Rz. 6

Nachhaltig strukturierte Kredite erfreuen sich einer weiter steigenden Beliebtheit und sind – darin sind sich mittlerweile nahezu alle Marktteilnehmer einig – im Mainstream der Finanzierungspraxis angekommen. Ein Beleg hierfür ist das Wachstum des Markts für Sustainability-Linked Loans. So stieg das globale Volumen ESG-bezogener Kredite in einem relativ kurzen Zeitraum auf insgesamt mehr als 400 Mrd. USD (Abb. 2). Damit überschreitet das vergleichsweise junge Finanzierungsinstrument bereits heute die klassischen, zweckgebundenen Green Loans um ein Vielfaches. Der Grund hierfür liegt auf der Hand. So eignen sich zweckgebundene Finanzierungen lediglich für Kreditnehmer, die ausreichende Investitionsprojekte mit einem klaren ökologischen Nutzen vorweisen. Dass das Gros der vereinbarten Kreditinstrumente aber der allgemeinen Unternehmensfinanzierung dient, ist eine Erklärung für den aktuellen Siegeszug der Sustainability-Linked Loans. Außerdem handelt es sich bei den sonst üblichen Konsortialkrediten oft um einen revolvierenden Kreditrahmen, der als reine Liquiditätsreserve oder für temporäre Bedarfe, wie bspw. die Finanzierung von saisonalen Schwankungen im Working Capital, genutzt wird. Eine Zuordnung der Mittelverwendung für umweltfreundliche Zwecke ist somit meist nicht darstellbar.

Abb. 2: Sustainability-Linked Loans haben Green Loans deutlich überholt[1]

 

Rz. 7

Bei großen Konsortialkrediten haben sich Sustainability-Linked Loans bereits als Standard etabliert. Den Auftakt im deutschen Markt gab Ende 2018 der Konsumgüterhersteller Henkel mit einer syndizierten Kreditlinie im Volumen von 1,5 Mrd. EUR. Im Jahr 2019 vereinbarte u. a. mit Dürr, E.ON, Norma, LANXESS, Continental und Telefónica Deutschland eine Reihe weiterer Unternehmen Konsortialkredite mit ergänzter Nachhaltigkeitskomponente, wodurch diesem Modell endgültig der Durchbruch gelang. Seitdem nahm nicht nur die Anzahl nachhaltigkeitsbezogener Kredite zu, sondern auch der Durchdringungsgrad. Neuerdings werden auch immer mehr kleinere Konsortialfinanzierungen, Club Deals und bilaterale Kredite mit Nachhaltigkeitskomponenten strukturiert, die zunehmend auch Volumina im zwei- und teilw. im einstelligen Millionen-Euro-Bereich vorweisen.

 

Rz. 8

Die Motivation für die Nutzung einer nachhaltigen Finanzierung ist vielschichtig.[2] Der pekuniäre Aspekt spielt für das Gros der Kreditnehmer nicht die übergeordnete Rolle. Vielmehr unterstreicht die Entscheidung für ein nachhaltiges Finanzierungsinstrument das Bekenntnis zur firmeneigenen Nachhaltigkeitsstrategie. So möchten Unternehmen ihren Stakeholdern – u. a. Geldgeber, Eigentümer, Kunden, Mitarbeiter und Politik – signalisieren, dass Nachhaltigkeit ein wichtiger Teil ihrer Geschäftsstrategie ist. Gleichzeitig geben sie über den finanziellen Anreiz einen positiven Impuls in der eigenen Organisation, um die gesteckten Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

[1] Quellen: BloombergNEF, Helaba Research & Advisory.
[2] Deutsches Aktieninstitut e. V., Unternehmensfinanzierung im Zeichen der Nachhaltigkeit, 2021, www.dai.de/fileadmin/user_upload/Studie_Unternehmensfinanzierung_im_Zeichen_der_Nachhaltigkeit.pdf, abgerufen am 3.1.2023.

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