Rz. 9

Der im Jahr 2010 gegründete International Integrated Reporting Council (IIRC) zielte in seinem Rahmenwerk v. a. auf die enge Verzahnung und die Zusammenhänge zwischen integrierter Berichterstattung und integrierter Unternehmenssteuerung ab. Unter der bildhaften Beschreibung "Breaking down the Silos"[1] wurde v. a. die notwendige cross-funktionale Zusammenarbeit zwischen den wahrgenommenen Silos betont.

Die nachhaltigkeitsbezogenen Berichtsanforderungen auf EU-Ebene haben komplexe Auswirkungen auf die Lageberichterstattung. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Finanz- und Nachhaltigkeitsfunktionen im Unternehmen ist aus Anwendersicht unabdingbar. Nachhaltigkeitsberichterstattung wird aufgrund ihrer breiten und stetig wachsenden Anforderungen – sowohl was Qualität als auch Quantität der Informationen betrifft – vermutlich in den meisten Unternehmen immer eine cross-funktionale Aktivität darstellen.

Wichtig ist, dass die Verantwortlichen aus relevanten Finanzeinheiten (u. a. Reporting, Accounting/Performance Measurement, Treasury, Risikomanagement), aus Unternehmensstrategie/Nachhaltigkeit, Investor Relations, relevanten Experteneinheiten (Umweltschutz, Sicherheit, Gesundheit, Personal, Einkauf, Compliance), operativen Einheiten sowie aus der Unternehmenskommunikation im Berichts- und Prüfprozess eng zusammenarbeiten. Nur so ist die frühzeitige Veröffentlichung aller wesentlichen Finanz- und ESG-Informationen zum gleichen Zeitpunkt möglich.

Auch für die kurzfristige Umsetzung der Anforderungen des CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetzes (CSR-RUG; § 9 Rz 2 ff.) für das Geschäftsjahr 2017 und des abgeleiteten überarbeiteten Rechnungslegungsstandards (DRS 20) waren das etablierte Zusammenspiel von Rechnungslegungsexpertise und den Verantwortlichen für ESG-Berichtsprozesse erfolgskritisch.

Eine Verankerung fachlicher Expertise in allen relevanten Teilen der Organisation ist die wichtige Basis für robuste Berichterstattungsprozesse. Allerdings kann v. a. bei Unternehmen mit langjähriger Vorerfahrung im Bereich der Nachhaltigkeitsberichterstattung oftmals die Herausforderung einhergehen, dass Prozesse, Systeme und organisatorische Ansätze "historisch gewachsen" und in Teilen personengebunden sind. In diesem Fall bieten die wachsenden Anforderungen an eine robuste Nachhaltigkeitsberichterstattung auch die Chance, gewachsene Strukturen zu hinterfragen und eine agile sowie gleichzeitig belastbare Aufbau- und Ablauforganisation zu etablieren.

Seit 2018 wurde bei BASF bspw. zur cross-funktionalen Koordinierung zahlreicher Herausforderungen im Kontext der Sustainable-Finance-Debatte ein "Sustainable Finance Round Table" institutionalisiert. In diesem Round Table diskutieren Vertreterinnen und Vertreter aus verschiedenen Finanzfunktionen, Strategieeinheiten (inkl. der Nachhaltigkeitsorganisation), Investor Relations, Kommunikation und Stabsfunktionen aufkommende neue Anforderungen an das Unternehmen und die Berichterstattung. So können zeitnah notwendige Entscheidungs- und Anpassungsprozesse angestoßen werden. Ebenso wurde 2021 im Finanzbereich eine Einheit "Sustainability Reporting, Analytics and Performance Management" etabliert, um Synergien zwischen interner und externer Finanz- und Nachhaltigkeitsberichterstattung zu generieren.

 
Hinweis

2022 wurde zusätzlich das "Sustainability Reporting & Controlling Committee" etabliert, um quartärlich schnelle Entscheidungen zur effizienten Implementierung v. a. neu aufkommender regulatorischer Anforderungen im Bereich der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu treffen und mit der enormen externen Dynamik Schritt zu halten. In diesem Entscheidungsgremium sind berichtsrelevante Einheiten wie Unternehmensstrategie, Finanzfunktion, Investor Relations, Facheinheiten, IT, aber auch Führungsfunktionen aus dem operativen Controlling vertreten. Der zunehmend wichtigen Rolle der Controlling-Funktionen in Unternehmen bei der Erhebung robuster ESG-Daten wird so Rechnung getragen.

Es ist entscheidend, klare Verantwortlichkeiten für die "Governance" und die Vorgaben der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu etablieren sowie sicherzustellen, dass diese Vorgaben qualitäts- und kontrollgesichert umgesetzt werden. So kann eine entsprechend zuverlässige Berichterstattung in Anlehnung an robuste Finanzberichterstattungsprozesse gewährleistet werden.

Eine aktuelle Herausforderung der Nachhaltigkeitsberichterstattung zahlreicher Anwenderunternehmen ist, dass auch IT-Systeme zur Erhebung globaler und robuster ESG-Daten oftmals historisch gewachsen sind. Nicht selten werden Nachhaltigkeitsdaten mit selbst kreierten Datenbanken erhoben, denen die Anbindung an bestehende IT-Systeme fehlt. Da die Datenerhebung aufgrund der Bandbreite der Nachhaltigkeitsthemen – von eher qualitativen KPIs zu Menschenrechtsaspekten bis hin zu detaillierten Taxonomieanforderungen zu klimabezogenen Themen – überaus heterogen ist, bietet sich hier ein Betätigungsfeld für IT-Provider, entsprechende Lösungen zu erarbeiten. Eine Übergangslösung kan...

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Haufe Finance Office Premium. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge