Zusammenfassung

  • Sich verändernde Umweltbedingungen und zunehmender Wettbewerb stellen die Unternehmen immer wieder vor die Herausforderung, das eigene Geschäftsmodell zu überprüfen und wenn notwendig zu verändern.
  • Simulationsbasierte Planungs- und Prognoseansätze können einerseits verschiedene Möglichkeiten für Maßnahmen und andererseits externe Einflüsse in die Analyse mit einbeziehen und deren Wirkung auf entscheidende Unternehmenskennzahlen abbilden.
  • Der Beitrag zeigt anhand des Beispielunternehmens La Buona Cucina auf, wie durch eine softwaregestützte Prozesskostenrechnung nicht nur die Kosten für derzeitige Prozesse ermittelt, sondern auch für denkbare Prozessanpassungen berechnet werden können, wodurch auf unvorhersehbare Veränderungen schnellstmöglich reagiert werden kann.

1 Geschäftsmodelle stehen auf dem Prüfstand

Die Unternehmensumwelt ist geprägt von steigender Komplexität, Dynamik und Volatilität. Dies schlägt sich nicht nur in den Anforderungen an Produktion und Lieferketten, sondern auch in der Unternehmenssteuerung nieder. Mit der Finanzkrise 2008 stieg der Transformationsdruck erneut. Die Konsequenzen sind über alle Branchengrenzen hinweg zu sehen und zu spüren. Unternehmen müssen deshalb mehr denn je kontinuierlich hinterfragen, ob ihre Geschäftsmodelle noch zukunftsfähig sind.

Für die Unternehmen und insbesondere das Controlling entsteht daraus die Notwendigkeit, die bestehenden Geschäftsmodelle laufend auf den Prüfstand zu stellen. Neue Ideen müssen aufgegriffen und bestehende an veränderte Rahmenbedingungen angepasst werden. Grundsätzlich sind dies zentrale Aufgaben der Unternehmenssteuerung. Die steigende Komplexität und Diversifizierung der eigenen Geschäftsmodelle macht es jedoch erforderlich, dass auch die Steuerung selbst angepasst wird.

In diesem Beitrag zeigen wir Wege auf, wie die Unternehmenssteuerung adaptionsfähig werden und mithilfe von Simulationen und Prozessmanagement die Entwicklung und Verbesserung von neuen Geschäftsmodellen innerhalb etablierter Unternehmen sicherstellen kann. Heute, im Jahr 2025, und darüber hinaus.

2 Konzept des adaptiven Unternehmens

2.1 Klassisches Controlling hat ausgedient

Die bisherige Art der Unternehmenssteuerung, wie sie vor 20 Jahren sinnvoll und richtig war und in einigen Unternehmen bis heute ihren Einsatz findet, ist der heutigen Zeit nicht mehr gewachsen. Dies ist bekannt und in der Literatur hinreichend beschrieben.[1] Auch über die Ursachen herrscht weitgehend Einigkeit: Die digitale Transformation und die damit verbundene "Disruption" bestehender Geschäftsmodelle wirken sich in sehr hohem Maße auf die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen aus. Die Verfügbarkeit und Vielfalt von Daten steigt weiter und rapide an und damit die Möglichkeiten des Produkt- und Prozessdesigns sowie der Gestaltung neuer Geschäftsmodelle.[2]

Um der Veränderung der Unternehmensumwelt zu begegnen, gibt es die Instrumente Planung, Reporting und Prognose. Allerdings: Sowohl Dynamik als auch Veränderungsdruck werden auf absehbare Zeit weiter zunehmen – das Controlling muss sich daher ebenfalls verändern und an die neuen Gegebenheiten anpassen. Es muss seinen Fokus nicht mehr auf die Optimierung bestehender Geschäfte legen, sondern stärker die Entwicklung und den Aufbau neuer Geschäftsmodelle begleiten und unterstützen. Mit anderen Worten: Die digitale Transformation auf der einen und die Unternehmenssteuerung auf der anderen Seite müssen stärker vereint und ganzheitlich neu gedacht werden. Dafür werden

  • digitale Veränderungen strategisch geplant und dynamisch gesteuert,
  • Rahmenbedingungen zur Einbindung digitaler Geschäftsmodelle geschaffen und
  • Veränderungen am Controlling selbst vorgenommen, um "digitaler" zu sein.[3]

Gelingt dies, so wird das Unternehmen in die Lage versetzt, kurzfristig auf Veränderungen zu reagieren und diese zur langfristigen Weiterentwicklung kontinuierlich zu nutzen. Es wird zum adaptiven Unternehmen.

[1] Vgl. Dufft/Remmel/Breden, 2018.
[2] Vgl. Seufert et al., 2019.
[3] Vgl. Spitzenpfeil, 2015.

2.2 Ein digitales Vorbild

Die Firma Zalando ist ein bekanntes und sehr gutes Beispiel für die gelungene Einführung und Skalierung eines neuen Geschäftsmodells sowie die kontinuierliche Weiterentwicklung des Unternehmens selbst. Gestartet in einer dynamischen und volatilen Zeit – das Unternehmen wurde 2008 gegründet – lag der Anspruch von Beginn an auf rasantem Wachstum. Dabei setzte man auf eigenverantwortlich arbeitende Teams und "Radical Agility" als Organisationsansatz, den ein Wegbegleiter so umschrieb: "Die Teams hier bauen keine Elefanten. Das würde Jahre dauern. Sie bauen eine Maus und lassen sie losrennen. Und wenn sie in die falsche Richtung läuft – dann bauen sie halt eine neue Maus."[1]

Unternehmen müssen in der Lage sein, sich kurzfristig anzupassen, so wie es ihnen von Start-ups wie Zalando vorgelebt wird. Insbesondere dann, wenn neue Dinge ausprobiert werden und das wirtschaftliche Umfeld immer schwieriger planbar ist. Es benötigt den Willen, mit der Neigung zu Planung, Prognose und insbesondere Detailverliebtheit zu brechen und stattdessen "diszipliniertes Experimentieren" zu praktizieren.[2] Der Werkzeugkaste...

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