Als Crowdfunding werden alle alternativen Finanzierungsinstrumente bezeichnet, bei denen eine Vielzahl von Kapitalgebern ein Projekt oder ein ganzes Unternehmen finanzieren. Der Begriff Crowdfunding stammt dabei aus den USA, lässt sich mit "Schwarmfinanzierung" übersetzen und deckt verschiedene Formen der Crowdfinanzierung ab. Das Hauptmerkmal der Crowdfinanzierung ist die Zusammenführung vieler Kapitalgeber mit jeweils geringen Investitionsbeträgen auf einer intermediären Internetplattform. Prinzipiell kann das kapitalsuchende Unternehmen diese Crowdfunding-Plattform selbst aufbauen, wobei jedoch in den meisten Fällen auf eine unternehmensexterne Lösung zurückgegriffen wird.

Aufgaben der Crowdfunding-Plattform

Der Plattformbetreiber nimmt zunächst ein Pre-Screening der kapitalsuchenden Unternehmen vor, bei dem die Unternehmen auf ihre Eignung für eine Crowdfinanzierung geprüft werden. Für dieses Pre-Screening müssen die Unterlagen eines Unternehmens i. d. R. so aufbereitet sein, dass aus dem Businessplan die Geschäftsidee, die finanzielle Situation und die mit der geplanten Unternehmensentwicklung verbundenen Chancen und Risiken eindeutig und stringent hervorgehen. Im Rahmen einer Projektfinanzierung müssen insbesondere die Projektidee und die erwartete wirtschaftliche Entwicklung des Projekts genau dokumentiert sein. Passen die Geschäftsidee, das Finanzierungsvolumen und der Risikogehalt zu den entsprechenden Zielvorgaben der Plattform, werden zusammen mit dem kapitalsuchenden Unternehmen die Finanzierungsmodalitäten und der Ablauf der Kampagne festgelegt. Dazu müssen neben dem eigentlichen Finanzierungsinstrument die Laufzeit der Kampagne, der Mindestanlagebetrag eines Einzelinvestors, das Mindestinvestitionsvolumen aller Finanzgeber, die sog. Fundingschwelle, sowie häufig ein maximales Investitionsvolumen, das sog. Fundinglimit, festgelegt werden. Sollte das Fundinglimit überschritten werden und weitere Anleger ein Investmentinteresse besitzen, muss die Plattform einen Zuteilungsmechanismus definieren, wobei häufig das First-Come-First-Serve-Prinzip oder Auktionsverfahren eingesetzt werden. Als weitere Dienstleistung stellt die Crowdfunding-Plattform alle vertraglichen Unterlagen, die für eine rechtssichere Gestaltung der Investmentbeziehung zwischen Kapitalgeber und -nehmer notwendig sind, zur Verfügung.

Arten des Crowdfunding

Im Rahmen der Crowdfinanzierung lassen sich vier Ausgestaltungsvarianten differenzieren (siehe Abb. 3).

Abb. 3: Arten des Crowdfunding

Zwei dieser Varianten, nämlich das Crowddonating und das Crowdsupporting, firmieren zwar unter dem Oberbegriff Crowdfunding, stellen aber keine klassischen Finanzierungsinstrumente, sondern eher Marketing- bzw. absatzfördernde Instrumente dar. Beim Crowddonating sammelt eine spezialisierte Plattform Spendengelder für karitative oder soziale Projekte ohne Gegenleistung ein. Beim Crowdsupporting, auch Reward-based-Crowdfunding genannt, wird zwar eine Gegenleistung zur Kapitalbereitstellung vereinbart, diese Gegenleistung wird jedoch nicht in finanzieller Form, sondern in Form einer Sachleistung mit teils hoher ideeller Bedeutung für den Investor erbracht. Der Gegenwert der Sachleistung variiert dabei häufig in Abhängigkeit von der Höhe des eingesetzten Kapitalbetrags. Im Gegensatz zu einer klassischen Finanzierung handelt es sich beim Crowdsupporting somit eher um die Vorfinanzierung der Produktentwicklung und -herstellung, die mit der späteren Lieferung der erstellten Leistung einhergeht. Das Risiko liegt dabei nicht im Ausfall des investierten Kapitals, sondern in der späteren Erkenntnis, dass die Produkteigenschaften nicht den eigenen Zielvorstellungen entsprechen.

Die dritte Variante des Crowdfunding wird als Crowdlending bezeichnet. Das Crowdlending ist eine crowdbasierte Form der Kreditfinanzierung, bei dem viele Kapitalgeber einen Kredit gewähren, wobei die Investoren als Gegenleistung fest vereinbarte Zins- und Tilgungszahlungen erhalten. Der Kapitalanspruch besteht dabei unabhängig von der finanziellen Situation des Unternehmens, sodass auch im Verlustfall der Rückzahlungsanspruch bestehen bleibt.

Schließlich existiert mit dem Crowdinvesting eine eigenkapitalähnliche Variante des Crowdfunding, bei der die Kapitalgeber am Unternehmen oder mindestens an dessen Gewinnen beteiligt werden. Die Kapitalgeber werden dabei aus diversen rechtlichen Gründen in den meisten Fällen nicht direkt (Mit-)Eigentümer des Unternehmens, sondern über mezzanine Finanzierungsinstrumente am Erfolg des Unternehmens beteiligt.

Vorteile des Einsatzes von Crowdfunding

Für das kapitalsuchende Unternehmen ergeben sich durch den Einsatz des Crowdfunding diverse Vorteile. Sehr risikoreichen, eher kleinvolumigen Unternehmensgründungen ohne sonstigen Zugang zu weiteren Finanzierungsquellen wird die Möglichkeit eröffnet, ihre Geschäftsidee umzusetzen. Im Unterschied zur klassischen Kapitalaufnahme ist für eine erfolgreiche Kampagnenumsetzung ggf. bereits eine hohe Begeisterungsfähigkeit ...

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