 HGB Rz. 16; Grottel, in Grottel u. a., Beck’scher Bilanz-Kommentar, 13. Aufl. 2022, § 284 HGB Rz. 20; Haferkorn/Diemers, in Hachmeister/Kahle/Mock/Schüppen, Bilanzrecht, 3. Aufl. 2022, § 284 HGB Rz. 9.
[2] Vgl. z. B. Federmann/Müller, Bilanzierung nach Handelsrecht, Steuerrecht und IAS/IFRS, 13. Aufl. 2018, S. 161 ff.
[4] Vgl. Leffson, Die Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung, 7. Aufl. 1987, S. 181; Andrejewski, in Böcking u. a., Beck’sches Handbuch der Rechnungslegung, Der Anhang (B 40) Rz. 33, Stand: 6/2017; IDW, WP Handbuch, 18. Aufl. 2023, Kap. F Rz. 937; Haferkorn/Diemers, in Hachmeister/Kahle/Mock/Schüppen, Bilanzrecht, 3. Aufl. 2022, § 284 HGB Rz. 9.
[5] Vgl. Grottel, in Grottel u. a., Beck’scher Bilanz-Kommentar, 13. Aufl. 2022, § 284 HGB Rz. 22.
[6] Ebenso Grottel, in Grottel u. a., Beck’scher Bilanz-Kommentar, 13. Aufl. 2022, § 284 HGB Rz. 20.
[7] Vgl. IDW, WP Handbuch, 18. Aufl. 2023, Kap. F Rz. 937; Haferkorn/Diemers, in Hachmeister/Kahle/Mock/Schüppen, Bilanzrecht, 3. Aufl. 2022, § 284 HGB Rz. 9.
[8] Ebenso IDW, WP Handbuch, 18. Aufl. 2023, Kap. F Rz. 937.
[9] Zustimmend: IDW, WP Handbuch, 18. Aufl. 2023, Kap. F Rz. 947; Winnefeld, Bilanzhandbuch, 5. Aufl. 2015, Kap. J Rz. 20; Andrejewski, in Böcking u. a., Beck’sches Handbuch der Rechnungslegung, Der Anhang (B 40) Rz. 37, Stand: 6/2017; Poelzig, in Schmidt/Ebke, Münchener Kommentar Handelsgesetzbuch, Bilanzrecht, 4. Aufl. 2020, § 284 HGB Rz. 21; Haferkorn/Diemers, in Hachmeister/Kahle/Mock/Schüppen, Bilanzrecht, 3. Aufl. 2022, § 284 HGB Rz. 13; dagegen sieht Grottel, in Grottel u. a., Beck’scher Bilanz-Kommentar, 13. Aufl. 2022, § 284 HGB Rz. 21 einen solchen Grundsatz zumindest explizit nicht.
[10] So auch Coenenberg/Haller/Schultze, Jahresabschluss und Jahresabschlussanalyse, 26. Aufl. 2021, S. 889 f.
[11] Vgl. IDW, WP Handbuch, 18. Aufl. 2023, Kap. F Rz. 947; Janz/Schülen, WPg 1986, S. 58; Poelzig, in Schmidt/Ebke, Münchener Kommentar Handelsgesetzbuch, Bilanzrecht, 4. Aufl. 2020, § 284 HGB Rz. 21.
[12] Vgl. IDW, WP Handbuch, 18. Aufl. 2023, Kap. F Rz. 937; Andrejewski, in Böcking u. a., Beck’sches Handbuch der Rechnungslegung, Der Anhang (B 40) Rz. 36, Stand: 6/2017; Müller, in Bertram/Kessler/Müller, Haufe HGB Bilanz Kommentar, 13. Aufl. 2023, § 284 HGB Rz. 9; Meyer, in Grundmann/Habersack/Schäfer, Staub Handelsgesetzbuch, 6. Aufl. 2021, § 284 HGB Rz. 14; H...

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