Wesen von Commercial Papers

Neben dem Einsatz klassischer Kreditinstrumente kann der Bedarf an kurzfristigen Mitteln auch durch die Ausgabe von Commercial Papers (CP) befriedigt werden. Bei Commercial Papers handelt es sich um Inhaberschuldverschreibungen, die i. d. R. unbesichert mit einer Laufzeit von 30 bis zu 270 Tagen und bei Bedarf im Rahmen eines Programms revolvierend begeben werden können. Die Schuldverschreibungen werden im Wesentlichen im Zuge einer Privatplatzierung von institutionellen Anlegern, vornehmlich großen internationalen Kapitalsammelstellen, gezeichnet, wobei auch Industrieunternehmen dazu übergehen, ihre liquiden Mittel durch den Kauf von Commercial Papers erstklassiger Emittenten zinsbringend anzulegen.

Commercial-Paper-Programme

Ein Commercial-Paper-Programm stellt eine Rahmenvereinbarung zwischen dem Emittenten der Schuldverschreibungen und den die Emission betreuenden Banken (auch Arrangeure genannt) dar. Durch die Vereinbarung erhält der Emittent das Recht, nicht aber die Verpflichtung, in einem bestimmten Zeitraum jederzeit Teilschuldverschreibungen in mehreren Tranchen begeben zu können. Die Banken werden dabei lediglich auf "Best-Effort-Basis" tätig, d. h., sie übernehmen gegenüber dem Emittenten keine Platzierungsverpflichtung, sondern sichern nur ihr größtes Bemühen zu.

Die für Commercial-Paper-Programme gültigen Marktstandards stellen hohe Markteintrittsbarrieren dar und engen den Kreis der für die Emission solcher Papiere in Frage kommenden Emittenten deutlich ein, sodass die Emission von Commercial Papers üblicherweise auf so genannte "erste Adressen" beschränkt ist. Aus Kostengründen sollten die Programme eine Größenordnung von mindestens 50 Mio. EUR bei einem Mindesttranchenvolumen von 2,5 Mio. EUR besitzen.

Commercial Papers als Diskontpapiere

Bei den Commercial Papers handelt es sich um Diskontpapiere, d. h., die Papiere werden abgezinst ausgegeben, sodass der Auszahlungsbetrag unter dem Nennwert der Papiere, der bei Fälligkeit anzuschaffen ist, liegt. Die Verzinsung der Commercial Papers bleibt über die Laufzeit konstant. Sie orientiert sich regelmäßig an den Geldmarktsätzen, z. B. EURIBOR, wobei je nach der Bonität des Emittenten ein Aufschlag auf den jeweiligen Referenzzinssatz vorgenommen wird.

 
Praxis-Beispiel

Commercial Papers: Berechnung Auszahlungsbetrag

Ein Unternehmen emittiert im Rahmen eines Commercial-Paper-Programms eine Tranche in Höhe von 1.000.000 EUR mit einer Laufzeit von genau 30 Tagen. Die Verzinsung der Papiere betrage einschließlich der Platzierungsprovision 4,5 % p. a.

 
Nennwert: 1.000.000 EUR
Aufnahme: 1.5.01
Rückzahlung: 31.5.01
Laufzeit: 30 Tage
Zinssatz: 4,5 %

Zur Berechnung des Auszahlungsbetrags wird der Nennwert der Papiere mit dem entsprechenden Zinssatz über die Laufzeit diskontiert. Bei der Laufzeit wird zwar der Valutierungstag, nicht aber der Rückzahlungstag berücksichtigt. Der Auszahlungsbetrag lässt sich dann mithilfe folgender Formel berechnen:

Auszahlungsbetrag = Nennwert / (1 + r)(t/360)

mit

r = Zinssatz

t = Laufzeit in Tagen

Im Beispiel ergibt sich ein Auszahlungsbetrag in Höhe von 1.000.000 / (1 + 0,045)(30/360) = 996.338,65 EUR.

Bewertung von Commercial Papers

Für emissionsfähige Unternehmen sind Commercial Papers eine kostengünstige Finanzierungsalternative, da die effektiven Zinskosten lediglich geringfügig über den kurzfristigen Geldmarktsätzen liegen. Darüber hinaus ist die Ausgabe von Commercial Papers sehr flexibel zu handhaben, da die Laufzeit und das Volumen der Papiere bei einer Neuplatzierung jeweils den Bedürfnissen des Emittenten entsprechend neu festgesetzt werden können. Darüber hinaus wird die Abhängigkeit gegenüber einzelnen Kreditgebern verringert, da die Papiere nicht nur von einem Investor (z. B. einer Bank) gezeichnet werden, sondern von mehreren Anlegern, die aus verschiedenen Branchen stammen. Schließlich ist die Mittelaufnahme mittels Commercial Papers mit keiner Publizitätspflicht verbunden, sodass die Mittelbeschaffung sehr diskret vorgenommen werden kann.

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