Um ein praktisches Verständnis für die Auswirkungen von Advanced Analytics und Centersteuerung auf die Kostenplanung, -steuerung und -rechnung in Versicherungsunternehmen zu vermitteln, werden die im vorherigen Kapitel genannten Implikationen anhand eines Praxisbeispiels detailliert dargestellt.

4.1 Kostenplanung

Moderne Planungslösungen setzen auf einem BI-Server auf

In Zeiten von Digitalisierung und Big Data sind die Selektion, Qualität und Transparenz von Daten essenziell, um den vollen Nutzen aus den neuen technologischen Möglichkeiten ziehen zu können. Durch die heterogene Datenbasis, zusammengefasst aus unterschiedlichen Datenbanken, wird eine effiziente Analyse zunächst erschwert. Mit der Implementierung eines DWH wird die Grundlage für eine homogene Datenbasis geschaffen. Die Daten der Quellsysteme werden im ursprünglichen Format in die Staging-Sicht der relationalen Datenbank abgelegt. Dort werden die heterogenen Daten zu homogenen Daten transformiert und gemapped. Der Anwender führt dann eine Auswertung auf Basis der im DWH aggregierten Daten durch.[1] Der Reporting Cube stellt die Inhalte des DWH schließlich benutzerfreundlich und entsprechend der spezifischen Anforderungen dar. Durch die Anbindung von Applikationen kann die Systemlandschaft individualisiert werden. Diese Zusammenhänge werden in Abb. 7 dargestellt.

Abb. 7: Anknüpfungspunkt moderner Planlösungen an den BI-Server

Im Kapitel 2.1.1. (Kostenplanung) wurde erläutert, dass der Kostenplanungsprozess oftmals die Ursache für Ineffizienzen im Kostenmanagement ist. Um Ineffizienzen sowie Planungsungenauigkeiten entgegenzusteuern, müssen Versicherungsunternehmen im ersten Schritt eine fließende Kommunikation über alle Managementebenen hinweg erreichen.

[1] Vgl. Hertting/Hiendlmeier, 2017, S. 265.

4.1.1 Top-down- und Bottom-up-Planung: Die Centersteuerung im Detail

In einer schlüssig aufgestellten centergesteuerten Versicherung erfolgen die Zielplanung und operative Anpassung bidirektional. Werden im Kostenplanungsprozess Zielvorgaben und -anpassungen zunächst top-down vorgegeben, werden auf dieser Basis Simulationen der Zielerreichung durchgeführt und daraufhin Ausplanungen bottom-up zurückgemeldet. So entsteht eine fließende Kommunikation, die einen effizienten, zielgerichteten Planungsprozess gewährleistet. Im ersten Schritt erfolgen die Jahresabschlussanalyse sowie die Ermittlung der Datenbasis für die Primärkostenfortschreibung und die faktorbasierte interne Leistungsverrechnung. Daraufhin werden vom Vorstand Zielvorgaben für das kommende Geschäftsjahr definiert. Im Folgenden planen die Centerleiter die einzelnen Legal-Einheiten und Center (Profit, Service, Cost Center) aus und führen systemunterstützt die Berechnungen der Steuerungs-KPIs durch.

Aus der ersten Vorstandssitzung folgen strategische Stoßrichtungen zur Kostenverwendung, an die in der Simulation der Kostenentstehungsseite angeknüpft werden soll. In diesem Schritt werden abgestimmte Ideen sowie Treiber und Mengen für die Treiberbäume entwickelt und Maßnahmen identifiziert, die zur Erreichung der Top-down-Zielvorgaben beitragen. Danach folgen eine etwaige Aktualisierung des Projekt-Portfolios und im Rahmen einer weiteren Zielanpassung die Integration des strategischen Aktionsprogramms und der aktuellen Geschäftszahlenplanung in die Kostenplanung. In der zweiten Vorstandssitzung überprüft der Vorstand die Ausplanung und Umsetzung der Zielvorgaben. Zu der dritten Planfortschreibung haben die Centerleiter noch einmal die Möglichkeit etwaige Anpassungen vorzunehmen (neue Planannahmen zu hinterlegen und Maßnahmen zu entwickeln) und Anpassungsbedarf des Vorstands einzuarbeiten. Die finale Planabnahme erfolgt daraufhin in der dritten Vorstandssitzung (s. Abb. 8).

Abb. 8: Top-down- und Bottom-up-Planung zur Ausgestaltung einer effizienten Kostenplanung

Für eine effiziente, detaillierte und flexible "real-time"-Planung, können Versicherungsunternehmen auf zahlreiche Instrumente bestehender Advanced-Analytics-Lösungen zurückgreifen. Diese ermöglichen auch die Verknüpfung moderner Planungsinstrumente, wie Werttreiberbäume (WTBs), mit bestehenden Systemlandschaften.

4.1.2 Werttreiberbäume als Grundlage der Kostensimulation

Werttreiberbäume bilden ausgehend von einer zentralen Steuerungsgröße (bspw. Versicherungstechnisches Ergebnis) die hierarchische Struktur der zugrundeliegenden Treiber ab (s. Abb. 9). Die Darstellung in Form eines Baumdiagramms erfolgt zugunsten der konsistenten Abbildung der Zusammenhänge zwischen den Kennzahlen in einer hierarchischen Struktur. Die einzelnen Treiber werden durch einfache mathematische Operatoren verknüpft und bilden den prinzipiellen Zusammenhang der Steuerungsgröße ab. Die Simulation der einzelnen Werttreiber verdeutlicht die Wirkung von Veränderungen und Maßnahmen auf die Steuerungsgröße. Es können Best- und Worst-Case-Szenarien durchgespielt und somit rechtzeitig präventive Maßnahmen geplant werden.[1] Die Darstellung in Form eines Treiberbaums gestaltet die Simulation transparent und nachvollziehbar.

Abb. 9: Werttreiberbaum eines Kostenarms in der Versicherungsbranche (Beispiel)

Wurde mittels klarer Zi...

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