Um bei dem Beispiel mit dem Hausbau zu bleiben, kommt hierbei üblicherweise dieses, oder ein sehr ähnliches, Planungswerkzeug des klassischen Projektmanagements ins Spiel: das Gantt-Diagramm.

Abb. 2: Klassisches Projektmanagement, Gantt-Diagramm

Mithilfe dieses Planungswerkzeuges werden zu Beginn des Projektes entlang einer Zeitachse alle aufeinanderfolgenden Aktivitäten und Meilensteine über den gesamten Projektzeitraum vorgeplant.

Um es hier aus der Sichtweise des agilen Projektmanagements zu sagen: Im klassischen Projektmanagement wird zu einem Zeitpunkt, zu dem noch sehr wenig über das Produkt bekannt ist, möglichst viel geplant. Diese Planung ist bei traditionellen Projekten durchaus sinnvoll, da z. B. die Tätigkeit des Zimmermanns genau auf den August gelegt werden kann, damit dieser vorausplanen kann. Dies erzeugt Planungssicherheit, alle Projektbeteiligte können ihre notwendigen Ressourcen frühzeitig planen.

Was hierbei nicht willkommen ist, sind Änderungen. Diese sind zwar möglich, aber sie sind nicht als natürlicher Teil des Prozesses berücksichtigt. Die Grundannahme ist: Sobald der Prozess steht, sollten etwaige Änderungen auf ein Minimum reduziert werden, um einen reibungslosen Ablauf und eine termingerechte Fertigstellung zu gewährleisten. Kommen dann Änderungen – und die gibt es immer – sind diese zwar möglich, doch aufgrund des Prozessflusses neigt man dazu, diese als Störungen im geplanten Ablauf zu sehen. Und nicht nur dies, auch der Kunde wird nicht als wertvolle Quelle von Ideen und Anregungen angesehen, sondern als Opponent.

Selbstverständlich sind grundsätzlich auch klassische Prozesse in der Lage, mit Änderungen umzugehen, aber das ganze System ist nicht dahingehend optimiert – und daran zeigen sich auch schnell einige wichtige Unterschiede, da die Wahl der Mittel nicht nur das Vorgehen, sondern auch die Denkweise beeinflusst.

Im klassischen Projektmanagement kann es vorkommen, dass Mitarbeiterinnen über einen längeren Zeitraum mit einer Aufgabe beschäftigt sind. Falls dann Änderungen anstehen, liegt es in der Natur der Sache, dass Mitarbeiter diese eher negativ betrachten. Menschen verändern sich nun mal nicht gern, und schon gar nicht, wenn sie viel Energie in die jeweilige Aufgabe gesteckt hatten.

Ich stelle dieses Geschehen hier absichtlich ein wenig überspitzt dar, um den Punkt klarzumachen: Die Wahl des Managementwerkzeuges beeinflusst unser Mindset.

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